Kapitel 52 (Nea)

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"Woah, wer hat dir denn eine verpasst?", fragte ich Jax, als er im Schlepptau mit Bobby das Clubhaus betrat. Ich war nach vorne gegangen, um Juice und mir etwas zu trinken zu holen. Eigentlich wollte ich Bier. Aber ein Malzbier, also kein Alkohol würde auch mal zwischen durch gut tun.
"Darby hat ihn eine verpasst", antwortete Bobby an Jacksons Stelle, der sich das Blut von den Lippen wischte.
"Oh. Scheiße, ich dachte da kommt nichts mehr."
"Mach dir darüber keinen Kopf, Nea", beruhigte Bobby mich. "Jax, hätte sich einfach nicht von Darby provozieren lassen sollen.
Jax blickte warend zu Bobby.
"Was hat Darby gesagt?", fragte ich neugierig nach.
"Etwas, was mir nicht gepasst hat", meinte Jax und verschwand in Richtung Zimmer.
"Was ist mit Darby selbst?", hakte ich bei Bobby nach.
"Der hat jetzt 'nen blaues angeschwollenes Auge", schmunzelte Bobby.
"Hm", machte ich.
"Tig und Happy sind Darby hinter her. Vielleicht bringt er uns ja zu seinem kleinen Labor."
"Ich hoffe es", meinte ich. "Ich gebe das mal Juice deswegen Bescheid."
"Mach das. Ich gönne mir mal ein Whiskey."
Ich ging mit den zwei Malzbierflaschen zurück zu den Zimmern.
Juice saß auf dem Bett, den Laptop auf den Oberschenkel gebettet, starrte auf den Bildschirm und tippte gleichzeitig herum.
"Kaum zu glauben, dass man sich mit einem einfachen Laptop überall rein hacken kann. In Filmen, werden immer zig Computer benutzt", bemerkte ich.
"Ich checke nur meine E-Mails", meinte Juice.
"Seit wir hier sind?"
"Ja", nickte er. "Wir müssen dafür in den kleinen Computerraum."
"Ihr habt einen Computerraum?", fragte ich verdutzt.
"Ja, das ist übrigens mein Computerraum. Da läuft die ganze Technik ab. Die Kameras die auf dem Hof verteilt sind und alles."
Juice blickte immer noch auf dem Bildschirm.
"Cool, kannst du mir das denn zeigen, wie das geht, oder ist dein Postfach überfüllt?", fragte ich scherzend.
"Zu viele Spamnachrichten, die ich verbanne. Kann noch dauern. War lange nicht mehr hier drinnen."
"Okay, zuhören, kannst du aber?", fragte ich.
"Hm-hmm", seufzte er.
"Gut. Denn, Chibs und Sammy sind auf Darby getroffen- in einem kleinen Supermarkt."
"Und?", fragte er.
"Juice?"
"Hm?"
"Darby! Dar-by!"
"Ooooh", meinte er und blickte endlich vom Laptop auf. "Und?"
Na endlich interessierte er sich mal für mich, anstatt für seine Mails.
"Da war nichts weiter. Bobby und Jax sind dann aufgetaucht. Haben Darby bestimmt Ihren Standpunkt klargemacht. Auf jeden Fall, hat Jax Darby, wegen irgendeiner aussage einen verpasst und dann anders herum. Tig und Happy sind an diesen Kerl dran, der liebend gerne Mal, Hitlers Schwanz lutschen würde."
"Also, Jax hat eine verpasst bekommen?", fragte Juice munter.
"Das ist das einzige, was du herausgehört hast?", fragte ich und konnte mir dann doch kein schmunzeln verkneifen.
"Ich liebe diesen Typ namens Karma", grinste Juice und wandte sich wieder dem Laptop zu.
"Willst du dich heute noch irgendwo reinhacken, oder Anschiss von Clay bekommen?"
"Ich melde mich gerade ab. Ruhig Blut", meinte Juice und hob kurz die Hand, damit ich mich beruhigen konnte.
"Okay", sagte ich und lehnte mich gegen die Kommode und dann endlich nach zehn Minuten, gingen Juice und ich in diesen ominösen Raum, mit den vielen Computern, den Juice auch noch abgeschlossen hatte. Dieser Raum war direkt neben den Badezimmer für alle anderen gewesen.
Mich traf fast der Schlag, als wir in dem Raum standen.
Das war gerade mehr als Hacker-Mainstream. Die vielen Bildschirme, Tastaturen und Rechner. Die vielen Kabel, die vielen leuchteten Dioden.
"Woah", meinte ich verblüfft.
"Das ist mein Heiligtum", verkündete Juice stolz, dass es irgendwie schon wieder zu niedlich war.
Ich schmunzelte. "Das ist der Wahnsinn. Ich meine, ich habe keine Ahnung, vom Hacken in Allgemeinen, aber das, verdammte Scheiße, sämtliche kleine Nerds, würden wegen diesen Anblick, einen Ständer kriegen."
"Oder deswegen, weil hier eine Frau im Raum steht."
Ich boxte Juice liebevoll in den Magen. Von ihm kam nur ein leises "Uff."
"Das muss das fünf Riesen oder so wert sein", meinte ich und traute mich gar nicht, die Sachen anzufassen.
"Ein bisschen mehr. So dreißig, vierzig, vielleicht auch fünfzig."
"Riesen?"
"Riesen", nickte Juice und schloss die Tür hinter sich. "Dann mach ich mich mal an die Wahrheit."
Juice setzte sich auf dem Bürostuhl und fuhr alles hoch.
"Gibst du mir eines der hochalkoholisiersten Getränke auf den Planeten?", fragte Juice mich und drehte sich im Stuhl zu mir.
Ach. Ich hielt immer noch die beiden Flaschen mit dem Malzbier in den Händen.
"Sicher, dass du hier was trinken willst? Nur ein Tropfen und das alles hier ist im Arsch, das weißt du schon, JC?"
"Es wird nichts passieren, ich bin da übervorsichtig."
"Okay und deshalb, werde ich hier an der Tür stehen bleiben. Ich hab das Talent, teure Sachen kaputt zu machen."
"Nea, übertreibe es nicht. Das geht schon. Ich werde dir einfach die Hände mit Klebeband an die Armlehnen kleben. Dann passiert nichts."
"Oh, nein, dass wird das Unheil trotzdem nicht Abwegen. Am besten ist es mich in einem Käfig einzusperren."
"Hab leider gerade keinen Käfig in meiner Hosentasche. Setz dich auf meinem Schoß und schau einfach zu."
Juice klopfte sich auf die Oberschenkel und winkte mich zu sich herüber.
"Zur Info, ich habe leider keine fünfzig Riesen in meinem Sparschwein zurückgelegt. Also, ist es deine Schuld, wenn das hier alles in Flammen aufgeht, nur wegen meiner Anwesenheit."
Ich stellte die Flaschen auf den Boden, und setzte mich aufs Juice Schoß.
"Also, wie geht das jetzt?", fragte ich ihn.
"Sieh zu und lerne, falls du dir das merken kannst."
"Ich bin Kellnerin. Ich muss mir viel merken. Zum beispiel, welcher Dauergast immer zu wenig Trinkgeld gibt, damit ich ihm ins Essen spucken kann."
"Nea, nein, das hast du nicht getan?"
"Er hats nicht vertragen, dass ich mich über seine Hipsterwollmütze lustig gemacht habe und nur 1 Dollar Trinkgeld."
"Wieso machst du dich über Hipster lustig. Die sind doch eigentlich ganz friedlich."
"Das ist wie eine Invasion. Sie sind überall. Sie sind hip- denken sie zumindest. Aber in Allgemeinen sind die Mitläufer, mit Wollmützen, Nerdbrille und bedruckten T-Shirts, mit zweideutigen Sprüchen."
Juice lachte. "Du bist wie Thaddeus von dieser Serie da. Spongebob. Der hast auch alle Menschen."
"Ich hasse ja nicht alle Menschen. Dich, zum Beispiel, mag ich. Meistens."
"Meistens?", schnaubte Juice.
"Immer noch besser, als hätte ich es nicht erwähnt, dass ich dich mag."
Juice dachte nach. "Da hast du recht. Das erwärmt mein Puertoricanisches Herz."
"Und auch was in deiner Hose", lachte ich leise.
"Wie eigentlich immer", stimmte Juice mit ein. Und dann machte er sich endlich daran, seine Hackkünste unter Beweis zu stellen.
Und ich kam mal so gar nicht mit.
Da waren viele zahlen, so wie in einem Film und das verwirrte mich.
"Okay, ich muss sagen, ich beeindruckt", meinte ich, nachdem Juice einige Sachen über Darby und seiner rechten Hand, seinen aller besten Freund ausgedruckt hatte. Auch von dem Kerl, den ich den Billardkö in die Kronjuwelen gehauen hatte.
Musste er wirklich so heißen, wie eine Romanfigur? Ehrlich?
Musste er wirklich Eddard Stark heißen? Herrgott. Das ist mal ein Name.
"Ich bring die Sachen zu den anderen."
"Ja, okay, ich komme lieber mit nach draußen. Lass mich hier bitte nicht mit deiner ganzen Technik alleine."
"Dazu musst du erstmal von meinem Schoß aufstehen, vielleicht?"
"Wäre ein Plan", meinte ich, klatschte in die Hände und sprang von Juice' Schoß auf. Juice fuhr alle Rechner herunter, schloss ab und wir machten uns wieder auf den weg nach vorne.
Ich hatte Juice die Zettel über diesen Stark aus der Hand gezogen und sah, dass er momentan im St. Thomas behandelt wurde.
"Glaubst du, dass ich mich bei Lord Stark entschuldigen sollte?", fragte ich Juice nachdenklich.
Juice blickte zu mir. "Du kennst Game of thrones?", fragte er aus dem Häuschen.
"Ich hatte mal die Bücher. Musste die aber verkaufen, um Geld in die Kasse zu bringen", antwortete ich. "Sollte ich?"
Juice blickte mich an. "Auf der einen Seite wäre das sozial, wenn du dich entschuldigen würdest, er hat nur noch ein Ei."
"Wie Hitler selbst", bemerkte ich grinsend.
"Nea, aber trotzdem denke ich, dass es eine dumme Idee ist."
"Vielleicht will er mich ja während schwerer Körperverletzung anzeigen."
"Süße, sonst hätte doch schon längst Chief Unser, oder Deputy Chief Hale vor unseren Türen gestanden und hätten dich mitgenommen. Aber du bist noch hier. Riskier es nicht."
"Du hast recht. Lassen wir den Kerl in ruhe", nickte ich und reichte Juice den Zettel wieder.
"Geht doch", meinte er zufrieden und drückte mir einen kleinen Kuss auf die Stirn, ehe wir unseren Weg nach vorne weiter setzten. Während Juice Clay und Jax sofort mit den anderen Neuigkeiten, die er herausbekommen hatte volllaberte, setzte ich mich an die Bar und blickte zu Kip, der irgendwie nachdenklich wirkte.
"Alles okay bei dir?", fragte ich ihn.
"Ja, alles cool", nickte er.
"Sahst nur so nachdenklich aus", bemerkte ich.
"Bin wirklich in Ordnung. Hab nur ein wenig Muskelkater."
"Aaah, von letzter Nacht, huh?", grinste ich.
Kip schmunzelte und nickte gleichzeitig. "Irgendwie schon."
"Glaub mir, dieser Muskelkater ist der beste und wird es auch immer bleiben."
"Wir beide sollten mal reden", meinte Gemma neben mir, nachdem ich fünf Minuten schweigend an dem Tresen gesessen hatte.
"Sollten wir", bemerkte ich.
"Werd ja nicht zickig, Schätzchen", fauchte Gemma.
"Über was willst du mit mir reden?"
Ich drehte mich zu Gemma und musterte sie kurz.
"Ich will mich nur entschuldigen. Dafür, dass ich dir ein Verhältnis mit meinem Sohn angedichtet habe. Jax und ich haben geredet und er hat mir versichert, dass nichts zwischen euch lief und du ihn immer hast abblitzen lassen."
"Naja, wieso solltest du mir, einer unbekannten Frau auch glauben."
"Ganz recht. Aber ich hab dich genauer beobachtet. Wie du mit Juice umgehst. Mit Kerlen die dich angraben. Du magst Juice wirklich, oder?"
Ich blickte zu Juice, der sich immer noch mit Clay und Jax unterhielt.
Ich nickte nur.
"Ich verrate dir mal was. Juice war bisher immer alleine. Außer kleinen Liebschaften für eine Nacht, war da nix gewesen. Aber wie er dich anschaut, wie er in deiner Gegenwart ist. Er hat dich wirklich ins Herz geschlossen und ich sehe ihn an, dass er dich ungern wieder ziehen lassen würde. Und wenn man auch nur deinen Namen erwähnt, da hat er dieses leuchten in seinen Augen. Geschweige, dieses bescheuerte Grinsen, was Clay nur noch auf den Zeiger geht." Gemma machte eine Pause. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass du für Juice nicht nur irgendeine Pussy bist. Er mag dich mehr, als du dir eigentlich klar bist. Er schwärmt von dir."
"Tut er das?", fragte ich ein bisschen überfordert.
"Klar. Ich hab ihn beiseite gezogen und gefragt, was er überhaupt von dir will. Und das ist weitaus mehr, als deine Pussy."
"Du machst mir gerade klar, dass Juice Gefühle für mich hat."
"Ich mache dir gerade klar, dass er in dich verschossen ist."
Gemma drückte mir einen Kuss auf die Wange und ließ mich doppelt verdutzt stehen.
Das erste weswegen ich verdutzt war, dass Gemma mir gerade klar gemacht hat, dass Juice in mich verknallt, verschossen was auch immer ist.
Und das zweite, weil sie mir gerade, nach all dem, was zwischen uns war, einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte, als wäre ich eines ihrer Kinder.
"Wow", meinte ich und schluckte leicht. "Kip!"
"Ja?", fragte er und kam zu mir getrottet.
Während Gemma und ich geredet haben, hatte sich Kip zu Piney verzogen und unterhielt sich mit ihm, über das kratziges Klopapier.
"Glas mit Wodka. Sofort", meinte ich.
"Nea, was hältst du von Klopapier?", fragte Piney mich uns blickte mit seinem falltigen Gesicht zu mir.
"Naja, es scheuert ziemlich", meinte ich und trank dem Wodka sofort leer.
"Gut, dann kaufe ich das nächste Mal, das weichere Klopapier, damit sich eure Ärsche, wieder geliebt fühlen."
"Du lernt. Endlich", bemerkte Piney.
"Nachfüllen", forderte ich den Prospect auf.
"Es ist elf Uhr. Wieso trinkst du jetzt schon?", fragte Juice mich und stellte sich zu mir.
"Schon alles okay", meinte ich.
"Ohkay?", fragte Juice irritiert. "Mag sein dass ich dich ein paar tage kenne. Aber, mit dir stimmt was nicht."
"Bin vollkommen okay", nickte ich und drückte Juice einen Kuss auf den Mund ehe ich das nächste Glas wieder leerte.
Kip wollte mir wieder nach füllen, nachdem ich ihm dazu mit einer Handbewegung aufgefordert hatte. Juice winkte das aber ab.
"Gib ihr lieber Wasser", meinte Juice.
"Um", meinte Kip und wollte keinen von uns widersprechen. "Cola?"
"Wasser", meinte ich. "Danke."
"Was machen wir heute?", wollte Juice wissen. "Uns die ganze Zeit aufs Zimmer verkriechen, oder in einem Park fahren, ins Kino, oder so was?"
Ich blickte Juice fragend an. "Lass uns einfach durch die Gegend fahren", meinte ich. "Nach Lodi, oder so."
Juice zischte. "Lodi. Keine gute Idee. Mayans Gebiet. Stockton ist cool. Da können wir was machen."
"Und was?"
"Shoppen in einer Mall, oder so. Zu einem Schießstand. Oder beides."
"Das wäre das beste, was ein Typ mit mir machen würde. Und das übertrifft gerade schon, mein Erlebnis als Beifahrerin bei einem Rallyerennen."
Ich küsste Juice kurz und er grinste nur.

Charming- Our Name Says It All (SonsOfAnarchyFF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt