High Walls - Larry Stylinson FF

Kapitel 32

Es war schon nach fünf Uhr und ich fing Tom ab, der gerade in den Feierabend gehen wollte.
„Hast du noch ein paar Minuten für mich?", fragte ich ihn und stecke meinen Kopf aus meiner Bürotür.
„Ja natürlich" Er kam herein und ich schloss die Tür.

„Tom, was soll ich jetzt machen? Meinst du ich sollte nochmal mit Tilda reden hinsichtlich des Unfalls? Das sie vielleicht doch als Zeugin ganz nützlich wäre?" Er sah mich einen Moment fragend an, aber dann war er wieder im Bilde.

„Ich finde die Idee nicht schlecht. Ein Risiko ist es. So wie du gestern schon gesagt hast, ist es nicht sicher, ob sie bei Gericht erscheint. Fahr doch noch einmal zu ihr und unterhalte dich mit ihr. Du meintest, sie könnte nicht glaubwürdig sein, nur weil sie auf der Straße lebt. Den Ansatz halte ich für falsch. Finde heraus, warum sie dieses Leben lebt und ob sie nicht doch eine gute Zeugin wäre. Ich denke, wir können das nicht pauschal beurteilen. Das diese armen Menschen unserem Rechtssystem nicht vertrauen, kann ich gut nachvollziehen. Probier es aus. Du hast nichts zu verlieren."

Tom wartete, während ich mir seine Worte durch den Kopf gehen ließ.
„Okay, du hast recht. Ich werde nochmal mit ihr reden. Nehmen wir mal an, sie macht die Aussage, bleibt immer noch die Frage offen, wer hinterm Steuer des Wagens saß", sagte ich.

„Sicher. Diese Frage bleibt und die können wir nicht beantworten. Aber eben auch nicht der Staatsanwalt. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass wenn klar ist, dass Sophia sich umbringen wollte, der Fahrer an sich keine große Chance hatte den Unfall zu verhindern. Das derjenige vom Unfallort abgehauen ist, bleibt ein Problem. Warum ist er nicht geblieben und hat einen Krankenwagen gerufen?" Tom hob fragend die Hände.

„Weil er ausgestiegen ist und festgestellt hat, dass sie tot ist", warf ich ein.
„Genau. Und das wiederum könntest du als Argument anführen, dass das Auto vorher gestohlen wurde. Louis hätte genauso wie ich, einen Krankenwagen gerufen und die Polizei. Er ist nicht vorbestraft und es liegen auch sonst keine Beschwerden gegen ihn vor. Ich habe das mal gecheckt. Du hältst dich sehr zurück mit Recherchen in diesem Fall", bemerkte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ähm ... ja ..." Ich seufzte und plumpste auf meinen Bürostuhl.
„Dafür bin ich dein Partner. Ich dachte mir schon, dass du ein Problem damit hast in seiner Vergangenheit zu wühlen. Aber mir macht das nichts aus", sagte Tom und grinste ein wenig.
„Und, du hast nichts gefunden?" Jetzt war ich neugierig.

„Nein. Nichts. Zumindest nicht, was seine Person in ein schlechtes Licht rücken würde. Er hat vor circa zwei Jahren, plus minus, in San Francisco mal Anzeige gegen zwei Männer erstattet. Anscheinend haben sie ihn um eine Menge Geld gebracht und aufgrund dessen, nehme ich an, hat er auch seine Firma verloren. Ja, auch da habe ich mal ein bisschen nachgeforscht. Aber die Polizei hat in diesem Fall nie Fortschritte gemacht und diese Typen gefunden." Er faltete seine Hände und überlegte, dass sah ich an seiner gerunzelten Stirn.

„Er hat mir gestern Abend erzählt, dass er sich wohl mit den falschen Leuten eingelassen, aber seine Schulden beglichen hat." Ich musste dabei an seinen merkwürdigen Tonfall denken. Ich stand wieder auf und lief ein paar Schritte durch mein Büro.

„Ich nehme nicht an, dass es relevant für die anstehende Verhandlung ist", meinte Tom. „Harry, du musst einfach die Geschworenen überzeugen und ihnen klar machen, dass Louis ein guter Kerl ist, der so etwas nie tun würde. Du kennst ihn von früher, du kannst seinen Charakter darlegen. Und Jim wird das bestätigen. Es wird kein langwieriger Prozess werden. Kann mir nicht vorstellen, dass die Staatsanwaltschaft darauf viel Zeit verschwenden wird. Dann brauchen wir nur noch einen netten Richter, ein paar uns wohlgesonnene Geschworene und Louis ist frei von allen Vorwürfen."

„Ich mag deine positive Einstellung", lachte ich und so wie Tom das sagte, klang es gar nicht so schwierig. Ich würde das schon hinbekommen. Scheiße, ich musste es hinbekommen.