50 epilogue

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Dieses Kapitel geht an alle, die mich in dieser Geschichte begleitet haben. An jeden Leser, jeden Motivator, an jeden einzelnen von euch. Wenn ich darüber nachdenke, dass ich diese Geschichte vor Jahren begonnen habe, wirkt es so unreal dieses Buch zu beenden.

Ich hatte mich immer gefragt, was aus Evelyn & Liam werden würde. Bis ich ihr Schicksal schließlich selbst in die Hand genommen habe. Sie durch harte Zeiten und schöne Momente begleitet habe. Mit euch an meiner Seite.

Ich fühle viele Dinge für dieses Buch. Dankbarkeit. Dafür, dass ich wachsen durfte. Die Charaktere mit mir wachsen durften. Verbundenheit. Für all den Meinungsaustausch und dafür, dass sich niemand von euch ein Blatt vor dem Mund nimmt. Auch wenn ihm/ihr ein Kapitel nicht zusagte. Und ich auch daran wachsen konnte. 

Aber vor allem ganz viel Liebe. Und die möchte ich mit euch teilen. In diesem letzten Kapitel.

Also nochmal - dieses Kapitel geht an alle. 

Danke, dass ihr mich bis hierhin begleitet habt. <3

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Farewell.

This word that haunts me.

Keeps me awake at night and 

let's me dream during the day.

Farewell."

                               - Til we meet again.

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Evelyns POV;

Liam saß am Steuer. Seine braunen Augen hafteten auf der Straße. Er wirkte älter. Müde. Ich konnte mir kaum vorstellen, was er bereits durchmachen musste in seinem kurzen Leben. Der Gedanke an dieses neue Leben, fernab von Freunden und Familie, schien mir so surreal wie der rote Himmel in der Morgendämmerung. Doch es gab kein zurück. Ich nahm mir einen Moment und dachte an meine Eltern.

An meine Mutter und ihre kurzen blonden Haare. Ihre müden und liebevollen Augen. An meinen Dad und seine braunen Locken. An seinen vertrauten Duft und seine tröstenden Arme. Ich dachte an Adams schelmisches Grinsen und all die Schneemänner, die wir zusammen gebaut hatten. An Jeff und seine Psycho-Gespräche, die er mit uns geführt hatte. Wie gerne würde ich noch einmal bei so einem furchtbaren Gespräch dabei sein. Claire und Ashley erschienen in meinen Erinnerungen. Unsere Lieblingspizzeria. All die Mädelsabende. Und Chuck. Sein blondes Haar und seine sanftmütigen Augen. Der Park, in dem er mich vor Logan gerettet hatte. Ich dachte sogar an Mr. Ward und daran, wie er nächstes Schuljahr in Mathe darauf warten würde, dass ich zurück komme. Wie ahnungslos er wäre. So wie der Rest meiner Klasse. In meinem Brief hatte ich meine Eltern gebeten Claire und Ashley in unser Geheimnis einzuweihen. Sie wissen zu lassen, dass es mir gut ging.

Und jetzt, nachdem ich all ihre Gesichter vor meinem inneren Auge versammelt hatte, da tat es das auch. Liam hatte recht. Ich brauchte keine Box mit Bildern und Gegenständen, um mich an sie zu erinnern. Ich würde sie alle nicht vergessen. Sie waren in meinem Herzen fest verankert, sicher vor all den Stürmen, die da draußen lauerten. Sicher vor meinem neuen Leben und all den Gefahren, die es mit sich brachte. Sicher vor mir. Ich wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Ich blickte hoch zu Liam. Er wandte seinen Blick kurz von der Straße ab und schenkte mir ein schwaches Lächeln. "Wir sind bald da", flüsterte er in die Stille und ich nickte nur schwach, ehe ich meine Finger mit seinen verschränkte. Ich hielt meinen Griff nur locker, sollte er seine Hand wieder zum Schalten brauchen. "Mir ist es egal, wohin wir fahren. Solange ich bei dir bin, bin ich Zuhause", erwiderte ich sanft und kuschelte mich dann vorsichtig an ihn an. Meine Füße hatte ich vorhin bereits von meinen Schuhen befreit und wie immer am Sitz angewinkelt. Er drückte mir kurz einen Kuss auf den Scheitel und fokussierte sich dann wieder auf die Straße, während ich langsam einschlief.


Liams POV;

Die Stadt hinter uns wurde immer kleiner und die Straße immer unbekannter. Evelyns Atem schwebte sanft und gleichmäßig durch die Luft. Sie schlief. Das erste Mal seit langer Zeit schien sie friedlich zu sein. Und dieses Wissen machte mich mehr als nur glücklich. Allerdings fühlte ich mich auch schuldig, weil sie erst wegen mir ihre Familie und ihr Leben verloren hatte. Ich fragte mich, ob sie mich irgendwann dafür hassen würde. Mich dafür verantwortlich machen würde. Doch ich wusste, was sie dazu sagen würde, wenn sie jetzt wach wäre. Du hast mich oft genug versucht zu verlassen, Liam. Aber ich gehöre nun mal zu dir. Und wenn das unser gemeinsames Leben sein soll, dann lass uns heute damit anfangen.

Zumindest hatte sie das vorhin gesagt, als ich sie mit meinen Sorgen konfrontiert hatte. Evelyn schien wirklich keine schlechte Zelle in ihrem Körper zu haben. Sie war durchwegs gut. Und es war mir ein Rätsel, wieso sie sich für mich entschieden hatte. Doch ich beschloss diese Entscheidung mit Dankbarkeit anzunehmen. Ich wollte mich bessern. Das hatte ich mir geschworen, seit sie in mein Leben getreten war. Und damit würde ich nun anfangen. Ich wollte ihr das beste Leben bescheren. Es sollte ihr an nichts fehlen. Und ich wollte sie zu ihrer Familie zurück bringen. Früher oder später. Denn dort gehörte sie hin. 

Sie gehörte zu Adam und den Mädchen. Zu ihren drei Eltern. Zu dieser Stadt. Und ich hoffte, dass es dort schließlich auch einen Platz für mich geben würde. Einen Platz, an dem ich schließlich sein konnte und nicht dauernd über meine Schulter schauen musste.

Einen Platz für Chuck. Eine neue Zeit, in der ich Cassies Familie sorglos besuchen konnte. Eine Welt, in der ich den Namen Logan nicht mehr kennen würde. Eine neue Welt. In die ich endlich hinein passen konnte. Mein Zuhause finden konnte.

Doch für heute gab es nur ein Ziel - ein sicherer Platz zu schlafen. Über morgen wollte ich mir noch keine Gedanken machen.

Und so ließen wir auch das Ortsschild der letzten uns bekannten Stadt hinter uns.

Vor uns lag Ungewissheit. Und Freiheit.

Ein völlig neues Kapitel.


What about you, Liam?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt