Kapitel 16

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Ich kam zu Hause an. Alle Lichter waren zum Glück noch aus. Das hieß, meine Mutter würde noch schlafen. Ich schlich mich in mein Zimmer. Ich knipste das Licht an und stellte mich vor meinen Spiegel, der an meinem Schrank hing. Ich holte die Kette aus meiner Hosentasche, die ich zuvor am Rheinufer einsteckte, und betrachtete sie kurz.

Eine kleine goldene Halskette mit einem Flügel als Anhänger. Er hatte damals etwas auf die Rückseite eingravieren lassen.

„I'll always be there for you. ~Dad"

Diese Kette bedeutete mir sehr viel. Ich wollte sie nie wieder verlieren. Er hatte sie mir sogar nach seinem Tod wieder gebracht. Eine kleine Träne verließ mein Auge. Ich schloss meine Augen und meine Hand, in der die Halskette lag und drückte sie an meine Brust. Ich flüsterte fast tonlos ein „Danke".

Anschließend betrachtete ich mich im Spiegel und legte mir die Kette um meinen Hals. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Irgendwie ging es mir auf einmal wieder besser. Ich glaube, mein Vater wollte nicht, dass ich so traurig war. Er wollte mich glücklich sehen, auch nach seinem Tod.

Ich legte mich in mein Bett, nahm wieder mein Handy zur Hand und deaktivierte den Flugmodus. 5:36 Uhr. Wie schnell die Zeit auch wieder verging. Ich sollte jetzt endlich mal Felix schreiben, dass ich nicht kommen würde.

Ich öffnete wieder Whatsapp und tippte sofort auf Felix' Chat. Er war sogar online. Was machte der bitte so früh? Schlief er gar nicht oder was? Ich tippte die Nachricht, die ich ihm mitteilen wollte, ein.

„Heyy.. ehm.. ich wollte dir sagen, dass ich heute nicht in die Schule komme."

Ich zögerte, bevor ich das abschickte. Warum zögerte ich? War doch nichts Schlimmes dabei. Ich sendete letztendlich die Nachricht ab und ging offline. Ich wollte von niemandem mehr etwas wissen und einfach nur schlafen.

Ich schlief relativ lange und wurde vom Klingeln der Haustür geweckt. Ich drehte mich um, um weiter zu schlafen. Meine Mutter würde schon die Tür auf machen. Mein Gesicht lag Richtung Wand. Leider wurde mein Vorhaben gestrichen. Meine Tür wurde mit einem Klopfen geöffnet und wieder geschlossen. Ich hörte nichts mehr. Keine Schritte, kein Atmen oder sonst was. Alles war still.

Doch plötzlich bewegte sich meine Matratze. Ich erschrak, weil ich annahm, dass ich wieder alleine in meinem Zimmer war. Da es in meinem Zimmer dunkel war, musste diese Person das bestimmt nicht bemerkt haben. Bitte. Egal wer da grade auf meinem Bett saß. Lass mich einfach alleine. Geh aus meinem Zimmer und lass mich hier liegen.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt