Kapitel 28 (Nea)

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Nachdem wir alles in den Geländewagen gestopft hatten, machten wir uns auf dem Weg zum Diner.
Happy - der unseren Kühlschrank geleert hatte, und Tig fuhren wieder hinter uns. Sammy fuhr vor mir den Geländewagen, sie schien ziemlich unruhig- blickte immer wieder in den Rückspiegel, oder in die Seitenspiegel.
Ich saß in meinem heißgeliebten Yenko und fuhr hinter Sammy her.
Verwundert und misstrauisch zog ich mein Handy hervor und rief Sammy an.
"Hi", meinte ich, als sie ranging.
"Ja?"
"Was ist?", fragte ich sie. "die beiden sind doch noch da. Das hörst du doch an deren Maschinen."
"Das weiß ich, Nea", meinte Sammy. "Nur, ich...ich hab vorhin bei uns in der nähe vom Bungalow mehrere Harleys gesehen."
"Und? Hier kommen öfters Biker her. Du weißt doch, das Trevor, unser verrückter Nachbar--"
"Der eigentlich verschollen ist", warf Sammy ein.
"Er ist wieder da, vermutlich. Und es gab doch eine Bikergang die auf seiner Seite war. Irgendwas mit Lost. Die waren schon öfters hier. Also ruhig Blut", beruhigte ich Sammy.
"Wenn du meinst", meinte Sammy und fuhr auf das Gelände des Diners auf, in dem ich mal gearbeitet hatte.
"Yellow Plee, ehrlich?", fragte Tig und schaute auf das Neonröhrenschilddings über dem Gebäude. Happy schien auch verdutzt.
"Fragt nicht", meinte Sammy.
"Dir ist schon klar, wenn man das L in Plee wegnimmt, was da raus kommt?", fragte Happy mich.
Wir beide konnten deswegen nicht anders, als dumm zu grinsen.
"Sollen wir mitkommen. Oder ich?", fragte Sammy.
"Geht schon", winkte ich ab.
"Ist ja nicht viel los", bemerkte Tig, nachdem er durch die Fensterscheibe geschaut hatte. Ich blickte auf Sammys Armbanduhr, nachdem ich mir ihren Arm geschnappt hatte.
"Mittagspause", sagte ich.
"Abgeschlossen", meinte Happy, der versuchte die Tür auf zu machen.
"Ach was", sagte ich nachdem ich meine Handtasche aus meinem Auto holte. Ich kramte die Schlüssel zum Diner heraus und drückte Sammy die Tasche in die Hand.
"Dauert nicht lange", meinte ich und schloss die Tür auf.
Als ich mich im leeren Diner nach Pan umschaute fand ich den schon mal nicht hier vorne. Mein Blick wanderte kurz zur Kasse an der Theke.
Eigentlich war ich ja unterbezahlt und eigentlich stand mir ja noch gewaltig viel Geld zu.
"Pan?", rief ich und blieb an der Theke stehen.
"Ja!", rief Pan und kam nach vorne. "Du schon zurück?"
"Ja", nickte ich. "Ich bin schon wieder da."
"Wo hast du deine Arbeitskleidung?", fragte Pan.
"In meinem Spind. Wir müssen reden."
"Komm nach hinten in meine Büro. Mittagspause ist gleich vorbei."
"Okay", meinte ich und folgte Pan nach hinten sein Büro.
"Hi, Nea, ist dein Urlaub schon vorbei?", wurde ich gefragt, als ich am Mitarbeiterraum entlang ging.
"Naja, so ähnlich", meinte ich und verschwand im Büro.
"Also was gibt es?", fragte Pan und setzte sich auf seinem Bürostuhl. Ich setzte mich gegenüber auf dem alten zerbrechlich wirkenden Holzstuhl.
"Ich wollte mit sofortiger Wirkung kündigen", warf ich das einfach mal gleich in den Raum.
"Hä?", meinte Pan nur.
"Kündigen. Ich beende hiermit unser Arbeitsverhältnis."
"Ah", machte er. "Sicher?"
"Ja, sicher. Werde ich noch für den Monat bezahlt, oder?"
"Ich hab dich bereits für den Monat bezahlt", sagte Pan.
Versuch war es wert.
"Ich war eh immer unterbezahlt und normalerweise müssen sie meinen Urlaub auch zahlen, also, wenn ich nicht da bin, dass ich da einen Zuschuss bekomme. Habe ich den bekommen? Nein."
"Kann ich ja nicht wissen", meinte er.
"Sie haben den neuen Vertrag doch genauso aufgesetzt!"
"Ich habe sie ausgezahlt. Ende der Diskussion. Viel Glück in weiteren Leben."
"Sie kleiner schlitzäugiger Pisser", knurrte ich, sprang vom Stuhl, fasste über den Tisch, packte Pan am Kragen und zog ihn zu mir.
"Lass mich los!", meinte er panisch.
"Ich kriege noch meine Bezahlung", sagte ich. "Jetzt cash auf die Hand, oder ich sehe ihnen ihre Kinderunterhose lang."
"Ich hab nichts hier, was ich dir auszahlen kann."
Ich ließ den Kerl los und er setzte sich zurück auf den Stuhl.
"Okay, versteh ich", meinte ich und klopfte ihn die Schulter ab. "Schönen Tag noch."
Ich verließ das Büro und ging nach vorne. Hier war noch keiner von meinen Arbeitskollegen, also könnte ich doch die Kasse leer räumen. Ich schnappte mir ein Messer und hebelte die Kasse auf, dann steckte ich mir alleine Scheine ein, ehe ich mir noch schnell ein paar Apfeltaschen und vier Muffins einpackte. Ich schmiss die Dinerschlüssel neben die Kaffeemaschine und verließ das Diner.
"Und?", fragte Sammy.
"Bin arbeitslos", antwortete ich und reichte Happy die Muffins, der musste nur grinsen, aber nahm sie nicht entgegen.
"Danke, die werde ich später verschlingen", sagte er.
"Hey, für jeden einen", stellte ich klar.
"Hat er dich noch ausgezahlt?", fragte Sammy mich.
"Sagen wir, ich hab mir genommen, was mir zusteht."
"Du hast ihn beklaut?", sagte Sammy erschrocken.
"Ich hab mir nur das genommen, was mir zusteht", wiederholte ich mich. Ich warf wütend wegen Pan eine Apfeltasche zum Schild. Ich hatte mal erwähnt, die Buchstaben waren eh schon locker und jetzt ratet mal, welcher Buchstabe nach hinten kippte? Richtung. Das L in Plee.
"Guter Wurf, Kleines!", lachte Tig.
"Fahren wir bevor er bemerkt, dass die Kasse leer ist", grinste ich und stieg in meinem Wagen ein.

Wir fuhren zwei Stunden und waren irgendwo mitten in der Pampa, als Mulli meinen musste, den Geist aufzugeben. Ich hörte irgendein wirklich helles Piepen in meinem Auto. Direkt neben mir, beim Beifahrersitz. Ich fuhr langsamer und verlor langsam die beiden Bikes vor mir und den Geländewagen.
Während der Fahrt riss ich das Handschuhfach auf.
"Verdammte Scheiße!", schrie ich, trat auf die Bremse und konnte froh sein, dass keiner hinter mir war. Ich schnallte mich ab, sah zu, dass ich so schnell es ging aus dem Auto kam, ließ Mulli stehen und lief zum Straßenrand.
Eine gewaltige Erschütterung ließ den ganzen Boden erzittern, die Druckwelle riss mich zu Boden, obwohl ich gerade hochspringen wollte. Ein ekelhaftes Piepgeräusch, erschütterte meine Ohren als ich unliebsam auf den Boden lag. Die kleinen Kieselsteine schürften meine Knie, Ellenbogen und Handflächen auf.
Autoteile landeten überall um mich herum und wie es der Glück wollte, traf mich keines.
Ich drehte mich auf den Rücken und blickte zu mein lichterloh brennendes Auto, die kleine Feuerwalze, verschwand im Himmel. Dichter schwarzer Rauch stieg auf.
Mir war gerade mein Auto um die Ohren geflogen- wegen einer verdammten Bombe im Handschuhfach.
Ja, Bombe!
"Jesus Christ", fluchte ich auf und ließ mich zurück auf dem steinigen Boden plumpsen.
Ich wäre fast draufgegangen! Wäre fast in tausende Teile zerissen, so wie mein Auto.
"Nea!", hörte ich Happy, Tig und Sammy durcheinander nach mir schreien, trotzdem hatte ich noch ein Piepen auf den Ohren, das langsam abebbte.
"Mir geht es gut!", rief ich und hob die Hand, damit sie mich im Straßengraben finden konnten. "Meine Beine, Arme, mein Kopf und meine Titten sind Gott sei Dank noch dran!"
Happy der neben mir stand, schnappte sich meinen ausgestreckten Arm und zog mich ein Stück nach oben, trotzdem blieb ich noch auf dem Boden sitzen.
"Hast du wieder an deinem Auto herumgeschraubt?", fragte Sammy und kniete sich neben mich.
"Nein, da war eine Bombe im Handschuhfach!", sagte ich und die drei blickten mich erschrocken an.

Charming- Our Name Says It All (SonsOfAnarchyFF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt