Kapitel 31

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Wenig später halten wir an Vanessas Haus. Es ist jetzt schon nach Mittag und ich habe noch nichts gegessen, bis auf ein Paar Cornflakes.

Das Haus ist hübsch, ein kleiner Vorgarten liegt davor. Ich drücke Finns Hand und schubse ihn dann in Richtung Tür. Ich klingel und obwohl es etwas dauert, höre ich dann Vanessas Stimme aus dem Lautsprecher. 'Wer ist da?'

'Ich bins Sky. Machst du bitte auf?'

Kurze Zeit später hört man Gepolter und die Tür öffnet sich schwungvoll. Vor uns steht Vanessa in gemütlichen Pennerklamotten und roten Augen. Als sie Finn neben mir erkennt, werden ihre Augen ganz groß. 'Ich ähm.. Ich hab gerade Zwiebeln geschnitten..' sagt sie und klingt dabei total unglaubwürdig.

'Kann ich kurz mit dir reden?' fragt Finn unbeeindruckt.

'Ich ähm.. Du meinst wegen vorhin? Sorry, dass ich da durchgetickt bin.. Ich war nicht ganz bei Sinnen. Geht mich ja nichts an..' Verzweifelt versucht sie zu Lachen.

Finn sieht sie traurig an. 'Können wir trotzdem kurz reden?'

'Klar, kommt rein.' Drinnen sehen wir uns verlegen an.

'Ähm.. Ja.. Also ihr beide geht dann mal in dein Zimmer und ich.. Ich bleibe solange hier unten.' versuche ich die beiden zu motivieren.

V sieht mich verzweifelt an, während Finn sie die Treppe rauf zieht. Hm.. Als die beiden oben sind, schaue ich mich neugierig um. Es ist hübsch hier, ziemlich klassisch eingerichtet, aber sehr gemütlich. Von hier aus kann ich in das Wohnzimmer mit dem Kamin blicken, daneben befindet sich wohl die Küche. Vor einem Foto auf dem Kaminsims bleibe ich stehen. Darauf sieht man eine Frau und einen Mann, daneben zwei kleine Kinder. Vanessa und noch einen Jungen, er scheint jünger zu sein. Ich wusste gar nicht, dass sie Geschwister hat.

Schulterzuckend sehe ich mir die weiteren Bilder an. Auf vielen sieht man Vanessa und ihren jüngeren Bruder. Er muss so um die zehn Jahre alt sein. Er hat dunkle, verwuschelte Haare und dieselben hellgrauen Augen wie Vanessa. Ihm fehlt einer seiner Schneidezähne, was ihn noch niedlicher macht. Das Foto sieht ziemlich neu aus. Neben ihm steht Vanessa und schlingt beide Arme um ihn. Das Foto ist so unglaublich süß, dass es mir plötzlich völlig irrsinnig vorkommt, dass ich V einmal gehasst haben soll.

Wenig später kommen die beiden wieder runter. Vanessa grinst von einem Ohr zum anderen und die beiden halten Händchen. Ich erwiedere das Grinsen. 'Und? Wann wirds offiziell?'

'Wieso damit warten? Heute.' lacht Finn. 'Aber wir gehen am Samstag aus.'

Ich lache und umarme die beiden. 'Ich freu mich so für euch. Ich lass euch dann aber auch alleine. Ruft ihr mir ein Taxi?.'

'Ich kann dich auch fahren.' sagt Finn, doch ich lehne ab. 'Nein, das musst du nicht. Ach und danke für die Klamotten, ich bring sie dir irgendwann.' Erst dann wird mir bewusst was ich gerade gesagt habe, geschockt sehe ich die beiden an.

Doch Vanessa lächelt bloß. 'Er hats mir schon erklärt.'

Erleichtert atme ich auf und ziehe mir dann meine Schuhe an. Währenddessen ruft Finn mir ein Taxi. Kurz darauf verabschiede ich mich von den beiden und steige in das Taxi. Ich sage der Taxifahrerin (TAXIFAHRERIN!) meine Adresse an und schon fahren wir in Richtung Borough of Islington. Kurze Zeit später kommen wir an meinem Haus an. Schnell bezahle ich und steige aus. Alles ist dunkel, obwohl es gerade mal 5 Uhr sein kann. Ich seufze und schließe die Tür zu dem leeren Haus auf. Schnell schlüpfe ich aus den Schuhen und bringe meine nassen Klamotten in den Waschraum, in dem sich schon allerlei Klamotten türmen. Zum Glück ist morgen Montag, was bedeutet, dass unsere Haushälterin morgen kommt. Ich sehe sie sehr selten, da sie immer Vormittags kommt, immer drei mal die Woche. Aber da hab ich dann ja Schule.

Ich gehe in das Badezimmer und föhne dort erstmal meine immer noch klatschnassen Haare. Oje, hoffen wir ich hab mich nicht erkältet. Da ich nicht weiß was tun, glätte ich sie heute ausnahmsweiße. Dann streiche ich mir meine Nägel in einem sehr, sehr dunklen blau.

Als es schon später ist, bestelle ich mir etwas vom Chinesen, welches ich anschließend genüsslich vor dem Fernseher genieße. Dann gehe ich schlafen.

Montagmorgen, oh du liebenswürdiges Ding. Als ich aufwache, bemerke ich sofort, dass etwas nicht stimmt. Ich habe furchtbare Kopfschmerzen, mein Hals ist kratzig und mir ist schlecht. Na super, ich wusste es.

Mühsam stelle ich den Wecker aus und schreibe Nate eine Nachricht, dass ich krank bin und nicht zur Schule komme. Ich stehe auf und laufe in die Küche, um mir dort einen Tee zu machen. Dort begegne ich Susan, der Haushälterin. Als sie mich so sieht, scheucht sie mich sofort zurück ins Bett und bringt mir Tee und Zwieback. Den ganzen Vormittag bemuttert sie mich, so wie sie es auch früher oft tat, wenn ich oder Chase krank waren und Mum arbeiten musste. Die gute alte Susan.

Während ich an meinem Zwieback knabbere und den süßen Tee schlürfe, gucke ich mir alte Filme an und schlafe hin und wieder. Zu Mittag muss Susan gehen, so bin ich also wieder alleine.

Am Nachmittag kommen Sophie und eine überglückliche Vanessa. Die beiden sind so süß und haben mir tatsächlich Kekse gebacken. Wir unterhalten uns über Finn und Vanessa, Sophie und Nate und mich und Will. Allerdings erzähle ich ihnen nicht, dass wir miteinander.. Ähm.. Dass wir Sex hatten. Das muss bis Freitag warten, unserem ersten offizielen Date. Es ist schön wieder einmal einen Mädchennachmittag zu veranstalten, auch wenn es mir körperlich nicht unbedingt gut geht. Abends, als die beiden schon wieder fort sind, geht es mir schon viel besser. Susan kommt nochmals vorbei, um nach mir zu sehen und um mir eine warme Suppe zu bringen. Sie ist wirklich ein Schatz.

Ich telefoniere noch mit einen Eltern, welche versprechen morgen so früh wie möglich zu kommen. Es wundert mich allerdings schon, dass ich seit Samstag nichts mehr von Will gehört habe.. Wahrscheinlich will er einfach nicht zu aufdringlich rüber kommen.. Oder?

Mit diesen letzten Gedanken schlafe ich schließlich wieder ein.

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