Kapitel 62

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„Hallo Harry", sagte Josephine und reichte mir die Hand. „Tut mir wahnsinnig leid, dass es so spät geworden ist, aber der Gerichtstermin ließ sich nicht verschieben und ..."
„Mach dir darüber keine Gedanken. Ich finde es gut, dass du dich so für deine Klienten einsetzt. Das spricht für dich." Ich schenkte ihr ein freundliches Lächeln, dass sie sofort erwiderte.

„Wollen wir loslegen?"
„Ja, gern", bestätigte sie und als Erstes zeigte ich ihr das neue Büro, was Jane für sie eingerichtet hatte.
„So, dein neuer Arbeitsplatz."
„Wow, das ist ja dreimal so groß, wie das Büro, welches ich bisher hatte."

„Du sollst dich hier auch wohlfühlen. Tom und ich haben uns Gedanken gemacht, welche Fälle wir dir geben wollen. Ich würde diese gern kurz mit dir durchgehen. Dann hast du schon mal einen Überblick und morgen steigen wir dann richtig ein. Jane und Kelly stehen dir auch immer für Fragen zur Verfügung, was den bürotechnischen Ablauf betrifft. Bei allen anderen Sachen sind Tom und ich, sowie Ricky und Martin deine Ansprechpartner. Wir arbeiten hier als Team und unterstützten uns gegenseitig in allen Belangen."

„Das hört sich gut an", antwortete sie und sah sich in ihrem neuen Reich um.
„Willst du einen Kaffee?", fragte ich sie.
„Oh ja." Wir gingen gemeinsam in die Küche und holten uns jeder eine Tasse. Schwarz. Das war mir gleich sehr sympathisch.

Danach saßen wir über den Akten und ich gab ihr einen Überblick über die laufenden Fälle, die sie übernehmen sollte. Als ich das nächste Mal auf die Uhr sah, war es schon sechs.
„Ich denke, das reicht für heute. Wir machen morgen hier weiter."
„Ich bleibe noch eine Weile, wenn es dir nichts ausmacht. Würde mich gern schon etwas einlesen."
„Davon halte ich dich sicherlich nicht ab. Martin ist heute auch länger da. Wenn etwas sein sollte, sein Büro ist am Ende des Gangs links", erklärte ich ihr nochmal, obwohl ich mir fast sicher war, dass sie sich alles gemerkt hatte.
„Alles klar. Dann bis morgen."
„Schönen Abend noch." Eilig lief ich zu meinem Büro und packte meinen Kram zusammen. Ich wollte nach Hause zu Louis.

***

„Hey, Babe...", hörte ich Louis Stimme aus dem Wohnzimmer, als ich zur Tür hereinkam. Ich grinste vor mich hin und ging zu ihm und küsste ihn auf den Kopf, während er auf der Couch saß.
„Was machst du?", fragte ich und er legte eine alte Zeitung beiseite, die stapelweise unter meinem Couchtisch lagen.
„Hab nur gelesen. Willst du etwas essen?"
„Später vielleicht. Ich gehe kurz ins Bad. Bin gleich wieder da." Schnell lief ich die Treppen nach oben und sprang unter die Dusche.

In meinen Wohlfühlklamotten und wesentlich entspannter, tapste ich wieder in Richtung Couch und setzte mich neben Louis.
„Wie war dein Tag?", wollte er wissen und streichelte meinen Arm.
„Ich war heute mit meinem Dad essen."
„Ah ... und?", fragte er und sein Körper spannte sich merklich an.
„Ich habe ihm erzählt, dass wir zusammen sind. Und dass ich dich sehr mag."

Ich kuschelte mich an ihn und fühlte mich genau am richtigen Ort.
„Was hat er dazu gesagt?"
„Er hat es einfach so akzeptiert. Ich war ehrlich gesagt etwas überrascht. Aber du brauchst dir keine Gedanken zu machen, dass er es irgendjemandem erzählt. Er behält es für sich, vorerst. Also, ich meine, bis wir alles geklärt haben. Meine Mutter wird also keinen nächtlichen Überfall planen. Obwohl er es nicht sonderlich gut findet, dass er sie anlügen muss. Aber er tut mir den Gefallen, oder besser gesagt uns", redete ich mit geschlossenen Augen.

„Er sollte nicht lügen müssen", entgegnete Louis.„Genauso wenig wie du."
„Na ja, daran können wir gerade nichts ändern." Ich gähnte, denn langsam wurde ich müde.
„Das ist nicht richtig, Harry. Erst ziehe ich dich und jetzt auch noch deinen Vater in meine Scheiße mit hinein."

Louis schob mich von sich weg und stand auf. Etwas verwirrt schaute ich ihn an.
„Lou, es ist doch ein absehbarer Zeitraum. Lass uns ins Bett gehen und morgen nochmal darüber reden." Ich rieb mir die Augen, stand auf und wollte nach seiner Hand greifen, aber er entzog sie mir sofort.
„Hey, was hast du denn?" Ich konnte sehen, wie es in seinem Kopf ratterte und er sich aufgebracht durch die Haare fuhr. In welchen Fettnapf war ich denn jetzt schon wieder getreten?

High Walls - Larry Stylinson FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt