Hi allerseits! Ich will garnicht viele Worte verschwenden, zur Abwechslung aber mal ein Gedicht als Einstimmung auf die Geschichte anführen, das meiner Meinung nach zu passen scheint. Vielleicht mache ich das jetzt öfter. Viel Spaß beim Lesen, wie immer! <3
o
"Uns überfüllts. Wir ordnens.
Es zerfällt.
Wir ordnens wieder und
zerfallen selbst."
- Rainer Maria Rilke
Liams POV;
"Komm schon, lass mich rein." Ich hatte versucht Nachhause zu gehen. Ich war bereits vor meiner Tür, als ich einfach umkehren musste. Zu oft hatte ich schon Menschen gehen lassen. Nie hatte ich jemanden ausgebremst. Wie heißt es doch? Reisende soll man nicht aufhalten. Meine Mutter hatte dieses Sprichwort immer gehasst. Sie hielt es für falsch, nicht um seine Lieben zu kämpfen. "Wer nichts riskiert, wird auch nichts gewinnen." Ich hörte ihre Stimme noch immer so deutlich in meinem Kopf. Dieser sanfte, aber starke Klang ihrer wohlgewählten Worte. Ihre warme Art, diese ganze Wärme, die sie zu jeder Zeit umgab. Ich vermisste sie.
Und so sehr ich es auch versuchte, ich konnte Evelyns Gesichtsausdruck nicht vergessen. Die Enttäuschung in ihren Augen, der Schmerz, der hinter diesen schlauen smaragdgrünen Augen verweilte und Wurzeln schlug. Viel zu oft hatte sie mich nun schon so angesehen. Viel zu oft hatte ich nun schon das Gefühl gehabt, ihr nichts als Leid zuzufügen. Und dennoch konnte ich sie nicht gehen lassen.
Bis jetzt lief es immer gleich ab. Sobald ich jemanden an mich heran ließ, kam ein Auftrag. Und ich verschwand. Immer und immer wieder. Hatte nie erzählt, wohin ich ging, wann ich wieder kommen würde. Was ich dort machen würde. Weil ich es nicht durfte. Und weil ich es nicht konnte. Evelyn würde doch sofort die Flucht ergreifen. Aber ich hatte meine Gründe. Meine eigene Geschichte, die mich auf diesen Weg brachte, den ich nun seit Jahren alleine beschritt. Mit Chuck an meiner Seite. Und den Jungs. Eine Zweckgemeinschaft sondergleichen. Und trotz allem die einzige Familie, die mir blieb. Die einzige Heimat, die ich kannte. Der einzige Ort, an dem ich einfach sein konnte. An dem ich reinpasste. An dem man mich nicht sofort loswerden wollte.
Es wäre so viel einfacher gewesen, einfach loszufahren. Nicht zurückzuschauen. Sie ist doch nur irgendein Mädchen. Das versuchte ich mir den ganzen Weg Nachhause einzubläuen. Doch das war sie nicht. Sie war dieses eine Mädchen, mit einem Herzen so groß wie der Pazifik. Mit Augen so neugierig wie zehn kleine Kinder. Und mit dieser besonderen Eigenschaft bei mir zu bleiben. Mir eine Chance zu geben. Sie war die einzige Person, die wirklich an mich glauben zu schien. Zumindest war das der einzige Grund, den ich mir vorstellen konnte, weshalb sie noch nicht das Weite gesucht hatte. Weil ich vielleicht doch kein ganz hoffnungsloser Fall bin. Und ich hatte sie von mir gestoßen. Ihr Vertrauen missbraucht. Schon wieder. Sie hatte sich mir anvertraut, mir ihre Ängste erzählt. Mir den Drohbrief gezeigt - wenn auch nicht freiwillig. Und dann hat sie gehört, dass ich sie alleine lassen soll. Das hab ich wieder einmal super hingekriegt.
"Eve, bitte lass mich mit dir reden. Ich wusste nichts von Chucks Plänen. Das verspreche ich dir." Evelyn musterte mich von ihrem Bett aus. Wie oft hatten wir uns nun schon schmerzverzerrt durch diese dämliche Balkontür angesehen? Wie oft hatte ich mich nun schon bei ihr entschuldigt? Sie wird ja doch wieder gehen. Alle gehen. Wieso auch nicht?
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What about you, Liam?
RomanceEines Tages begegnet Evelyn Liam Anderson, der sie fast überfährt. Von da an nimmt ihr Leben eine dramatische Wendung. Zwei Welten, die unentschuldigt aufeinander einprassen. Was Evelyn da noch nicht wissen kann: Liam ist keineswegs so nett, wie er...