High Walls - Larry Stylinson FF

Kapitel 61

15. Woche

Montag, der furchtbarste Tag der Woche und ich musste meinen Vater anrufen. Ich saß im Büro und trommelte mit meinen Fingern auf den Schreibtisch. Okay, jetzt oder nie. Ich wählte seine Nummer und hielt mir das Handy ans Ohr.

„Hallo Harry", ertönte seine gute gelaunte Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Hey, Dad. Wie geht es dir?" Vielleicht hatte er ja vergessen, dass er mir und Louis über den Weg gelaufen war? In seinem Alter ...? Gott, ich war ein Arsch.
„Es geht mir gut? Und dir?"
„Alles gut", entgegnete ich.
„Wie geht es Louis?" Verdammt ...
„Es geht ihm gut."
„Das freut mich zu hören."

Ich war ihm sehr dankbar, dass er mich nicht gleich am Telefon mit Fragen bombardierte. Durchaus konnte ich mir vorstellen, dass er neugierig war.
„Wollen wir heute Mittag essen gehen?", fragte er.
„Heute?", quiekte ich erschrocken mit einer ungewöhnlich hohen Stimme.
„Ich habe am Nachmittag einen Termin in deiner Nähe. Das würde sich also anbieten."
„Ja, wenn es für dich so am besten passt."

Gut, also heute und noch dazu an einem Montag, würde ich meinem Vater erzählen, dass ich mich in einen Mann verliebt hatte. Es konnte keinen besseren Tag geben. Oh Scheiße ... das ging irgendwie zu schnell.

„Tom...", sagte ich, während ich in sein Zimmer stürmte. Ohne mich umzusehen, fiel ich in seinen Massagesessel und drückte auf Start.
„Komm ruhig rein und mach es dir gemütlich, Harry. Josephine hat gerade angerufen. Sie kommt erst heute Nachmittag, da ein Gerichtstermin kurzfristig verschoben wurde. Bist du dann da, um ihr alles zu zeigen und sie mit ihren neuen Fällen vertraut zu machen? Ich muss gegen drei weg. Karren und ich haben einen Termin in der Schule, in die Felix ab nächstes Jahr gehen soll."

„Er kommt schon in die Schule? Aber er ist doch noch so klein", meinte ich und hatte das echt nicht auf dem Schirm.
„Das mag sein, trotz allem ist er alt genug für die Schule", erklärte mir Tom.
„Gott, die Zeit vergeht echt rasend schnell", stellte ich fest und schloss kurz meine Augen, als mich diese kleinen Knubbeln am Rücken massierten.

„Wieso bist du hier?", fragte Tom und lief um seinen Schreibtisch herum.
„Ich treffe mich heute zum Mittagessen mit meinem Dad."
„Das ist doch was Gutes und keinen Grund schon wieder meinen Lieblingssessel zu blockieren", sagte er und verzog das Gesicht.

„Erstens, das ist mein Lieblingssessel und zweitens, hat mein Vater Louis und mich in der Stadt gesehen. Wahrscheinlich auch noch dabei, als ich ihn gerade geküsst habe. Und da mich meine Mum mit einer Tierärztin verheiraten will oder mit Kristi, die eindeutig einen Hang zu merkwürdigen Klamotten hat ..."
„Was für eine Tierärztin? Und wer ist Kristi?", unterbrach mich Tom in meiner ausschweifenden Geschichte.
„Ach, das ist nicht so wichtig."
„Warum erwähnst du es dann?"
„Nur der Form halber."
„Aber dann will ich es auch wissen."

Genervt sah ich ihn an und erzählte es ihm.
„Kristi verkauft Klamotten aus Hanf und ..."
„Echt? Karren hatte auch mal so eine Freundin", erwiderte er nachdenklich.
„Danke für diese Information, Tom." In welchem Universum, half mir dieses Wissen in irgendeiner Form weiter?
„Und Jessica, alias die Tierärztin, rettete kleinen Koalas das Leben." Auch Tom war von Jessicas Einsatz den Koalas gegenüber beeindruckt. Wer nicht?
„Und wer soll nun dein Herzblatt werden?", scherzte er und grinste mich dämlich an.
„Louis. Ohne Zweifel."
„Und ich soll dir jetzt wie weiterhelfen?"
„Keine Ahnung, ich wollte nur mit dir darüber reden. Denkst du, er wird es verstehen, dass ich mit Louis zusammen bin?"
„Harry, das kann ich dir nicht sagen. Ich denke, das ist ein schwieriges Thema und jeder geht anders damit um."

Er kratzte sich am Kopf und setzte sich auf die Kante seines Tisches.
„Aber du hast es einfach so hingenommen."
„Weil du mein bester Freund bist. Es mir vollkommen egal ist, mit wem du zusammen bist. Solang du zufrieden bist, bin ich es auch."
„Und er ist mein Dad. Sollte ihm doch auch so gehen, oder?"
„Hey, dein Vater ist ein großartiger Mann. Rede mit ihm und dann wirst du sehen, wie er reagiert."
„Am Telefon war er ganz normal", sagte ich und stützte mein Kinn in eine Hand.