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Sicht Lukas

"Bitte Baby wach auf.. Gib mir ein Zeichen dass du mich hörst egal was."
Sie reagiert nicht.
"Sir kann der Arzt kurz mit Ihnen sprechen?" Die Krankenschwester erscheint im Türrahmen, verschwindet wieder und der Mann der Mila seit drei Monaten behandelt kommt durch die Tür.
"Guten Morgen Mr Rodeguin"
"Morgen"
Der Doktor atmet tief ein. "Ist es okay wenn er mithört?"
Mitlas Vater dreht sich zu mir. Er guckt mich an und überlegt kurz bevor er schließlich nickt.
"Es tut mir sehr leid Ihnen mitteilen zu müssen dass wenn ihre Tochter in den nächsten 48 Stunden nicht aufsteht oder irgendwelche Anzeichen von sich gibt.." Er macht eine kleine Pause, guckt kurz zu mir rüber und wieder zu Milas Vater ".. Wir müssten spätestens dann die Maschinen ausschalten. Es tut mir leid."
"Was?!" Platzt es aus mir heraus.
"Das können sie nicht machen ich bezahle das für sie." Milas Vater guckt panisch zu seiner Tochter.
"Es tut mir wirklich leid aber-"
"Nichts aber! Sie werden für den Scheiß bezahlt also tun sie auch was!!" Schreie ich den Arzt an.
"Es ist nicht meine Entschuldigung. Es sind bald vier Monate her und wir machen keine Fortschritte. Es tut mir le-"
"N scheiß tut es!"
Dazu sagt er nichts mehr und geht einfach raus.
"Das können die doch nicht machen.." Meine Stimme klingt brüchig sowie die letzten drei Monate.
"Ich muss kurz an die frische Luft" Herr Rodeguin geht mit gläserne Augen raus.
Ich drehe mich zu Mila die durch die Sauerstoffmaske atmet und ihre Augen verschlossen hält. Ich nehme ihre Hand in meine, knie mich auf den Boden und lege meinen Kopf an der Matratze ab.
"Bitte Mila.. Bitte wach auf...." Und die Tränen sind nicht mehr aufzuhalten.

Sicht Mila

Ich falle.

Ich falle und spüre den Boden nicht.

Wie lange werde ich wohl noch fallen?

Ich schreie.

Die Dunkelheit macht mir Angst.

Ich schließe meine Augen.

Alles wird hell.

Ich falle nicht mehr.

Ich stehe wieder auf der Straße vor dem Haus meines Vaters. Zitternd schaue ich auf das Haus von Lukas.
"Hey.." Ich drehe mich schlagartig in die Richtung woher die Stimme kommt. Lukas.
"Lukas.."
"Ja..ähm.."
"Ich..es tut mir leid wegen eben.. Ich muss wohl was verwechselt haben ich..." Meine Stimme bricht und ich fange an zu weinen.
"Hey ist schon gut." Er kommt und nimmt mich in seine Arme. "Willst du darüber reden?"
Zögernd nicke ich obwohl ich mir nicht ganz sicher bin ob das wirklich so ne gute Idee ist.
Wir gehen in seinen Garten und ich schaue hoch zu 'meinem' Zimmer.
"Also erzähl mal.."
Ich schaue in seine grün blauen Augen und muss mich zurückhalten ihm nicht um den Hals zu fallen.
"Ich.. Ich weis nicht.. Ich.."ich schluchze auf und erzähle weiter. Von meinem Umzug, von unserem Ausflug bis hin zum Streit. Ich erzähle ihm von uns. Er schaut mich die ganze Zeit an und als ich anfange zu weinen als ich ihm von unserem Streit erzähle und dass er mir fremdgegangen ist zieht er mich in seine Arme.
"Ich denke zu solltest zu ihn zurückgehen."
Ich schaue hoch und gucke ihn verwirrt an.
"Also ich meine zurück zu deinen Lukas. Zurück in deine Welt. All diese Menschen von denen zu mir erzählt hast brauchen dich anscheinend. Dein Dad, Fiona, Justin, deine ganzen Freunde und natürlich auch Lukas." Er lächelt am Ende und ich nicke.
Ich gehe aus dem Garten und gehe Richtung Wald. Ich laufe immer tiefer rein und irgendwann sehe ich eine rote Tür. Einfach mitten im Wald.
"Baby bitte..."ein Flüstern geht durch mich. Ich runzle die Stirn und gehe auf die Tür zu. Ein kleiner Teil sagt ich soll da reingehen und ein noch größerer Teil sagt ich solle es nicht tun. Hinter der Tür verbirgt sich die Dunkelheit. Ich atme tief durch und gehe einen Schritt hinein. Plötzlich fällt die Tür hinter mir zu und alles wird schwarz von der Dunkelheit. Panik und Angst bereiten sich in mir aus. Vergeblich versuche ich diese Tür zu öffnen doch nachdem ich es einpaar mal versucht habe verblasst sie und löst sich in Luft auf.
"Nein Nein Nein!" Ich fange wieder an zu weinen. Plötzlich erscheint ein helles grelles Licht. Es ist so als würde es mich anziehen.
"Baby!" Was? Wer ist das? "Baby bitte wach auf!" Die Stimme ist panisch und laut. Sie macht mir Kopfschmerzen.
"Baby bitte du musst zurück! Du darfst nicht in ein Licht gehen du musst zu mir kommen!!" Zischend fasse ich an meinen Kopf und kneife meine Augen zu. Die Stimme soll aufhören!
"Mila Baby bitte wach auf! Komm zu mir!" Ich lasse mich mit den Knien auf den Boden fallen.
"Ich liebe dich Mila. Ich liebe dich Baby mehr als alles andere." Die Stimme wird sanfter und sie.. Sie weint. Plötzlich hören die Kopfschmerzen auf und eine Person steht hinter mir. Als ich genauer hinsehe ist es Lukas.
"Lukas!" Schreie ich. Ich will zu ihm laufen ihn umarmen und ihm sagen dass es mir leid tut doch ich kann mich nicht bewegen. Er streckt seine Arme aus und deutet mir ich solle zu ihm kommen. Ich wehre mich gegen die Kraft die mich in das Licht ziehen will und gehe in die Dunkelheit zurück. Zu Lukas. Ich mache kleine und schwere Schritte.
"Ich liebe dich Baby. Bitte komm zu mir zurück.." Diese Wörter ziehen mich an. Sowie dieser Junge selbst. Und ich greife nach seiner Hand.

Sicht Lukas

"Baby bitte.."flüstere ich.
"Sie ist immer noch nicht wach.." Ihr Vater setzt sich auf den Stuhl neben mich und legt seinen Kopf in seine Hände.
"Sie wird. Sie hat noch 13 Stunden." Meine Stimme ist leise und emotionslos. Ich starre auf Mila in der Hoffnung dass sich jeden Moment etwas tut.
"Hast du gefrühstückt?"
"Nein." Ehrlich gesagt weis ich garnicht wann ich das letzte mal etwas gegessen habe.
"Du musst etwas essen"
"Ich habe keinen Hunger"
Er seufzt "damit hilfst du meiner Tochter auch nicht"
Ich seufze als er mir einen Kaffeebecher in die Hand drückt doch ich nehme es an.
Plötzlich fangen einige Geräte an zu piepen. Sofort lasse ich den Becher fallen und springe auf. Noch mehr Geräte piepen und es wird immer lauter. Ärzte und Schwestern laufen in das Zimmer und ziehen mich vom Bett weg doch ich gehe wieder zu ihr.
"Sir sie müssen weg da"
Ich ignoriere sie und nehme Milas Hand.
"Wir verlieren die Patientin!"
"Was Nein!!"
" wir müssen die Geräte abschalten. Es tut mir-"
"Hören sie auf zu sagen dass es Ihnen leid tut! Sie hat noch 12 Stunden!!"
"Es bringt nichts mehr. Sie dürfen sich verabschieden." Dann geht er einfach.
"Nein!" Schreie ich. Ich schlage gegen den Tisch und schmeiße den Stuhl dagegen.
"Baby!" Ich schluchze und weine. "Baby bitte wach auf! Baby bitte du musst zurück! Du darfst nicht in ein Licht gehen du musst zu mir kommen!! Ich liebe dich Mila. Ich liebe dich Baby mehr als alles andere." Ich atme tief ein "Ich liebe dich Baby. Bitte komm zu mir zurück.." Meine Stimme ist wieder ein flüstern und ich schließe meine Augen. Meine Unterlippe bebt und die Tränen laufen meine Wangen hinunter. Plötzlich drückt sie leicht meine Hand. Sofort gucke ich hoch.
"Mila! Mila Baby bitte drück meine Hand noch mal!" Doch sie tut es nicht noch mal. "Mila hörst du mich?! Bitte gib mir ein Zeichen dass ich mir das nicht eingebildet habe!" Und sie drückt wieder leicht und öffnet leicht ihre Augen. "OMG! Ein Arzt. Ich brauche hier einen Arzt!!! Alles wird gut Baby. Ich bin bei dir." Jetzt weine ich wieder. Ich bin so ein Weichei doch ich bin so froh das sie lebt. Wieder stürmen die Ärzte rein und reden davon das ein Wunder geschehen ist doch ich höre nicht mehr zu und lasse mich gegen die Wand fallen und versuche mich wieder zu beruhigen. Ich liebe sie so sehr. Mehr als alles andere. Mehr als mein eigenes Leben. Und ich lasse sie nie wieder gehen.

Badboys are goodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt