Evelyns POV:
"Ich schwör's dir. So sehr haben die drei noch nie genervt. Ich hätte echt nicht erwartet, dass Adam so einen Wirbel um das Ganze macht." Claire stopfte sich einen Nacho in den Mund und betrachtete ihre Freundin, also mich, nachdenklich. Sie wusste, wie ich über Jeff und auch über Mum dachte. Aber ich verlor eigentlich nie ein schlechtes Wort über Adam. Bis jetzt zumindest.
Ich hatte anfangs überlegt, ob ich ihr einfach sagen sollte, dass ich zu spät nach Hause gekommen wäre und das Adam deshalb so ein Theater gemacht hatte. Aber wieso sollte ich sie anlügen? Ihr die Wahrheit zu verschweigen würde nur bedeuten, dass ich zu große Angst vor der Reaktion meiner Freunde auf das Vergangene hatte. Und um ehrlich zu sein hatte ich furchtbare Angst.
Immerhin kam es nicht täglich vor, dass eine von uns fast überfahren wurde, deshalb nicht in der Schule erschienen ist und zu allem Überfluss von ihrem verdammt heißen Beinahe-Mörder auch noch verletzt, eingeschüchtert und geküsst wurde. Seufzend sah ich zu Claire und nagte lustlos an einem der Cracker herum. "Und du bist dir sicher, dass deine Mum nichts bemerkt hat? Immerhin würde sie sofort mit meinen beiden Monstern telefonieren und in spätestens zehn Minuten würde ich wieder in meinem Zimmer daheim hocken."
Claire zog die Augenbrauen zusammen und legte ihren Kopf nachdenklich schief, sichtlich unzufrieden mit dem möglichen Folgeszenario, während sie ziemlich überzeugt ihren Kopf schüttelte. "Mum schläft unten auf der Couch. Du hast sie ja gesehen. Sie hat ein ziemlich mieses Date hinter sich und sich vor einer guten Stunde die Augen ausgeheult, ehe sie auf dem Sofa eingeschlafen ist. Sie tut mir langsam echt leid, Evelyn."
"Ja, mir auch. Vielleicht sollten wir deiner Mum ja mal ein wenig nachhelfen", meinte ich kurz um uns beide auf andere Gedanken zu bringen - und vor allem damit ich aufhörte an Liam zu denken. Immerhin konnte ich schon bald ein Phantombild von ihm malen, so genau hatten sich mir seine Gesichtszüge eingebrannt. Ich schüttelte kurz den Kopf bei dem Gedanken daran und Claire musste leicht lachen, ehe sie mir zustimmte. Sie meinte wohl das Kopfschütteln betraf ihre Mum. Naja, wenn's nur das war!
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Es war mittlerweile elf Uhr abends und mir und Claire wurde langsam langweilig. Auch, wenn wir so viel zu bereden gehabt hätten, ich wollte und konnte nicht mehr über Liam reden. Ich wollte ihn einfach vergessen. Denn rückblickend gesehen hatte er wirklich Probleme. Claire zog sich gerade ein hübsches Kleid an und kam dann zu mir herüber. "Können wir endlich los?" Ich nickte und sie schleifte mich mit nach unten. Ich trug heute nur eine schwarze, leicht zerfetzte Röhrenjeans, ein schwarzes Top und ein offenes, rot-schwarz-kariertes Holzfällerhemd.
Ja, ich weiß, dass das nicht ziemlich mädchenhaft war und ist, aber es war mir an diesem Abend relativ egal. Ich liebte Hemden und dieses vor allem. Auch, wenn es eigentlich meinem Ex gehörte, so hatte er es mir doch nach unserer Trennung überlassen und ich trug es in guter Erinnerung. Um ehrlich zu sein hätte es sogar vom Liam sein können. Es war einfach perfekt für mich und genau deshalb hatte ich es nach wie vor aufbehalten. Claire schmuzelte leicht, als sie einen Blick auf das Hemd warf. "Eve .. Bist du dir sicher, dass du das tragen willst? Was, wenn uns Jeffrey über den Weg läuft?"
Ich warf meiner besten Freundin einen überraschten Blick zu und schüttelte nur meinen Kopf. "Dann wird er sich freuen, dass es nicht einfach verkommt." Ich hatte das Hemd eigentlich zum Schlafen eingepackt, aber es war ja auch durchaus für den Alltag geeignet. Und ich hatte das Gefühl diesen leichten Geruch zu brauchen, der mir früher einmal so viel bedeutet hat.
Jeff trug nie wirklich einen Duft. Aber er roch auch ohne Aftershave klasse. Das einzige, dass er wohl wie jeder andere Junge auch hergenommen hatte, war ein Deo. Und dafür war ich ihm dankbar. Denn niemand will einen verschwitzten Freund. Aber für viele Jungs war ein Deo nicht selbstverständlich. Auf jeden Fall roch Jeffrey immer so wie der Sommer für mich. Ich sog kurz unbewusst den Duft des Hemdes ein, das sogar heute noch schwach nach Tannenzapfen, Schwimmbad und Lavendel roch. Auch wenn er das nie hören wollte, für mich roch er immer stark nach Lavendel und genau das war es, das ich so an seinem Duft liebte.
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What about you, Liam?
RomanceEines Tages begegnet Evelyn Liam Anderson, der sie fast überfährt. Von da an nimmt ihr Leben eine dramatische Wendung. Zwei Welten, die unentschuldigt aufeinander einprassen. Was Evelyn da noch nicht wissen kann: Liam ist keineswegs so nett, wie er...