Kapitel 37

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Am nächsten Morgen konnten wir ein wenig länger schlafen, da wir es nicht so eilig hatten mit der Heimfahrt. Wir würden erst gegen Mittag losfahren, damit wir morgen früh an der Schule ankämen. Gegen meinen Willen musste ich aufstehen und mich für die Fahrt anziehen. Ich zog mir dafür einfach bequeme Klamotten an. Felix tat dasselbe und sah mich traurig an. Ich fand es auch sehr schade, dass wir nach Hause oder überhaupt aufstehen mussten. Es war einfach zu bequem und so schön warm zusammen im Bett.

Da wir nicht viel zusammen packen mussten, weil alles in unseren Koffern blieb, konnten wir uns damit ein wenig Zeit lassen. Wir gingen in Ruhe danach frühstücken und redeten zum Letzten mal mit unserer Gastfamilie. Also Felix redete. Ich saß daneben und hörte zu.

Wir verabschiedeten uns von allen und holten unsere Sachen, als wir letztendlich losmussten. Unser Gastvater brachte uns ein letztes mal zum Bus. Das war schon irgendwie traurig. Dort umarmten wir uns und gingen anschließend wieder getrennte Wege. Der Busfahrer packte unsere Koffer in den Bus und wir stiegen ein. Es waren noch nicht alle anwesend, also mussten wir noch ein bisschen warten. Wenigstens hatten wir wieder unsere kleine Privatsphäre und konnten uns ein wenig nah sein ohne diese komischen Blicke und Sprüche.

Der Bus fuhr los, sobald alle da waren und ich versuchte mich zu entspannen. Felix nahm meine Hand. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Mit meiner freien Hand steckte ich mir meine Kopfhörer in meine Ohren und lauschte der Musik, während ich aus dem Fenster blickte und die Landschaft beobachtete. Felix wiederum spielte an seinem Handy rum. Irgendwann schloss ich einfach meine Augen und genoss die Fahrt.

Ich bemerkte, dass wir relativ früh hielten, also öffnete ich gezwungenermaßen meine Augen wieder. Ich sah aus dem Fenster, dass wir wieder in Brighton waren. Unser Lehrer nahm sich das Mikrofon vom Bus und erklärte uns, dass wir noch knapp eine halbe Stunde Zeit hätten, um uns für die Fahrt von unserem Restgeld etwas zu essen kaufen konnten. Felix und ich hatten zum Glück noch ein paar Scheine übrig, die wir in einem kleinen Laden ausgaben und etwas kleines holten.

Da wir noch ein bisschen Zeit hatten, entschieden wir uns zum Stegende des Brighton Piers zu laufen und dort ein kleines und süßes Erinnerungsfoto von uns beiden zu machen. Im Hintergrund sah man das Meer und kleine Wellen. Im Vordergrund standen wir beide zusammen und küssten uns.

Nun mussten wir wieder zurück zum Bus. Jetzt ging es endgültig nach Hause. Ich war echt froh, dass wir das Bild noch gemacht hatten, sonst hätte ich es zu Hause noch bereut. Ohne groß nachzudenken, stellte ich das als mein Handy-Hintergrund ein. Ich liebte das Bild jetzt schon.

Damit wir uns auf der Fahrt nicht langweilten, hatte unser Lehrer vorhin ein paar Filme gekauft. Wir entschieden uns für eines der Filme und warteten kurz, bis dieser losging. Da ich den schon gesehen habe und er mich deswegen nicht so interessierte, beschäftigte ich mich mit meiner Musik und meinen Gedanken. Diese drehten sich wirklich um alles Mögliche. Um Felix und unsere Beziehung. Um Kati und ihre Eifersucht. Um meine Mutter und meinen verstorbenen Vater. Um YouTube. Um meine Zukunft. Einfach alles. Ich wusste echt nicht, was ich nach der Schule machen wollte. Wir schrieben dieses Jahr noch unsere Prüfungen und dann war Ende, aber darüber sollte ich mir Sorgen machen, wenn ich wieder zu Hause war, also schloss ich einfach meine Augen und versuchte ein wenig zu schlafen.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt