Kapitel 41 (Nea)

440 18 0
                                    

"Ich hab zwar bei Jax gepennt, aber nicht mit ihm geschlafen. Er hat es versucht, aber ich hab das nicht zu gelassen", sagte ich, als ich Sammy nach draußen gefolgt war. Sie zog von der Kippe, die sie in der Hand hielt und blickte zu mir, ehe sie zu den Bikern schaute, die auf den Hof befahren.
"Sehen mir nicht nach Mayans aus", bemerkte ich, als ich mir die Biker genauer anschaute.
Sie trugen alle Lederkutten und als ich sah zu welchen MC sie gehörten, atmete ich tief durch. Es waren weitere Sons.
Angeführt von Happy. Ach Mensch. Er war ja auch dabei.
"Was machen die anderen hier?", fragte ich Happy, der auf uns zu kam.
"Es ist Freitag. Es wird gefeiert. Hab ein paar meiner Nomads mitgebracht."
"No-was?", fragte Sammy.
"Nomads. Wir gehören zwar zu den Sons, aber keinen Chapter in irgendeiner Stadt an. Sogesagt sind wir mehr oder weniger freie Biker."
"Ah", meinte ich.
"Wo sind die anderen?", fragte Happy.
"Die sind irgendwas erledigen. Was brauchst du uns gar nicht erst fragen", hörte ich Gemma hinter mir sagen und ich verdrehte leicht die Augen. "Wir vögeln zwar einen der Jungs - manche auch zwei-"
Ich konnte bei dem letzten Satz Gemmas Blick in meinem Rücken spüren. Happy blickte kurz zu mir und dann wieder zu Gemma.
"Gemma, glaub doch einfach was du willst", meinte ich, nachdem ich mich zu Gemma gedreht habe.
"Ich glaube nur was ich sehe, Schätzchen", meinte Gemma.
"Dann solltest du lieber mal zum Augenarzt gehen, 'old' Lady."
Damit war ich wieder im Clubhaus verschwunden.
"Woah", hörte ich Happy rufen.
"Willst du noch was dazu sagen?", hörte ich Gemma sagen.
"Nein, Ma'am", meinte Happy.
Sammy lachte leise. Als ich mir noch ein Brötchen mit frischem matt schnappte und gerade reimbeißen wollte, klingelte mein Handy.
Ich ging ran, nachdem ich sah, dass es Wendy gewesen war, die mich anrief.
"Was?", fragte ich wie immer fröhlich und nett- wie ich immer in ihrer Gegenwart war.
"Du musst bitte zum Diner kommen", hörte ich Wendy sagen.
"Welchen?", fragte ich.
"Der in der nähe von meinem Haus", antwortete Wendy.
"Es war dunkel gestern. Hab mir nichts gemerkt."
"Das Williamsburg Diner", sagte Wendy und sie hörte sich so an, als ob sie die Augen verdreht hatte.
"Ich hab kein Auto."
"Ist nicht weit weg. Das ist ein zehn Minuten Fußmarsch."
"Okay. Ich bin gleich da. Uhm, ja. Bis gleich", meinte ich und legte auf, nachdem Gemma, Sammy, Happy und die anderen Nomads das Clubhaus betraten.
"Wie heißt der Typ?", fragte Gemma mich.
Ich schmiss das Brötchen auf den Teller und ging zurück in den Zimmer.
Ich schnappte mir meine Handtasche, in der Gott sei dank noch meine Waffe war und machte mich dann auf den Weg.
"Nea, wo willst du hin?", fragte Sammy mich, als ich zur Tür raus war.
"Nea!"
"Was?", fragte ich und drehte mich zu ihr hin.
"Wo willst du hin?", fragte Sammy mich wieder.
"Hab was zu erledigen."
"Was?"
"Ich dachte, dass willst du nicht wissen. Und es ist auch besser so", sagte ich und ließ Sammy einfach stehen.
     Da ich ziemlich schnell ging, war ich auch ziemlich schnell in diesem Diner angekommen.
"Nea!", rief Wendy nach mir und hob die Hand. Ich ging zu ihr und setzte mich gegenüber von ihr.
"Was willst du?", fragte ich Wendy.
"Nanananana, wieso denn so unhöflich", meinte eine Stimme hinter mir.
Ich warf einen Blick nach hinten und sah einen Typen hinter mir stehen.
Er trug ein weißes Tanktop, darüber eine Lederjacke. Die Tattoos die er trug sagten ja irgendwie schon alles. 88, das Hakenkreuz und alles weitere was mit Hitler und Nazis zu tun hatte.
"Wer zum Geier bist du?", fragte ich nicht gerade begeistert, als ich dem Kerl mit der Glatze und den markanten Gesicht anblickte.
Ich rutschte bei Seite damit sich Wendy neben mir setzen konnte.
Dieser Kerl setzte sich gegenüber von mir und blickte mich mit seinen braunen Augen an.
"Ein sehr guter Freund von dem Kerl, den du gestern ein Ei abgetrennt hast", meinte der Typ und sah nicht gerade glücklich darüber aus.
Ich zuckte nur leicht mit den Schultern und blieb ziemlich unbeeindruckt.
"Ich hoffe er lässt es sich im Krankenhaus gut gehen."
Der Typ starrte mich an.
"Und ihr habt mir acht Riesen gezockt."
Aaaah, der Typ dem ich gestern halb kastriert hatte, war nur einer seiner Laufburschen. Er war der Dealer, aber der Typ vor mir war anscheinend Die Quelle.
"Haben wir das?", fragte ich.
"Es ist besser, wenn du ja nicht frech wirst, Kleines", meinte der Typ. "Heute Abend um neun will ich das Geld wieder haben. Alle acht Riesen."
Ich schnaubte. "Aber natürlich. Du kriegst höchstens sechs. Die anderen zwei gehörten ihr."
"Du stellst hier keine Forderungen", stellte der Kerl klar.
"Dann schlag ich vor, dass du auch eine stellst."
"Um neun will ich die acht Riesen haben. Altes Gewerbegebiet. Wendy muss wissen wo das ist. Ihr beiden alleine. Kommt ihr mit einen der Jungs an, dann werde ich ziemlich, naja, ungemütlich."
"Du kannst mich mal kreuzweise", sagte ich. "Du kriegst die sechs. Die zwei die Wendy gehören, bleiben bei ihr. Oder ich werde ungemütlich."
"Nea, du heißt doch Nea, oder?", fragte er mich.
"Klar, ist das mein Name. Aber es ist mir egal, was du jetzt von dir gibst. Du kriegst deine verfickten sechs Riesen und lässt uns damit in Ruhe. Und du kannst deinen Typen gute Besserung ausrichten. Steh, auf, Wendy."
Wendy stand vom Platz auf und ich tat es ihr gleich.
"Ich sage es nur ungern, aber du machst dir gerade keine Freunde, Kleines."
"Ich brauche keine Freunde. Ich komm ganz gut alleine klar."
"Wie gesagt um neun, die acht."
"Wie gesagt um neun, die sechs."
Ich packte Wendy am Arm und zog sie nach draußen zu ihrem alten dunkelgrauen Fierro.
"Du legst dich verdammt noch mal mit Darby an?", fragte Wendy mich.
"Wer?"
"Dem Kerl da drinnen. Darby. Falls du auf seine ganzen Tattoos geschaut hast. Er gehört den Norths an. Den Norths. Den Kerl, den du ins Krankenhaus verfrachtet hast, gehörte zu ihm, ebenfalls ein North. Wenn du die jetzt aufhetzt- sie wissen, dass wir den Sons angehören. Das wir mit ihnen zu tun haben, dann wird es problematisch zwischen Samcrow und dem Norths."
Ich verdrehte die Augen. "Sei doch mal dankbar, dafür, dass ich mit dir dafür gerade stehe-"
"Du hast es doch verbockt, in dem du den Kerl halb kastriert hast. Du ganz alleine du. Der Kerl war alleine und wir waren beide bewaffnet. Wir hätten es auch ohne irgendeinen Kastration überwunden. Wären dann einfach mit dem Geld rausspaziert und gut ist!"
Ich blickte Wendy nur an und schnaubte. "So handhabe das ich eben. Wo ist das Gewerbegebiet?", fragte ich sie.
"Außerhalb von Charmings Toren. Ist momentan stillgelegt, weil sie noch in der Planung für einen Umbau stecken."
"Ich bin um acht bei dir und dann fahren wir dort hin."
"Klar", meinte Wendy und nickte. "Soll ich dich im Clubhaus absetzen?"
"Ach, ich geh zu Fuß. Geht schon", winkte ich ab. "Trotzdem danke."
    "Noch nicht mal eine Woche in Charming", murmelte ich auf den Weg zurück zum Clubhaus.
Ich machte einen Absacker in einem kleinen Café um mir ein Kakao to Go herauszuholen. Hatte keinen Bock auf Koffein, aber dafür Bock auf Schokolade.
Als ich den Laden verließ, sah ich ein bekanntes Gesicht. Das war doch Die Ärztin, diese Dr. Knowles, die Sammy wieder zusammengeflickt hatte. Sie stieg gerade aus einem Wagen mit ein paar ihrer Kollegen und blickte zu mir.
"Hi, du", bemerkte sie.
"Hi, Doc."
"Geht doch schon mal vor", bat der Doc ihre Kollegen, die darauf hin im Café verschwanden.
"Wie geht es deiner Freundin?", fragte sie mich.
"Sammy geht es besser", meinte ich und trank einen Schluck vom Kakao.
"Das ist gut. Bei dir alles klar?"
"Ja, alles cool", nickte ich.
"Na dann", meinte der Doc.
"Vielleicht sieht man sich ja noch mal, oder so", sagte ich.
"Da bin ich mir sowas von sicher", nickte der Doc und verschwand im Café.
  Ich machte mich weiter auf den Weg zurück zum Clubhaus.
Als ich den Hof betrat, standen die mir etwas bekannten Harleys an ihren Plätzen. Die anderen waren bereits wieder zurück. Aber ich steuerte direkt einen kleinen Platz neben der Werkstatt an, wo die Überreste meines Autos auf einer riesigen weißen Plane lagen. Das sah ja noch schlimmer aus. Ich hatte ja eine Ahnung, dass mein Auto richtig im Arsch war. Aber das hier- das hier war mal so richtig, richtig, richtig im Arsch.
Ich trank den letzten Schluck vom Kakao aus und schmiss den Becher auf dem Rückweg zum Clubhaus in einen Mülleimer.
Laute Rockmusik dröhnte mir schon entgegen. Mindestens die Hälfte der Nomads war schon um diese Uhrzeit dicht. Und es war 11 Uhr.
Kip versuchte mit dem bedienen hinter her zukommen, während von den anderen überhaupt nichts zu sehen war.
"Wo ist Juice?", fragte ich Kip, als ich mich an den Tresen setzte.
"Die Jungs sind in der Kapelle. Corona?"
"Nee, danke", meinte ich und sprang wieder vom Hocker, um nach hinten ins Zimmer zu verschwinden.
Wie es auch nicht anders sollte, kam mir natürlich Gemma entgegen.
Sie blieb stehen und starrte mich an.
Ich verdrehte nur die Augen und verschwand in Juices Zimmer. Gerade als ich die Tür zuknallen wollte, drückte Gemma sie wieder auf.
"Was gibt es denn noch?", fragte ich sie und schmiss meine Handtasche auf die Kommode neben der Tür.
"Ich sage es dir nur einmal, du lässt die Zukunft die Finger von meinen Sohn", drohte Gemma mir.
"Und ich sage es dir nur einmal, zwischen Jax und mir ist letzte Nacht nichts gelaufen", stellte ich gefühlt das hunderte Mal klar.
"Du hast bei ihm geschlafen?"
"Genau. Geschlafen. Mehr nicht."
"Und das soll ich dir glauben?"
"Glaub doch was du willst. Aber ich weiß, das da nichts gelaufen ist", meinte ich. "Rede doch einfach mit Jax darüber. Er wird es auch verneinen."
"Was, wenn nicht?", fragte Gemma.
"Dann lügt einer von uns. Aber ich bin's nicht."
"Du stellst meinen Sohn als Lügner dar", knurrte Gemma. "Ich würde in Zukunft aufpassen, was deinen Mund verlässt, du machst es mir so leicht, dich zu hassen."
Ich schnaubte belustigt.
"Deine Pussy muss Juice ziemlich vernebelt haben. Ich hoffe er wacht noch auf und realisiert, was du für ein falsches Miststück du sein kannst", damit war Gemma aus dem Zimmer verschwunden und zog die Tür hinter sich zu.
"Ach, leck mich doch", fluchte ich auf trat meine Reisetasche bei Seite.
Ich setzte mich aufs Bett, nachdem ich mir Juice Laptop geschnappt hatte. Mist, der war ja Passwort geschützt. Ich klappte das Ding wieder zu, legte es bei Seite und ging nach vorne. Die Männer waren immer noch in der Kapelle, Kip stand hinter der Theke.
"Hey, kannst du mir deinen Laptop teilen, wenn du einen besitzt?", fragte ich Kip.
"Besitze einen", meinte er. "Warte nur hier."
Ich setzte mich auf die Couch und wartete bis Kip mit seinem Laptop wieder kam.
"Hier. Passwort ist schon drinnen. Internetverbindung steht, wenn sie nicht abkackt."
Ich nahm den Laptop entgegen und bedankte mich bei Kip.
"Eeeeh, Prospect Laptop...eh...Bier!", rief einer der Nomads.
"Kommt sofort", meinte Kip und flitzte zurück zum Tresen zurück.
Ich fand eine Liste mit Diner in Charming, dessen Adressen ich mir im Handy einspeicherte.
    "Hier", meinte ich zu Kip und reichte ihm den Laptop über die Theke.
"Schon fertig?", fragte er.
"Ja, hab nur ein paar Adressen rausgesucht. Danke nochmal."
"Kein Ding", meinte Kip und versteckte das Teil in einen der Regale der Bar. Ich ging wieder nach hinten und schnappte mir meine Handtasche.
Als ich nach vorne ging, kamen die anderen aus dem Clubhaus raus.
"Wo willst du hin?", wurde ich sofort von Happy gefragt.
"Such mir einen Job", antwortete ich und war nach draußen verschwunden.
Ich warf einen Blick zur Werkstatt, wo sich Gemma und Sammy gerade am unterhalten waren. Scheint so, als würden sich die beiden verstehen.
Ich rümpfte die Nase und ging zum großen Tor.
    Als ich die Straße entlang ging, bemerkte ich auf einmal das Dröhnen einer Harley hinter mir. Gerade als ich mich umdrehen wollte, hielt Jax neben mir am Straßenrand.
"Wohin des Weges?", fragte Jax mich schmunzelnd, über den Motor seiner Maschine.
"Auf der Suche nach einem Job", antwortete ich.
"Ich fahre dich, wo immer du hin willst."
Ich schnaubte.
"Wenn du nicht willst, dass meine Mutter mich umbringt, solltest du dich lieber von mir fernhalten."
Er schien verwirrt.
"Sie hat gesehen, wie ich heute morgen aus deinem Zimmer geschlichen bin und ist sich zu Hundertprozent sicher, dass wir miteinander gevögelt hätten", erklärte ich.
Jax verdrehte die Augen. "Man, Mom."
"Fahr einfach zurück. Ich bin schon groß und hab es bisher immer geschafft an einem Job zu kommen."
"Ich schicke dir jemanden, der auf dich aufpasst."
"Bist du taub? Ich kann auf mich alleine aufpassen?"
Jax verdrehte wieder die Augen.
"Ich schicke dir jemanden. Fertig."
"Ich hab eine Wumme", sagte ich.
"Die hab ich auch. Aber du wolltest sie ja gestern Nacht nicht sehen."
"Ich hasse dich, Jackson."
"Tust du nicht", grinste er und drehte auf der Straße um zurück zum Clubhaus zu fahren.
Ich schüttelte meinen Kopf und machte mich auf dem Weg zum ersten Diner.
Nüchterndes Ergebnis; suchen keinen.
Als ich aus dem Diner rauskam, saß Juice auf seiner Harley und schien auf mich zu warten. Er trug eine Sonnenbrille und blickte zu mir.
"Und?", fragte er.
"Suchen keinen", meinte ich.
"Wir haben noch fünf weitere vor uns", sagte Juice aufmunternd und setzte sich richtig auf seine Harley. "Komm."
"Ich mach das lieber alleine."
"Die Chance erhört sich, einen Job zu bekommen, wenn du mit einem auf der Harley angefahren kommst. Das schüchtert sie ein und geben dir sofort den Job."
"Eher verriegeln sie den ganzen Laden", meinte ich und runzelte die Stirn.
"Wenn du mit Clay wärst, vielleicht. Aber ich flippe immer positiv aus, wenn ich Welpen sehe. Das wissen die hier in Charming."
"Wenn man auf Dope ist, findet man selbst Straßenschilder zum positiv ausflippen."
"Du vielleicht, wenn du high bist. Nun komm. Ich will rechtzeitig zur Party im Clubhaus zurück sein."
Juice reichte mir seinen Helm und ich nahm den entgegen,  ehe ich mich zu Juice auf die Maschine setzte.

Charming- Our Name Says It All (SonsOfAnarchyFF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt