Als ich am Abend nach Hause kam, stand Louis in der Küche und belegte gerade einen Pizzateig. Er und seine Pizza. Was würde er essen, wenn es diese nicht mehr gäbe?
„Hi, Honey. Wie war dein Tag?", fragte ich ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Ganz okay und bei dir?"
„Ging so. Was gibt es zu essen?"
„Für mich Pizza und dir habe ich einen Salat gemacht. Der steht im Kühlschrank", sagte er grinsend.
„Warum bekomme ich keine Pizza?", wollte ich wissen.
„Denk an dein Speckröllchen", antwortete er und pikste mir in den Bauch.
„Hey, was soll das?" Ich umarmte ihn von hinten und hielt seine Arme fest.
„Lass mich los", beschwerte er sich und lachte. „Deine Pizza ist schon im Ofen."
„Na gut. Ich habe nämlich Hunger."Ich küsste seinen Nacken und ließ ihn wieder los.
„Ich geh schnell duschen. Kommst du mit?"
„Nein, alles schon erledigt." Schmollend sah ich ihn an.
„Geh schon. Ich kümmere mich um das Essen und dann wolltest du noch deinen Kleiderschrank ausräumen", erinnerte er mich.
„Ja, das machen wir auch heute noch. Ich muss mich von einigen Sachen trennen." Schnell lief ich die Treppe nach oben und sprang unter die Dusche.Als ich wieder nach unten ging, duftete es schon sehr gut und mein Magen fing an zu knurren.
„Du kommst genau rechtzeitig."
„Das tu ich doch immer", grinste ich und zwinkerte ihm zu.
„Idiot", antwortete er und gab mir ein Teller mit einem Stück Pizza.
Ich küsste ihn zum Dank und er kniff mir in den Po, als ich mich umdrehte.Wir aßen und Louis erzählte mir von seinem Tag. Es war merkwürdig, aber es hatte sich schon eine Routine bei uns eingeschlichen. Und ich fand es schön, nach Hause zu kommen und zu wissen, dass er da war. Erst jetzt bemerkte ich wieder, wie gut es sich anfühlte nicht ständig allein zu sein.
„Dann lass uns mal loslegen", sagte ich, nachdem ich den Tisch abgeräumt hatte.
Wir gingen nach oben und ich besorgte noch schnell ein paar große Tüten, in denen ich meine alten Sachen verstauen konnte. Ich packte die zwei Mäntel, die ich heute früh schon aussortiert hatte ein und blickte dann in meinen Schrank. Gott, da war so viel Zeug drin, was ich nie wieder tragen würde. Als ich damals die Wohnung verließ, in der Laura und ich wohnten, stopfte ich alles nur in Umzugskartons. Ich hatte keine Zeit mich mit solchen Sachen zu beschäftigen. Gerade wurde die Kanzlei neu eröffnet, ich brauchte eine neue Bleibe ...„Willst du das behalten?", fragte mich Louis, hielt zwei merkwürdig gemusterte Hosen hoch und ich verdrängte diese Gedanken wieder.
„Ähm ... nein. Tu es weg."
„Wie viel Jacken braucht eigentlich ein Mensch?", wunderte ich mich über die große Anzahl in meinem Schrank.„Keine Ahnung", antwortete Louis. „Oh mein Gott", sagte er plötzlich und zog eine alte Jeansjacke mit weißen Fellkragen aus meinem Schrank. „Die hast du immer noch?" Lachend sah er mich an.
„Die hatte ich komplett vergessen. Die habe ich in der Schule getragen", stellte ich fest und betrachtete die Jacke, die mittlerweile sechzehn Jahre alt sein musste.„Ich kann mich noch erinnern, als wir sie gekauft haben. Du sahst damit echt gut aus", meinte er und hielt sie mir vor den Oberkörper.
„Da pass ich nicht mehr rein. Sie kann weg", sagte ich und deutete auf den Haufen ausrangierter Klamotten.
„Vergiss es." Schnell zog er sie über und fragte, „Was meinst du?" Ich biss mir auf die Lippe und musste lächeln.
„Steht dir. Willst du sie behalten?" Er nickte und ich machte einen Schritt auf ihn zu, packte den Fellkragen und zog ihn an mich. Kurz blickten wir uns in die Augen und dann küsste ich ihn. Sie stand ihm verdammt gut.Nach einer Stunde wies mein Kleiderschrank schon erhebliche Lücken auf und ich war zufrieden mit dem Ergebnis. Wir trugen die Tüten in mein Büro und lagerten sie erst einmal dort. Wenn ich das nächste Mal zu Tilda fuhr, würde ich sie mitnehmen. Louis erzählte ich vorerst, dass ich die Sachen spenden wollte. War nicht gelogen, aber den Part mit Tilda ließ ich aus, da ich ihm erst am Freitag, zusammen mit Tom, in alles einweihen würde. Aus einem mir unerfindlichen Grund, hatte ich deswegen ein komisches Bauchgefühl, was ich mir allerdings nicht erklären konnte. So als, erwartete einen etwas Schlimmes, aber ich konnte es nicht greifen. Blödsinn. Wahrscheinlich war es nur die Angst vor diesem Gespräch. Ich wusste nur zu gut, wie schnell Louis sich verbarrikadierte. Ich hoffte inständig, er tat es nicht, denn er musste mit uns zusammenarbeiten. Aber sicher war ich mir ehrlich gesagt nicht.
Ich stand im Flur und gähnte. Langsam kroch die Müdigkeit in meine Glieder und ich wollte nur noch ins Bett. Ich schlurfte ins Bad und setzte mich auf den Wannenrand, um meine Zähne zu putzen. Louis küsste meinen Haarschopf und ich lehnte meinen Kopf an seinen Bauch. Als wir alles erledigt hatten, schlüpften wir unter die Bettdecke und Louis lag in meinen Armen. Wieder schlang ich ein Bein über seine Beine, sodass er nicht von mir wegrutschen konnte.
„Was würde ich nur ohne dich machen?", murmelte ich im Halbschlaf.
„Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Tierärztin heiraten."
„Mmh ... nein. Eher nicht." Was für eine schreckliche Vorstellung.
„Deine Mum wird schon noch die Richtige für dich finden", sagte er leise. Seine Wortwahl gefiel mir nicht. Warum sagte er das? Aber ich war zu müde, um mich darüber aufzuregen.„Und was ist, wenn ich den Richtigen schon gefunden habe?" Zärtlich strich ich ihm durch die Haare und küsste seine Stirn. Er sagte nichts dazu, aber drückte sich noch mehr an mich. Das war mir Antwort genug.
Ineinander verschlungen schliefen wir ein. Erst am nächsten Morgen weckte mich sanft mein persönlicher Sonnenaufgang. Louis schlief seelenruhig neben mir und ich küsste seine Schulter, bevor ich mich leise aus dem Bett stahl.
Ich kochte fix Kaffee und suchte nach etwas Essbarem. Dabei fielen mir die Glückskekse in die Hände, die ich vor ein paar Tagen gekauft hatte. Ich legte sie mit auf das Tablett, auf dem zwei Schüsseln mit Obst standen. Ein bisschen Vitamine würden ihm nicht schaden.
Das Zimmer war bereits hell erleuchtet und ein Vogelgezwitscher drang aus dem Wecker. Louis aber störte das wenig, denn er schlief immer noch.
„Honey ... wach auf. Ich habe Frühstück mitgebracht." Ich legte mich hinter ihn und küsste seinen Hals. Er fing an zu brummen und ich musste lächeln.„Ist die Nacht schon wieder vorbei?", fragte er mit geschlossenen Augen und drehte sich zu mir.
„Ja leider. Lass uns etwas essen, bevor wir auf die Arbeit müssen."
„Nein, ich mag nicht. Ich will im Bett bleiben. Mit dir." Louis umarmte mich und ich hielt ihn fest. Er war so schön warm.Nach ein paar Minuten schob ich ihn allerdings von mir. Er meckerte leise vor sich hin, was mich auflachen ließ.
„Was gibt es denn zum Frühstück?", fragte er und setzte sich auf.
„Kaffee, Obst und Glückskekse", teilte ich ihm mit. Mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem etwas mürrischen Gesichtsausdruck sah er mich an.„Komm schon, noch nicht mal das Krümelmonster darf durchweg Kekse essen."
„Ja, ich weiß. Was denkst du, wie es ihm damit geht?" Theatralisch verdrehte er die Augen.
„Du hast einen Knall. Hier iss. Später kannst du dir wieder eine Ladung Zucker reinschaufeln", bemerkte ich.„Ich esse erst mal einen Keks", beschloss er und öffnete den Glückskeks, um den Spruch herauszuholen.
„Was steht drin?", fragte ich neugierig.
„Zehn Küsse werden leichter vergessen als ein Kuss!", las er vor.
„Das ist wahr", bestätigte ich.
„Aber wenn ich dich zehnmal richtig küsse, dann ist es besser als nur ein Kuss", philosophierte er.
„Kann gut sein", lachte ich und nahm mir ebenfalls einen Keks.Ich las mir den Spruch durch und lächelte in mich hinein.
„Was steht bei dir?"
„Ach, nur dieses, ich bin ein gefangenes Kind, holt mir hier raus. Findet man doch immer wieder." Den Zettel faltete ich schnell zusammen und legte ihn beiseite. Eigentlich stand darauf: Wenn du die Liebe gefunden hast, lass sie nie wieder gehen. Das hatte ich auch nicht vor. Ich schaute ihn von der Seite an und er schob sich eine Weintraube in den Mund, während er den nächsten Keks öffnete.„Das Gesicht eines Menschen siehst du im Licht – seinen Charakter im Dunkeln. Wow, das ist echt tiefsinnig", sagte er und kaute nun auf einer Erdbeere herum.
Plötzlich stellte er seine Schüssel beiseite und griff auch nach meiner.
„Hey, ich bin noch nicht fertig", beschwerte ich mich.
„Mir egal. Ich will jetzt zehn Küsse von dir."
„Willst du das?"
„Ja, oder eben den einen Kuss. Entscheide du, aber egal wie, wir küssen uns. Jetzt." Schmunzelnd beugte ich mich zu ihm und gab ihm das, was er verlangte. Er rutschte nach unten und zog mich mit sich. Irgendwie war es ein nicht enden wollender Kuss, der eindeutig nach mehr schmeckte. Nach viel mehr ... nach Liebe ... nach Zukunft.
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High Walls - Larry Stylinson FF
FanfictionWenn du die Liebe gefunden hast, lass sie nie wieder gehen. Leider ist das Finden oder auch das Festhalten gar nicht so einfach ... Harry ist ein erfolgreicher Anwalt und leitet mit seinem besten Freund Tom eine Kanzlei in Manhattan. Er ist Single...