Kapitel 19

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Ist das also Liebe? Sich enttäuscht und wütend in den Schlaf zu heulen? Nichts mehr mit dem anderen zu tun haben zu wollen? Im Moment scheint es so zu sein. Wir alle haben die ganze Nacht kaum geschlafen, immer wieder fängt Sophie an zu heulen. Sie tut mir so schrecklich leid. Wenn sie doch mit Nate reden würde, doch sie will nicht. Sie will ihn nie wieder sehen.

Am Morgen bin ich die erste, die wach ist und gehe deshalb erstmal duschen. Schnell föhne ich die Haare und kämme sie kurz durch. Nur mit einem Handtuch bekleidet, wecke ich die beiden Schlafmützen. Müde und mit roten, geschwollenen Augen blinzelt Sophie mich an. Erst scheint sie nicht ganz zu realisieren, was gestern passiert ist, doch dann fängt sie schon fast wieder an zu heulen. Schnell nehme ich sie in den Arm. Auch Vanessa scheint wach zu sein und fährt sich durch das Haar.

'Kommt, wir machen uns fertig und dann gehen wir in einem Café frühstücken.' ermuntere ich die beiden. Naja, ich versuch es zumindest.

'Gut. Wie spät ist es?' gähnt Vanessa.

'10 Uhr. Ihr könnt euch was aus meinem Schrank nehmen, solltet ihr etwas brauchen.'

Ich selbst schlüpfe anschließend schnell in frische Unterwäsche und ein dunkelrotes Kleid, mit langen Ärmeln. Schnell ziehe ich noch dunkelgraue Strumpfhosen an und flechte meine Haare, welche ich anschließend hochstecke. Noch etwas Mascara und Concealer (Ich habe schreckliche Augenringe!) und ich bin fertig. Auch die beiden anderen scheinen fertig zu sein. Wir nehmen uns die Taschen, Mützen, Schals und Mäntel und schlüpfen in unsere Schuhe.

Draußen ist es kalt und es scheint die ganze Nacht geregnet zu haben. Ich bereue es jetzt schon, nicht meine Handschuhe mitgenommen zu haben. Wir halten ein Taxi an und steigen dort ein. Nach etwa zehn Minuten sind wir an einem kleinen Café.

Als wir im Inneren sind, suchen wir uns einen kleinen Tisch in der Ecke. Wir bestellen Café für Vanessa und mich, Tee für Sophie und Cupcakes und Pancakes für alle. Genüsslich beiße ich in meinen ersten Cupcake. Wir unterhalten uns nicht viel, doch die Atmosphäre ist ziemlich angenehm.

'Was haltet ihr davon, wenn wir später shoppen gehen? Wir könnten in die Bond Street und nach Mayfair.' Vanessa sieht uns fragend an, während sie sich die Finger voller Schokolade ableckt.

'Das wäre super toll.' lächelt Sophie. Überrascht sehe ich sie an, doch bevor sie das bemerkt sage ich: 'Ich war schon lange nicht mehr mit Freunden shoppen.'

'Na dann, lasst uns gehen!'

Wieder vor dem Café, steigen wir in ein Taxi und fahren zur Bond Street. Wir klappern viele Geschäfte ab, bevor wir nach Mayfair fahren und dort dasselbe machen. Am Ende bin ich um ein Kleid von Burberry reicher. Auch die beiden anderen haben mächtig zugeschlagen.

Da wir nach einigen Stunden shoppen, wieder hungrig und erschöpft sind, setzten wir uns in ein Restaurant und schlagen uns dort die Bäuche voll.

Später fahren wir wieder zurück zu mir nach Hause.

'Wer ist das vor deiner Haustür?' fragt Vanessa plötzlich, als das Taxi anhält.

'Nate.' kommt es knapp von Sophie.

Vanessa und ich sehen uns besorgt an. 'Kommt gehen wir rein.' murmle ich und drücke dem Taxifahrer das Geld in die Hand.

Wir steigen aus und gehen auf Nate zu. Er lächlet mir kurz zu und wendet sich dann Sophie zu. 'Können wir reden?'

'Nein. Und jetzt verschwinde von hier.' Eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken sieht sie an.

'Komm schon Sophie..' versucht es auch Vanessa.

'Nein. Ich werde nicht mit ihm reden. Vergesst es.' Damit stürmt sie in mein Haus davon.

'Nate komm mit rein. Sie wird schon mit dir reden.' Er nickt und setzt sich anschließend in mein Wohnzimmer.

'Sophie? Komm schon raus da' Ich klopfe an die Tür MEINES Zimmers, in dem sie sich eingeschlossen hat.

'Bitte Sophie, Nate will bloß reden. Er wird es dir erklären.' Vanessa sieht mich verzweifelt an.

'Weißt du, er hat mir gestern alles erklärt. Wenn du jetzt nicht raus kommst und du ihn noch liebst, wirst du es immer bereuen.'

'Bitte mach die Tür auf!' Und da geschieht es: die Tür öffnet sich tatsächlich und sie geht erhobenen Hauptes an uns vorbei.

Leise schleichen Vanessa und ich uns hinterher. Sie setzt sich sogar zu ihm hin. Oh, endlich. Während Vanessa und ich die beiden heimlich belauschen, erzählt Nate ihr die ganze verdammte Geschichte. Und nunja, sagen wir so, er geht dabei ziemlich ins Detail, wodurch Sophie wieder leise vor sich hin weint. Als er geendet hat, streicht er ihr die Tränen aus dem Gesicht und küsst sie vorsichtig. 'Ich liebe dich.' flüstert er ihr ins Ohr und Vanessa und ich kreischen lautlos und fallen uns in den Arm.

Als die beiden Hand in Hand aus dem Wohnzimmer kommen und uns an der Wand zusammengequetscht sehen, fangen die beiden heftig an zu lachen. Auch ich kann mir ein Lachen kaum verkneifen.

'Ich denke wir gehen dann mal.' lächelt uns Sophie überglücklich an.

'Okay, byyee!' rufen Vanessa und ich lachend.

'Soo.. Und was machen wir während die beiden heftigen Versöhnungssex haben?'

'Ih! V hör auf damit. Ich werde jetzt ewig diese Bild vor meinen Augen haben.' Wenn ich mir meine beiden besten Freunde beim Sex vorstelle, bäh.

'Tut mir leid.' lacht sie. 'Hast du Lust auf diese Kunstaustellung in Newham?'

'Ja, klar. Aber vorher muss ich mich erst frisch machen.'

Nach einer halben Stunde, begeben wir beide uns vor die Tür. Kurz darauf steigen wir in ein Taxi und fahren nach Newham.

'Weißt du, ich habe eine Frage.' unterbricht Vanessa plötzlich die Stille, als wir in Ruhe die vielen Bilder und ähm.. Heißen Künstler betrachten.

'Und die wäre?'

'Wie kann es sein, dass ihr in Mitten von Islington einen Garten habt? Keiner hat das! Ich finde das echt nicht fair.'

Ich sehe sie stumm an, dann fange ich an zu lachen. Und zwar richtig. 'Du.. Das.. Das war deine Frage?' Ungläubig sehe ich sie an. 'Wieso wir einen Garten haben und die anderen nicht? Genau deshalb haben meine Eltern das Haus gekauft. Meine Mutter würde viel lieber außerhalb von London wohnen, irgenwo wo alles grün ist. Aber das geht leider nicht, wegen der Kanzlei. Deshalb der Garten.'

'Oh, hm ich verstehe. Das ist toll, ehrlich.' Lächelnd sieht sie mich an.

'Weißt du.. Ich weiß nicht einmal wo du wohnst. Das ist komisch irgenwie.. Findest du nicht?'

'Ja, vielleicht. Ich wohne in Clapham. In der Nähe von Lukas und Henry. Aber wir haben keinen Garten, nur einen Vorgarten so wie die meisten.' lacht sie.

'Ich verstehe, du bist neidisch auf unsren Garten.' Verschmitz grinse ich sie an.

'Und wie. Oh mein Gott! Jetzt sie dir den heißen Typ an.' Sie zeigt auf einen dunkelhaarigen Jungen, der gerade dabei ist seine Bilder zu präsentieren.

'Oh, wow. Genau deshalb stehe ich auf Kunstaustellingen.' Schmunzelt sehe ich zu, wie Vanessa zu ihm hin geht und wenig später mit einem Zettel, auf dem seine Nummer oben steht, zurückkehrt. Grinsend sieht sie mich an. 'Ich denke, wir können los.'

Als das Taxi vor meinem Haus hält, verabschieden wir uns. 'War echt schön heute, ich freu mich auf eine Wiederholung.' rufe ich noch und gehe dann ins Haus. Meine Eltern sind zu Hause und ich freue mich deshalb sehr. Wir essen zusammen zu Abend und ich erkläre, weshalb ich heute nicht in der Schule war. Obwohl sie nicht sehr begeistert davon sind, belassen sie es nach einem zehnminütigen Vortrag darüber, dass Bildung sehr wichtig ist.

Später krieche ich dann müde ins Bett. Doch als ich eine Nachricht bekomme, setzte ich mich mühsam wieder auf.

Von: Will

Gute Nacht, S. Träum schön.
X Will

Lächelnd lege ich das Handy aus der Hand und kuschel mich in mein Bett. Glücklich darüber, dass der heutige Tag so gut verlaufen ist schlafe ich ein.

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