High Walls - Larry Stylinson FF

Kapitel 46

„Möchtest du ein Glas Wein?", fragte ich Louis, nachdem wir frisch geduscht das Essen auf die Terrasse brachten.
„Ja, wieso nicht." Schnell entkorkte ich eine Flasche und ging mit zwei befüllten Gläsern nach draußen. Tatsächlich war es schon etwas kühler geworden, da wir bereits September hatten. Die Hitze am Tag, verschwand langsam in der Nacht. Ich holte noch zwei Decken von der Couch und reichte Louis eine davon.

„Ich dachte du wärmst mich?"
„Eher du mich. Ich friere", antwortete ich.
„Harry, wir haben bestimmt noch an die Zwanzig Grad", entgegnete er lachend.
„Nein, es sind nur Achtzehn." Ich hielt ihm mein Handy vors Gesicht und er schob meinen Arm beiseite.
„Dann komm her du Frostbeule." Er zog mich in seine Arme und ich deckte mich zu. Etwas umständlich hielt ich meinen Teller, aber ich wollte mich nicht von Louis entfernen. Er war so schön warm.

Nachdem mein Bauch gefüllt war, kuschelten wir uns eng aneinander und es wurde langsam dunkel. Wir redeten nicht, sondern genossen lediglich die Anwesenheit des anderen. Einfach nur in seiner Nähe sein und seine Finger, die meinen Nacken streichelten, war alles, was ich brauchte. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mal auf diese Art mit ihm zusammen sein wollte. Das ich ihn lieben würde. Und das tat ich. Und aus diesem Grund musste ich ihm etwas sagen.

„Louis ...", fing ich an und war etwas nervös, aber ich wollte es nicht länger mit mir herumschleppen.
„Ja?"
„Kannst du dich noch an die Nacht erinnern, in der ich nicht hier geschlafen habe?", fragte ich.
„Ja."
„Ich sagte dir doch, dass ich bei einer Freundin übernachtet habe."
„Ja?"
„Ich habe die Nacht bei Kelly verbracht, aber ..."
„Du hast was?" Sofort setzte ich mich auf, um ihn anzusehen.

„Es ist nichts passiert. Wir waren was trinken, da es ihr an dem Abend nicht gut ging. Ich habe es wohl etwas übertrieben ... Unser Streit vom Vortag hing mir noch im Kopf und ich ... ach, keine Ahnung. Sie hat mich mit zu ihr genommen, da ich nicht mehr ganz zurechnungsfähig war und das wars."
„Das wars? Niemand war nackt?" Tja, was sollte ich jetzt dazu sagen? Die Wahrheit.
„Doch schon ... irgendwie."
„Okay, das kapiere ich jetzt nicht." Ja, ging mir ähnlich.

„Ich war nackt, Kelly nicht. Und sie wusste es noch nicht einmal. Wir haben darüber geredet und sie war nicht so betrunken, wie ich. Wir hatten definitiv keinen Sex. Sie meinte, ich war lange im Bad und sie ist dann eingeschlafen und ich habe mich einfach zu ihr ins Bett gelegt. Vielleicht hatte ich versucht mit meinen Klamotten zu duschen? Ich kann mich nicht erinnern ... Würde aber erklären, warum sie sich am Morgen so komisch klamm angefühlt haben." Auf diese Idee war ich bisher gar nicht gekommen. Aber es klang logisch ...

„Wieso erzählst du mir das jetzt?", wollte er wissen.
„Weil ich dich nicht anlügen will. Du weißt, was ich davon halte. Ich will nicht, dass etwas zwischen uns steht. Außerdem habe ich ein schlechtes Gewissen, auch wenn nichts geschehen ist." Ich versuchte es mit einem kleinen Lächeln, aber Louis starrte mir mit einem versteinerten Gesicht in die Augen.

Plötzlich stand er auf und lief nach drinnen. Was ist denn nun schon wieder los?
„Lou, wo willst du hin? Bitte sei nicht böse auf mich. Du kannst gern Kelly anrufen, wenn du mir nicht glaubst." Ich drehte mich im Kreis und suchte mein Handy. Terrasse ... Tisch ...
„Nein, ich ... gehe eine Runde spazieren. Warte nicht auf mich."
„Was? Nein! Louis! Bleib hier!" Ohne auf mich zu reagieren, zog er seine Schuhe an und öffnete die Tür.

„Bitte, Lou, glaub mir doch. Ich wollte doch nur ehrlich zu dir sein, weil, Lou, ich ..." Die Tür fiel krachend ins Schloss. „... liebe dich." Wie ein begossener Pudel stand ich da und schaute auf die Wohnungstür. Vollkommen verständnislos schüttelte ich meinen Kopf und begann das Geschirr von draußen einzusammeln, um es in die Spülmaschine zu räumen. Gab es eigentlich auch mal irgendetwas, dass ich richtig machte? Anscheinend durfte ich nichts fragen, nichts sagen ... alles führte immer dazu, dass er sich in Luft auflöste. Puff ... weg war er.