Kapitel 36

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Zwei Wochen später

Es ist Dienstagnachmittag, zwei Tage vor Heilig Abend. Ich sitze gemütlich in einem kleinen Café in der Innenstadt, Sophie und Vanessa neben mir. Wir trinken heiße Schokolade und essen Torte. Draußen ist es eiskalt und kleine Schneeflocken fallen auf den Boden. Wir sind gerade auf Geschenkejagd und unterhalten uns über Silvester. Silvester, welches wir alle zusammen in Wills Haus in den Hamptons verbringen werden. Trotz großem Zweifel habe ich beschlossen mitzukommen, denn der Flug ist schon seit langem gebucht und die anderen haben mich schlussendlich überzeugt.

Nachdem wir unsere Tortenstücke aufgegessen haben und unsere heißen Schokoladen ausgetrunken haben, beschließen wir uns in das Getümmel in den Straßen zu stürzen und uns zusammen mit tausenden von anderen Bürgern Londons in Geschäfte zuquetschen.

Ich seufze und binde mir sogleich den Schal enger, als mich die kalte Luft streift. Es ist früher Nachmittag, da wir heute früher Schule aus hatten und die Luft sirrt von den vielen Geräuschen. Es riecht nach gebrannten Mandeln, frisch gebackenen Keksen und süßem Tee, Weihnachten eben.

Ich sehe die kleinen Kinder, die sich lachend in die Hände klatschen und mit roten Wangen Tee schlürfen und den sonderbaren weißen Flocken zusehen. Es erinnert mich sehr an meine eigene Kindheit, als Chase und ich durch die Straßen getollt sind und dasselbe gemacht haben. Das erste Mal seit langem bin ich glücklich.

Ich folge den beiden anderen und steige in das Taxi, welches uns nach Mayfair bringen wird. Ich bezahle den Taxifahrer und steige aus. Hier ist das Menschengedrängel schon bedeutend kleiner und lachend folge ich meinen beiden Freundinnen, die sich darüber streiten in welches Geschäft es zu erst gehen soll. Am Ende siegt Sophie und wir stürzen uns ins Burberry.

Dort kaufe ich einen wunderschönen Satinschal für meine Grandma Caroline, feine Handschuhe für meine Mum und ein atemberaubenden Mantel für.. Naja mich. Man muss sich schließlich ja auch selbst belohnen nicht wahr?

Wir gehen noch in viele andere Geschäfter und kaufen bis zum Umfallen. Für meinen Dad ein neues Hemd, für meinen Bruder eine hübsche Uhr, für meinen Grandpa Zigarren und für meine Grandma Annie ein Buch. Natürlich auch noch was für die Jungs, auch für Will. Für V und S habe ich schon länger etwas.

Am Ende des Tages sind wir mehr als nur erschöpft und verabschieden uns. Ich steige in den Wagen und lasse mich von unserem Fahrer nach Hause bringen. 'Auf Wiedersehen, Nigel und frohe Weihnachten.' wünsche ich freundlich und steige aus.

Ich seufze und nehme die vielen Taschen, dann schreite ich zum Haus. Die Tür wird geöffnet und Chase grinst mich an. 'Na, Schwesterherz wieviel Geld hast du denn heute ausgegeben?'

Ich verdrehe die Augen und lasse mich in eine erdrückende Umarmung ziehen. Dann bringe ich erstmal die vielen Taschen nach oben und setzte mich zu meiner Familie in das Esszimmer. Wir unterhalten uns und trinken heißen Tee. Als es schon ziemlich spät ist, tauschen wir Geschenke aus, ohne sie zu öffnen. Es ist das erste Weihnachten, an dem wir nicht zusammen sind. Chase fliegt mit seinen Studienkumpels nach Californien, Mum und Dad müssen nach New York und ich werde hier in London bleiben und mit meinen Großeltern in Belgravia feiern.

Dann müssen meine Eltern auch schon los, seufzend verabschiede ich mich von den beiden und wünsche ihnen einen angenehmen Flug. Chase und ich sind nun allein, da er erst morgen fliegt.

'Schauen wir uns Kevin allein zu Haus an?' fragt Chase mich lachend. Ich stimme fröhlich zu, denn dies ist soetwas wie unsere Tradition. Normalerweiße gucken wir das erst am Weihnachtsmorgen, aber da wir diesen nicht zusammen verbringen werden, wird es wohl vorgeschoben.

Wir setzen uns auf das große Sofa und starten den Film. Mitten im Film sieht Chase mich plötzlich ernst an. 'Dir scheints besser zu gehen.'

Ich zucke mit den Schultern. 'Hab mich wohl damit abgefunden.' Doch das ist eine Lüge. Es tut immer noch so schrecklich weh, Will und Teresa zusammen zu sehen, obwohl sie nur in der Schule zusammen sind. Bei unseren Cliquentreffen an den Nachmittagen und Wochenenden ist sie komischerweiße nie dabei. Ich glaube, ich habe einfach nur gelernt den Schmerz zu unterdrücken. Jeden Tag gehe ich hoch erhobenen Hauptes und lächelnd durch die Schule, doch Nachts ist alles anders. Da bin ich alleine und weine mich in den Schlaf, grüble und schreie.

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