Das Essen mit Viktor dauerte zu meinem Glück nicht zu lang, sodass ich gegen sechs Uhr abends zu Hause war. Die letzte halbe Stunde fragte er mich ganz diskret über Jane aus. Tja, er würde wohl nie eine Chance bei ihr bekommen, aber das wollte ich ihm nicht sagen. Es war nicht meine Aufgabe ihm einen Korb zu geben. Ich war sein Anwalt und nicht sein Wingman beim Daten.
Aber Viktors Liebesleben, oder das nicht Vorhandensein dessen, spielte keine Rolle für mich. Ich musste mich um mein Eigenes kümmern, was zurzeit schon durcheinander genug war. Ich schloss die Tür auf und hörte meinen Mitbewohner in der Küche hantieren. Es roch wahnsinnig gut. Dem Duft folgend, stand ich kurz danach hinter einem vor dem Herd singenden Louis. Es dröhnte Queens Bohemian Rhapsody aus meiner Stereoanlage und er hatte mich bei dieser Lautstärke sicherlich noch nicht bemerkt.
Seine Stimme klang richtig gut. Sie war hell und klar und hatte jede Menge Kraft. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer und ich musste lächeln. Es gab so Vieles, was ich nicht von ihm wusste. Auch schon früher. Selbst wenn er mein bester Freund war, hatte er immer Geheimnisse vor mir. Als er mir damals eröffnete, dass er an die Academy of Art nach San Francisco gehen würde, war mir im ersten Moment nicht klar, wieso. Ich war vollkommen von den Socken.
Grundsätzlich hatte ich angenommen, dass er auch in New York blieb, aber ihn zog es in wärmere Gefilde und ans Meer. Mir war bis dato nicht bewusst, dass er auch ein Faible für das Künstlerische hatte. Beiläufig erzählte er mir, dass er sehr viel zeichnete und hin und wieder auch Kurzgeschichten schrieb. Ich bettelte ihn damals an, mir seine Arbeiten zu zeigen, aber er ließ sich nicht erweichen. Nie durfte ich in seine Welt eintauchen, obwohl ich es so gern wollte. Daran hatte sich bis heute nichts geändert. Nur zwischen uns war einfach alles anders.
Ich machte noch einen letzten Schritt und legte meine Arme um seine Taille und meinen Kopf auf seine Schulter. Ich rechnete damit, dass er sich erschrecken würde, aber das tat er nicht.
„Hi", sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er drückte seine Nase in meine Haare und erwiderte meine Begrüßung.
„Hast du mich etwa gehört?", fragte ich, denn bei dieser Lautstärke, schien mir das fast unmöglich.
„Nein, nur deine Anwesenheit gespürt", antwortete er und grinste.
„Ach echt?" Er drehte sich in meinen Armen und küsste sanft meine Lippen.„Hast du Hunger? Ich habe heute mal etwas Neues ausprobiert. Keine Ahnung, ob mir das gelungen ist." Er verzog sein Gesicht und ich bejahte. Auch wenn mein Magen noch voll war nach dem Essen mit Viktor, würde ich ihn nicht enttäuschen wollen, wenn er sich so viel Arbeit gemacht hatte.
„Es riecht echt fantastisch. Was gibt es denn?"
„Lachs mit Gemüse aus dem Ofen. Mit Sicherheit nichts Besonderes für dich, aber du weißt ja, Fisch und ich ... sind nicht die besten Freunde. Aber ich weiß, dass du das gern isst. Ich wollte dir eine Freude machen." Er biss sich auf die Lippe und sah mich unsicher an.„Lou ... das hättest du nicht tun müssen." Ich küsste ihn, da ich Bedenken hatte, dass seine Lippe Schaden nehmen könnte. Er schlang die Arme um meinen Hals und vertiefte den Kuss.
„Darauf hätte ich jetzt definitiv mehr Appetit", sagte er, als wir uns voneinander lösten. Ich schüttelte den Kopf und musste lachen.„Später haben wir dafür noch jede Menge Zeit."
„Ich nehm dich beim Wort. Setz dich. Hast du Wein da?", fragte er.
„Ja, sicher. Im Keller. Ich hole uns eine Flasche." Ich lief die Treppen nach unten und wählte eine Flasche Weißwein aus. Zum Glück war es hier unten recht kalt, sodass der Wein gut temperiert war. Louis hatte schon den Tisch gedeckt und ich holte noch zwei Gläser und schenkte uns jedem eins davon ein.„Probier", forderte er mich auf und sah mich wartend an.
„Na gut." Ich nahm ein Stück vom Fisch und ein bisschen Gemüse und schob es in meinen Mund. Ich kaute einen paar Mal darauf herum und es schmeckte echt unglaublich gut. Ich zeigte ihm einen Daumen hoch, was ihn übers ganze Gesicht strahlen ließ. Er kostete und war anscheinend selbst schockiert über seine eigenen Kochkünste.
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High Walls - Larry Stylinson FF
FanficWenn du die Liebe gefunden hast, lass sie nie wieder gehen. Leider ist das Finden oder auch das Festhalten gar nicht so einfach ... Harry ist ein erfolgreicher Anwalt und leitet mit seinem besten Freund Tom eine Kanzlei in Manhattan. Er ist Single...