Kapitel 51

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Das Diner war sehr schön und Tilda steuerte sofort einen Tisch in der Ecke an und setzte sich. Sie fuhr mit ihren Händen über die Tischplatte und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Matt setzte sich direkt neben sie und ich ihr gegenüber.
„Das war immer unser Tisch. Hier hat Oscar eine Menge Pancakes vertilgt", sagte sie und wischte sich das Gesicht trocken. Es tat mir furchtbar leid, sie so zu sehen.

Ich legte mein Laptop auf den Tisch und schaltete ihn an. Wir waren aber aus einem bestimmten Grund hier, auch wenn ich Tilda gern einfach nur in Erinnerungen schwelgen lassen wollte.

„Was möchtet ihr essen?", fragte ich und sah die Karte durch. Ich brauchte nur einen Kaffee. Hunger hatte ich gerade keinen. Matt wählte die Rühreier und Speck, dazu Toast mit Schinken und Käse. Tilda blieb bei Pancakes.

Nachdem uns die Getränke serviert wurden, besprach ich mit Tilda nochmal den Unfallhergang. Sie wich nicht von ihrer vorherigen Geschichte ab und das war gut. Ich fing an, diese in den Laptop zu tippen, während die beiden aßen.

Als Tilda meinte sie platze gleich, aß Matt noch den Rest von ihr auf und ich zeigte ihr in dieser Zeit, die notierte Aussage. Sie bestätigte es und dann redeten wir über die Verhandlung.

„Ich werde dich in den Zeugenstand rufen und du erzählst einfach das, was du mir gerade erzählt hast. Am besten du siehst immer mich an. Beachte nicht den Staatsanwalt. Und falls es zu einem Kreuzverhör kommt, dann erzählst du auch wieder nur das, was du gesehen hast. Mir geht es darum, dass die Geschworenen verstehen, dass der Unfall von Sophia absichtlich herbeigeführt wurde. Das ändert ein wenig die Sichtweise und hilft uns eventuell", erklärte ich ihr.

„Dieser Freund von dir ... stehst du ihm nahe?", fragte Tilda, während Matt gerade damit beschäftigt war sich noch ein Dessert auszusuchen.
„Ja, sehr sogar", antwortete ich und lächelte sie an.
„Dann hoffe ich, dass meine Aussage hilft und du nicht auch jemanden verlierst, der dir viel bedeutet."
„Das hoffe ich auch", seufzte ich.

Als die beiden fertig mit Essen waren, fuhren wir wieder zurück. Im Auto unterhielten wir uns noch ein wenig. Ich erfuhr, dass Tilda lange in einer kleinen Firma als Buchhalterin gearbeitet hatte und Matt war Elektriker. Die Stimmung war locker, trotz der Umstände und selbst Matt lachte immer mal wieder.

„Ich denke, ich komme in zwei Wochen wieder vorbei. Ist das okay?", fragte ich, als ich das Auto parkte.
„Ja, ich freue mich immer, wenn du uns besuchst", antwortete Tilda vom Rücksitz aus. Ich sah in den Spiegel und sich schenkte mir ein Lächeln, dass ich nur erwidern konnte.

„Braucht ihr noch irgendetwas? Ich meine ... Decken oder dicke Jacken? Ich weiß nicht ...?", wollte ich wissen, denn jetzt, wo ich sie besser kannte, hatte ich das dringende Bedürfnis ihnen zu helfen.
„Das ist lieb von dir Harry, aber du musst das nicht tun", sagte Tilda und legte ihre Hand auf meine Schulter.
„Aber ich würde gern."
„Na ja, wir brauchen immer neue und vor allem warme Sachen", warf jetzt Matt ein.
„Okay, ich kümmere mich darum." Wir stiegen aus und Matt klemmte sich alle Klamotten unter den Arm, welche wir heute gekauft hatten, und dann verabschiedeten wir uns voneinander.
„Tilda ...", rief ich ihr nach. Sie drehte sich um und sah mich an. „... danke."

Es war mittlerweile schon Nachmittag und ich telefonierte mit Tom.
„Ich habe Tildas Aussage. Ich fahre jetzt noch zu Jim und rede mit ihm. Braucht ihr mich heute noch, sonst würde ich danach gleich nach Hause fahren?"
„Alles okay mit dir?", fragte er.
„Ja, es war nur ein anstrengender Tag."
„Dann sehen wir uns morgen. Hast du mit Louis schon darüber gesprochen, dass wir uns am Freitag treffen, um über seinen Fall zu sprechen?"
„Nein ... habe ich noch nicht", gestand ich ihm. Louis hatte mir zwar versprochen, nicht mehr wegzurennen und kooperativ zu sein, aber ich hatte trotz allem Bedenken. Aus diesem Grund wusste er auch noch nichts davon.

High Walls - Larry Stylinson FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt