Ich sitze hier im Dunkeln, die Zeit steht still und ich denke nach, über die vergangenen Jahre. Der einzige Lichtschein, der das Zimmer erhellt, kommt von einer Laterne vor dem Haus. Der Boden ist dreckig und ich starre auf die Matratze, die ich seit einem Jahr mein Bett schimpfe. Ich habe noch nicht mal einen Tisch, geschweige denn einen Stuhl.
Dabei hatte ich mal Alles. Eine gutgehende Firma, ein Haus und ein schönes Auto, einen Oldtimer, welchen ich geliebt habe. Aber so schnell, wie der Erfolg kam, brach alles innerhalb einer Sekunde in sich zusammen. Nichts war mir geblieben, aufgrund einer falschen Entscheidung.
Ich lache kurz auf und erschrecke selbst über den Klang meiner Stimme. Ich benutze sie nicht mehr sehr häufig. Mit wem soll ich auch reden?
Ich drehe die Flasche Wodka auf dem Boden und nehme einen großen Schluck. Der Alkohol brennt sich meine Kehle hinunter und ich kann immer noch nicht glauben, dass ich so tief gefallen bin. Der strebsame Junge, dem eine rosige Zukunft prophezeit wurde. Das ich nicht lache... eher der dumme Junge.
Ich gönne mir noch einen Schluck... und noch einen. Gott, ich hasse dieses Zeug, aber es ist relativ günstig und nicht ganz so widerwärtig, wie manch anderer Alkohol, aber er betäubt zumindest ein bisschen meinen ruhelosen Geist. Aber es nützt nicht viel, denn sie kommen jede Nacht, die Erinnerungen und die Angst ...
Heute allerdings brauche ich ein paar Tropfen mehr. Ich wollte mich endgültig aus diesem Leben befreien. Es war beschämend und ich fühle mich wie ein totaler Versager. Dieses Gefühl frisst mich langsam, aber sicher auf. Ich habe aufgegeben. Ich will das alles nicht mehr. Jeden Gedanken auslöschen, welcher mich dazu bringt, immer und immer wieder darüber zu grübeln, warum ich ... ach, scheiß drauf. Alle meine Bemühungen waren umsonst. Die Schmerzen, die Tränen, der Kampf ...
Das wird heute enden. Ich trinke noch einen letzten Schluck und werfe die Flasche mit Wucht an die Wand. Die Scherben verteilen sich auf der Matratze und der Alkohol läuft die aufgerissene Tapete hinunter und sickert in das ekelige Bettzeug.
Tiefer kann ich nicht sinken. Noch ein Stockwerk und ich bin in der Hölle. Na ja, da werde ich sowieso landen nach der heutigen Nacht.
Ich rappel mich auf, schnappe mir meine Autoschlüssel und verlasse die Wohnung. Nie wieder will ich zurück in dieses Drecksloch. Und das muss ich auch nicht. Eine Art Erleichterung legt sich über mich.
Ich laufe in die Richtung, in der ich meine zwanzig Jahre alte Rostlaube gestern abgestellt habe. Noch eine letzte Fahrt ...
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High Walls - Larry Stylinson FF
FanfictionWenn du die Liebe gefunden hast, lass sie nie wieder gehen. Leider ist das Finden oder auch das Festhalten gar nicht so einfach ... Harry ist ein erfolgreicher Anwalt und leitet mit seinem besten Freund Tom eine Kanzlei in Manhattan. Er ist Single...