25 scared to be lonely

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Vorab, ich würde dieses Kapitel gerne zwei meiner Leser widmen.

@_heyoooitsme & @taetaezjm! Für ihre lieben Worte und ihre Unterstützung. Das bedeuetet mir wirklich sehr viel :) 

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Evelyns POV;

Mein ganzes Leben lang wollte ich immer nur in Ruhe gelassen werden. War immer auf der Suche nach Stille, habe mir nichts sehnlicher gewünscht als alleine zu sein. Nur meine Gedanken und ich. Niemand sonst. Ich hatte nie jemanden gebraucht. Ich gegen die Welt. In meiner Familie gab es nie wirklich Konstanten, außer Adam. Doch nicht mal der war in letzter Zeit zu mir gestanden. Ich wollte immer nur Ruhe. Und die hatte ich jetzt.

Als Liam mich am Balkon stehen gelassen hatte, hat sie begonnen. Ist in den nächsten Tagen erst schleichend und dann bedrohend über mich eingestürzt. Ich war alleine. Adam gegenüber wollte ich Liam nicht erwähnen. Claire hätte auch nicht aufgehört mich mit Fragen zu löchern und meine Mum - naja, auf meine Mum konnte ich nie so wirklich zählen. Und Dad wollte ich nicht von Liam erzählen. Er würde ihn nicht mögen. Seine Tattoos würden ihn sicher stören, das Piercing. Diese dunkle Aura, die ihn umgab. Alles, was ich an ihm faszinierend fand wäre wahrscheinlich der reinste Albtraum für ihn.

In den nächsten Tagen verbrachte ich meine Zeit damit mir in der Schule den Kopf über Liam zu zerbrechen, nicht über Integrale und auch nicht über Gedichte von Rainer Maria Rilke. Noch nicht einmal über den Englischtest, den ich demnächst vor mit hatte. Es war, als würde ich feststecken. Ich verstand Liam einfach nicht. All diese Momente, in denen ich seine sanfte Seite kennenlernen konnte. In denen er mir offen zeigte, dass er meine Nähe genoss. Und dann fragte ich ihn einmal wo er war und das soll es gewesen sein? Einfach so?

Ich wollte mir nicht eingestehen, dass mich die Ereignisse der letzten Tagen so sehr aus der Bahn warfen, kannte ich ihn doch noch nicht einmal lange und erst recht nicht gut. Aber das taten sie. Trotz seiner Fehler, seiner oftmals groben und unverständlichen Art, hatte Liam etwas in mir ausgelöst. Hatte mich auf einer Ebene berührt, die ich so nicht kannte. Ich versuchte mich an meine Beziehung mit Jeffrey zurückzuerinnern. Doch nicht einmal das kam dieser Begegnung nahe. Jeffrey und ich waren nicht lange zusammen, wir lebten in einer guten Welt ohne große Sorgen und Probleme, wo das spannendste die nächste Party jeden Samstag war. 

Doch Liam .. Er war voller Geheimnisse. Ein verschlossenes Buch, das ich doch so unbedingt lesen wollte. Fast schon wie eine verlorene Seele, die hilflos durch die Welt wanderte. Er war ein Einzelkämpfer, das merkte man ihm sofort an. Und irgendwo wohl auch der erste Mensch, der mir das Gefühl gab, endlich verstanden zu werden und mir in der selben Sekunde den letzten Nerv rauben konnte. Dessen Handlungen ich dauernd in Frage stellte und bei dem ich mich dennoch so fühlte, als wäre ich aufgehoben.

Ich verstehe es einfach nicht. Wie kann ihm das alles plötzlich so egal sein? Es erklärt sich wohl von selbst, dass ich die nächsten Tage damit verbrachte Liam anzurufen, ihn irgendwie zu erreichen. Doch es war, als wäre niemand mehr da am anderen Ende der Leitung. Meine Anrufe gingen ins nichts, meine Nachrichten blieben unbeantwortet. Ich wusste nicht einmal, ob er sie gelesen hatte. Ich wusste gar nichts mehr. Zuerst war ich besorgt, aufgewühlt. Niedergeschlagen über die Tatsache, dass sich die Dinge auf diese Art gewendet hatten. Als die Tage vergingen und die Zahl meiner Nachrichten und Anrufe anstieg, wurde ich langsam verärgert. Wütend über die Tatsache, dass er mich einfach hängen ließ. Sich nicht darum scherte, mir zu antworten. 

Mir nicht einmal sagen konnte, dass es ihm gut ging. Ich hatte das Gefühl, er wäre wieder wie vom Erdboden verschluckt. So wie auf diesem einen verdammten Tag. Doch es war mehr als das. Es war, als wäre er nicht mehr da. Als hätte er mich aus seinem Leben gestrichen. Ich besuchte Chuck, doch auch er konnte mir keine Auskunft geben. Obwohl sich das weniger nach einem Können, sondern mehr nach einem Wollen anfühlte.

What about you, Liam?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt