Defne's pov:Ich starrte aus dem kleinen Fenster des Jets, die Sonne blendete mich leicht, aber ich ließ den Blick trotzdem auf den endlosen blauen Himmel gerichtet. Endlich war der Tag gekommen nachdem Ece und ich uns lange sehnten. Wir saßen im Jet richtung Türkei und danach Deutschland.
Der Platz neben mir war noch leer. Natürlich war Kenan nicht pünktlich. Er machte es sich ja gerne zur Gewohnheit, alle warten zu lassen – mich eingeschlossen.
Ece, die mir gegenüber saß, rutschte vor und verschränkte die Arme auf ihrem Tisch. Ihr Blick brannte sich förmlich in mein Gesicht.
„Also, willst du mir endlich erzählen, was da zwischen dir und Kenan los ist?" fragte sie mit gedämpfter Stimme.Ich verdrehte die Augen und blätterte demonstrativ in meinen Unterlagen. „Da ist nichts los."
„Ja, klar." Ece's Ton war vorwurfsvoll, aber sie ließ nicht locker. „Du wirkst schon seit Tagen angespannt, und jedes Mal, wenn er im Raum ist, könnte man die Spannung zwischen euch schneiden."
Ich versuchte, ihre Worte zu ignorieren, aber mein Magen zog sich unangenehm zusammen. Natürlich hatte sie recht, aber ich hatte nicht vor, es ihr zu erklären. Nicht jetzt. Nicht, wo ich selbst kaum wusste, was das alles bedeutete.
Noch bevor sie etwas hinzufügen konnte, betraten Kenan und Can den Jet. Meine Augen wanderten automatisch zu ihm – ich konnte es nicht kontrollieren. Er trug eine dunkle Jogginghose und ein schlichtes schwarzes Shirt, das seine breiten Schultern betonte. Seine Haare lagen wie immer perfekt, und sein Blick war wie gewohnt unergründlich.
Er sah sich kurz im Raum um, dann wanderte sein Blick zu mir. Für einen Moment blieb er dort hängen, aber dann setzte er sich ohne ein Wort neben mich, während Can sich in ein Gespräch mit Ece vertiefte. Sein Parfüm war mir sofort vertraut – diese maskuline Note, die mich unweigerlich an den Moment vor wenigen Tagen erinnerte, als ich ihm näher war, als ich sein sollte.
Ich richtete mich auf und zwang mich, nicht zu reagieren. Stattdessen zog ich meine Unterlagen hervor und tat so, als würde ich noch einmal die Planung durchgehen.
„Hast du alles für den Empfang vorbereitet?" fragte er plötzlich, ohne mich anzusehen. Seine Stimme war ruhig, aber distanziert.
„Ja", antwortete ich knapp. Ich blätterte demonstrativ in meinen Papieren, um meinen Blick von ihm abzulenken. „Alle Medienanfragen wurden bearbeitet, die Sponsoren sind informiert, und die Pressekonferenz ist für morgen Nachmittag angesetzt."
„Gut." Mehr sagte er nicht. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte aus dem Fenster.
Ich biss die Zähne zusammen. Dieses Schweigen zwischen uns fühlte sich fast lauter an als jedes Wort. Noch vor wenigen Tagen... Ich schüttelte den Gedanken ab. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzudenken.
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Als wir landeten, war der Empfang überwältigend. Fans und Presse standen in dichten Reihen, jubelten, schrien seinen Namen, drängten gegen die Absperrungen. Kenan blieb wie immer gelassen, sein Gesicht ruhig und undurchdringlich, während die Kameras blitzten. Ich hielt mich an seiner Seite, mein Lächeln fest eingeübt, obwohl ich am liebsten verschwunden wäre.
„Alles okay?" flüsterte Ece hinter mir, während wir uns durch die Menge bewegten.
„Ja, klar", murmelte ich und warf einen kurzen Blick zu Kenan. Er bemerkte es, drehte den Kopf leicht und erwischte mich dabei, wie ich ihn ansah. Für einen Moment hielt ich den Atem an, doch er reagierte nicht.
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Ich hätte schlafen sollen, aber mein Magen hatte andere Pläne. Die Anspannung des Tages hatte meinen Appetit vollkommen verdrängt, und jetzt inmitten der Nacht meldete sich mein Hunger lautstark. Also zog ich mir einen Pullover über und schlich in die Hotelküche, wo das Mitternachtsbuffet aufgebaut war.
Die warmen Lichter über dem Buffet verbreiteten eine beruhigende Atmosphäre. Es war seltsam, diesen riesigen Raum leer zu sehen, ohne die üblichen Stimmen und das Klappern von Tellern. Ich griff nach einem kleinen Teller und begann, mir etwas zusammenzustellen: ein paar Oliven, etwas Käse, frisches Brot.
„Du isst wirklich wie eine Maus."
Die tiefe Stimme ließ mich zusammenzucken. Ich drehte mich um und sah Kenan, der mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte. Sein Shirt war zerknittert, sein Blick müde, aber aufmerksam.
„Und du schleichst herum wie ein Geist", gab ich zurück, während ich versuchte, meine Überraschung zu verbergen.
Er grinste leicht und kam näher. „Ich konnte nicht schlafen. Du auch nicht?"
„Mein Magen hat beschlossen, dass er wichtiger ist als Schlaf", sagte ich und hielt meinen Teller hoch.
Kenan zog eine Augenbraue hoch. „Das ist alles, was du isst? Ein paar Oliven und Brot?"
„Ich mag es leicht." Ich deutete auf das Buffet. „Und was isst du so spät in der Nacht? Lass mich raten: etwas Proteinreiches, weil du ja der große Athlet bist."
Er grinste, aber anstatt zu antworten, griff er sich einen Teller und begann, sich etwas zusammenzustellen. Ich beobachtete, wie er mit sicherer Hand verschiedene Dinge auswählte: ein paar Eier, gegrilltes Gemüse, und – zu meiner Überraschung – Baklava.
„Baklava?" fragte ich und deutete auf seinen Teller.
„Manchmal braucht man etwas Süßes", sagte er trocken, während er sich neben mich setzte.
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Ich hätte nicht gedacht, dass du der Typ für Süßes bist."
Er schnaubte leise. „Ich bin auch nur ein Mensch, weißt du."
Wir begannen zu essen, und die Stille zwischen uns war unerwartet angenehm. Irgendwann schaute ich ihn an, wie er mit konzentriertem Gesichtsausdruck eine der kleinen Gebäckstücke aufgabelte.
„Du bist wirklich eigen, weißt du das?" fragte ich schließlich.
Er blickte auf, eine Augenbraue gehoben. „Wie bitte?"
„Na ja, du wirkst immer so... kontrolliert. Als ob du genau wüsstest, was du willst. Aber dann isst du mitten in der Nacht Baklava und schleichst durch das Hotel, als würdest du es heimlich tun."
Sein Blick wurde weicher, und für einen Moment dachte ich, ich hätte ihn erwischt. Aber dann schüttelte er den Kopf und lächelte. „Manchmal ist es das Unerwartete, das am meisten Spaß macht."
Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. „Das klingt fast wie eine Lebensweisheit."
„Vielleicht." Er nahm einen weiteren Bissen, und ich bemerkte, wie seine Schultern sich entspannten.
„Was isst du eigentlich am liebsten?" fragte ich schließlich, um die Stille zu brechen.
Er dachte kurz nach. „Meine Mutter macht die besten Sarma. Kein Restaurant kommt da ran."
„Oh, selbstgemacht ist immer besser", stimmte ich zu. „Meine Mutter hat die besten Börek gemacht. Ich vermisse sie manchmal."
Für einen Moment war da ein Verständnis zwischen uns, etwas Vertrautes.
„Du solltest mehr essen", sagte er plötzlich und deutete auf meinen fast leeren Teller.
Ich lachte. „Das sagt der Mann, der sich um jede Kalorie sorgt."
„Manchmal muss man auch genießen", antwortete er und schob mir ein Stück Baklava rüber.
Ich zögerte, nahm es dann aber. Als ich hineinbiss, sah ich, wie er mich beobachtete – ein kleiner, amüsierter Zug um seinen Mund.
„Okay", sagte ich, als ich fertig war. „Das ist wirklich gut."
„Natürlich ist es das."
Wir lachten beide, leise, fast heimlich, in dieser stillen Hotelküche mitten in der Nacht. Und für einen Moment fühlte es sich nicht mehr an, als wären wir Managerin und Spieler, sondern einfach zwei Menschen, die sich verstanden.
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Hi Leute, bin gerade mega motiviert, vielleicht kommt später nochmal was :)

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Ungeplantes Spiel
RomanceNach einer schwierigen Vergangenheit in Deutschland wagt Defne einen Neuanfang in Turin, wo sie kurzfristig als Managerin für den aufbrausenden, türkischen Fußballstar Kenan Yildiz einspringt. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein: Während...