Kapitel 8

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3. Woche

Louis Schmerzen ließen langsam etwas nach. Zumindest meiner Einschätzung nach. Ob es an den Schmerztabletten lag, die er doch regelmäßig zu nehmen schien oder ob es schneller heilte, als erwartet, blieb mir verborgen, da er weiterhin sehr verschlossen war. Wir aßen immer gemeinsam zu Abend, aber das war auch schon alles. Die Tage vergingen und ich kam einfach nicht zu ihm durch. Alle Versuche mit ihm zu reden, verliefen im Sand. Er blockte immer recht schnell ab und verschwand in seinem Zimmer. Noch ließ ich ihm das durchgehen, aber ich musste mich mit seinem Fall beschäftigen und brauchte Informationen. Wie sollte ich denn bitte seine Verteidigung aufbauen? Wie stellte er sich das denn vor? Es nervte mich zusehends, aber zwingen konnte ich ihn auch nicht. Bisher war kein Termin vom Gericht festgesetzt worden, also hatten wir noch etwas Zeit, aber diese würde auch irgendwann ablaufen.

4. Woche

Ich schlief schon tief und fest, wurde aber durch eine Bewegung neben mir wach.
„Was machst du hier?", fragte ich verschlafen und gähnte.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken", hörte ich ihn leise sagen.
„Schon gut", antwortete ich und bekam gerade so meine Augen auf. Es war stockdunkel in meinem Zimmer, aber ich sah seine Silhouette und er setzte sich auf mein Bett.

„Ich kann nicht schlafen." Gut, dass konnte ich mir schon denken, sonst würde er ja nicht hier sein.
„Brauchst du etwas?" Ich drehte mich zu ihm und zog mir die Decke wieder über die Schultern.
„Nein, eigentlich nicht. Darf ich bei dir bleiben?"
„Meinetwegen", brummte ich und schloss wieder meine Augen. Die Matratze senkte sich ein wenig und er schimpfte leise vor sich hin.
„Was?", brachte ich hervor.
„Nichts weiter. Rutsch mal ein Stück."
Genervt bewegte ich mich, um ihm Platz zu machen. Dann spürte ich ihn ganz nah neben mir und er seufzte. Auch sagte er noch irgendetwas, aber ich driftete schon wieder in den Schlaf ab.

Plötzlich wurde ich durch ein Klingeln geweckt, was so gar nicht in meinen schönen Traum passte. Ich öffnete die Augen und tastete nach dem Wecker. Ich erwischte den richtigen Knopf und er gab wieder Ruhe. War die Nacht denn schon wieder vorbei? Verdammt. Ich wollte mich gerade auf den Rücken drehen und mich strecken, da stieß ich an jemanden und mir fiel ein, dass Louis heute Nacht hier aufgekreuzt war. Erst jetzt bemerkte ich, dass er seinen Arm um mich gelegt hatte. Dieses Schlafverhalten war echt etwas ... merkwürdig. Seit wann war er denn so anhänglich?

„Guten Morgen", sagte Louis, verharrte aber genau in der Position, was mich verwunderte. Warum lagen wir so in meinem Bett? Das war vor ein paar Tagen schon mal passiert.
Ich nahm seinen Arm und schob ihn von mir runter und setzte mich sofort auf.

„Heute Abend wird es spät. Ich habe noch ein ... Date", teilte ich ihm mit, während ich abgewandt zu ihm saß.
„Na dann, wünsche ich dir viel Spaß."
„Danke, werde ich bestimmt haben. Ich ..." Gerade wollte ich ihm erzählen, mit wem ich mich treffen würde, da stand er blitzartig auf und verließ mein Schlafzimmer. Ich sah ihm nach und er hielt sich seine Seite und fing zu husten und beugte sich nach vorn. Seine Hand streckte er nach der Wand aus, um sich abzustützen und sofort eilte ich ihm hinterher.

„Louis ...?", fragte ich und berührte ihn sanft am Rücken. Er wand sich ab und ging in sein Zimmer und die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss. Was zur Hölle? Mit seinen Launen konnte echt kein Mensch mithalten.

Als ich schon wieder vollkommen genervt, von meinem derzeitigen Mitbewohner, in der Kanzlei eintraf, teilte mir Jane mit, dass mein Essen heute Abend abgesagt wurde. Warum bekam ich das von meiner Sekretärin gesagt? Ich sah sie etwas verwirrt an und ließ es dann dabei bewenden. Ich konnte mich schlecht bei ihr beschweren, dass ich abserviert wurde. Aber wir hatten uns doch letztlich so gut verstanden, als wir uns in dieser Bar kennenlernten? Es war schon eine Weile her, da ich einfach keine Zeit hatte und dann kam da noch Louis dazwischen. Ich mochte sie, aber einen Anruf war ich ihr wohl nicht wert. Dann eben kein Date, sondern wieder einen Abend mit meinem mürrischen Ex-Schulfreund. Großartige Aussichten.

High Walls - Larry Stylinson FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt