Evelyns POV;
Oh nein, oh nein, oh nein, nein, nein! Ich wollte da doch gar nicht rüber! Nur durfte Adam das nicht bemerken, da er ja dabei war, als Liam sich damals als mein fester Freund vorgestellt hatte. Irgendwie musste ich das jetzt lösen, wenn ich nicht noch einmal von Liam geküsst werden wollte.
Nervös klammerte ich meine Hände um den Keksteller. Meine Fingerknöchel traten schon weiß hervor, so aufgebracht und verzweifelt war ich. Auf meine Stimme wollte ich mich ebenso wenig verlassen, aber ich hatte ja doch keine Wahl, also wandte ich mich gequält an Adam.
"Adam? Du musst nicht mitgehen, Ich glaub ich mach das alleine, dann kannst du bei Dad bleiben." Er grinste mich nur frech an und hob dann seine Augenbrauen herausfordernd. "Zurückgehen? Und verpassen, wie Liam und du wieder einen auf Pärchen macht? Wie könnte ich so etwas verpassen wollen?"
Sein hämisches Grinsen verriet mir mal wieder, dass mein Bruder doch um einiges schlauer war, als ich es in den meisten Fällen annahm. Das Beunruhigende an der Sache war aber nicht die Tatsache, dass mein Bruder Adam ein Gehirn hatte, nein. Es war eindeutig die Tatsache, dass Adam unser kleines Spielchen durchschaut hatte, oder wohl eher Liams kleines Spielchen.
Ich blieb vor der Tür stehen und zog meine Stirn leicht kraus, während ich vorsichtig sprach, darauf bedacht so gut wie gar nichts von den vergangenen Tagen durchscheinen zu lassen, da Adam mich sicher sofort ausgequetscht hätte, wenn ich zu viel verraten hätte. Und dann würde er Liam sicher fertig machen wollen. Und das Letzte, was ich wollte, war eine Schlägerei, die einer der beiden auslöste.
"Wie kommst du denn darauf, mir zu unterstellen, dass Liam und ich nur blenden, wenn ich fragen darf?" Ich versuchte einen möglichst neutralen Ton anzuschlagen, was mir aber nicht so gut gelang, wie ich es ursprünglich geplant hatte. Meine Stimme war wackelig und piepsig, so als hätte er mich beim Klauen oder bei sonst was erwischt.
Adams Mund hingegen entkam sogar ein kleines, mädchenhaftes Kichern und er sah mich herausfordernd an, während er anklopfte. Anscheinend gab es hier noch keine Klingel, ich konnte zumindest keine entdecken.
"Eve, ganz ehrlich? Du bist nicht gerade Liams Beuteschema, soweit ich das beurteilen kann und er ist sicher auch nicht das, was du dir für deine Zukunft vorstellst. Aber ja, durchschaut habe ich euch erst, als er dich geküsst hat und du steif wie ein Brett dagestanden bist und Mum und Dad mit zuckenden Mundwinkeln angelächelt hast. Oder es zumindest versucht hast. Das machst du immer, wenn du lügst oder wenn du ein schlechtes Gewissen hast."
Ich lauschte seinen Worten aufgeregt und wollte mich gerade bei ihm aufregen, als sich mit einem plötzlichen Ruck die Tür öffnete und der blonde Kerl von vorhin mit einem skeptischen Blick zu uns herunter blickte. Er war ja schon von Weitem riesig gewesen, aber das übertraf nun wirklich meine Erwartungen.
"Chuck?" - "Adam, hey! Komm doch rein. Und deine .. uhm.." - "Schwester", warf Adam rasch ein und der Junge namens Chuck nickte lächelnd, ehe er uns nun endgültig hereinbat. Ein wenig perplex betrat ich das Haus und blickte dann zu Adam. "Ihr kennt euch? Du und dieser Chuck?" Er nickte und erklärte mir dann sofort, dass Chuck eigentlich Charles hieß und mit ihm in die selbe Klasse ging und die beiden ziemlich gute Freunde waren. Das war doch gut, musste ich mich wenigstens nicht mehr vor diesem Typen fürchten, denn Adam hatte total nette Freunde, da wäre Chuck sicher keine böse Ausnahme. Naja, hoffte ich zumindest.
Gemeinsam mit den beiden Jungs betrat ich schließlich das Wohnzimmer und sah mich nebenbei ein wenig um, um mich von dem Gedanken, dass Liam ebenfalls hier war und mich vorhin bereits auf meinem Balkon erspäht hat, abzulenken.
Doch egal wie viele Bilder und Bücher, CDs und anderes Zeug ich auch verzweifelt mit meinen Blicken verschlang, irgendwann kam Liams schadefrohes Grinsen in meinen Blickwinkel.
"Na? Du hast es wohl keine Minute länger ohne mich ausgehalten, hab ich Recht, Schatz?" Ich beobachtete Liam einen kurzen Moment dabei, wie er selbstgefällig über seine für ihn wohl supertolle Frage grinste und verdrehte sofort meine Augen.
"Ja, klar. Weil deine Anwesenheit mich ja so berauscht", meinte ich vorlaut und würdigte ihn keines Blickes. "Und außerdem hat meine Mum uns hierhergeschickt, also lass gut sein, Adam weiß Bescheid."
Mit dem Gefühl endlich mal eine Diskussion gegen Liam gewonnen zu haben drehte ich mich in die Richtung um, in der ich Adam und diesen Chuck vermutete. "Sie sind nicht mehr da, wahrscheinlich zeigt Chuck Adam das Haus oder so." Ach, nein. Wirklich? Als ob ich das nicht selber gewusst hätte. So blöd war ich dann auch wieder nicht.
Gezwungenermaßen saß ich nun hier mit Liam fest. Jetzt zurück zu Mum und Dad zu laufen würde wohl nicht gerade gut bei den beiden ankommen, außerdem hatte ich dieses Gefühl, dass die Tür plötzlich meilenweit weg zu sein schien.
Also tat ich das einzige, was ein vernünftiges Mädchen in dieser Situation getan hätte. Ich gab mich geschlagen und ließ mich auf das gemütlich aussehende Sofa fallen. Es dauerte keine drei Sekunden, da hatte sich Liam auch schon zu mir gesellt.
"Was machst du eigentlich hier?", platzte es mir nach einer ewig wirkenden Stille schließlich heraus. Mein Blick fiel auf Liam und ich musterte ihn kritisch. Sein Blick schien wohl schon länger auf mir zu ruhen, aber es schien ihn nicht zu stören, dass ich ihn dabei ertappt hatte, wie er mich beobachtete. Warum störte ihn das denn nicht? Ich verstand das alles nicht!
Nach einer gefühlten Ewigkeit bekam ich dann endlich eine Antwort. Ich hatte mit allem gerechnet, aber dass das Schicksal es wirklich darauf anlegte mich in den Wahnsinn zu treiben mit diesem merkwürdigen Kerl, war wohl nun bewiesen. Ein für alle Mal. Forever and always. In alle Ewigkeit. Naja, zumindest vorübergehend - bis zu meinem Tod oder so.
"Meinen besten Freund besuchen. Außerdem war ich sowieso gerade in der Gegend und ja. Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich dich besucht hätte und wir uns eine schöne Zeit gemacht hätten?"
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What about you, Liam?
RomanceEines Tages begegnet Evelyn Liam Anderson, der sie fast überfährt. Von da an nimmt ihr Leben eine dramatische Wendung. Zwei Welten, die unentschuldigt aufeinander einprassen. Was Evelyn da noch nicht wissen kann: Liam ist keineswegs so nett, wie er...