Kapitel 42

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Während des Filmes streichelte ich ihm andauernd über seinen Arm. Ich glaube sogar, dass ihn das mehr als beruhigt hatte, da er irgendwann einschlief. Weil ich den Film so oder so nicht verfolgte, schaltete ich einfach alle Geräte aus. Ich legte mich noch bequemer in mein Bett, um selbst noch ein wenig zu schlafen. Dabei achtete ich darauf, dass ich Felix nicht aufweckte. Ich war, ehrlich gesagt, auch ziemlich müde, da der Tag wirklich anstrengend war.

Die plötzliche Kälte an meinem Körper weckte mich. Ich öffnete langsam meine Augen, musste sie aber sofort wieder zu kneifen, da die Sonne direkt in mein Gesicht schien. Ich drehte mich zur Seite, um nicht durch die Helligkeit fast zu erblinden. Als ich es schaffte, meine Augen zu öffnen, bemerkte ich, dass meine Liebe nicht mehr bei mir im Bett lag. Das erklärte, warum meine Wärmequelle verschwunden war.

Ich nahm mir mein Handy, welches neben mir lag, und entsperrte es. Die Uhr zeigte an, dass es gerade mal Nachmittag war. Ich stand auf und ging in das Wohnzimmer, wo meine Mutter und Felix sich gerade unterhielten. Ich setzte mich dazu und hörte ihnen zu. Irgendwie hatte ich keine Motivation zum mit reden. Mein Kopf war einfach noch im Schlafmodus und ich denke, das sah man mir auch an, denn sie ließen mich in Ruhe, worüber ich wirklich froh war. Ich legte meine Hand auf das Bein meines Freundes und lehnte meinen schweren Kopf auf seine Schulter.

Meine Mutter fragte uns, ob wir zusammen etwas raus gehen wollten, was Felix sofort bejahte und mich fragend anschaute. Ich zuckte nur mit den Schultern. Lust, etwas zu unternehmen, hatte ich schon, aber mich großartig bewegen wollte ich nicht. Sie standen beide auf, während ich von seiner Schulter rutschte und mit meinem Oberkörper auf die Couch knallte. Was war denn nur mit mir los heute? Felix drehte sich zu mir um und hob mir eine Hand entgegen, damit er mich hochheben konnte. Nach kurzem Überlegen, griff ich danach und ließ mich auf meine Beine stellen.

Müde trottete ich ihm hinterher in mein Zimmer. Wir zogen unsere Schuhe an und gingen zur Haustür, an der meine Mutter schon auf uns wartete. Wir betraten die sogenannte Außenwelt und schlossen die Tür hinter uns. Nun war die Frage: Wo wollten wir hin? Wir liefen einfach Richtung Auto und stiegen ein. Meine Mutter startete den Motor und fuhr drauf los. Ich saß mit meinem Freund hinten und achtete nicht darauf, wo wir hinfahren. Ich musterte ihn nur, während er gedankenverloren aus dem Fenster sah. Ich wusste, worüber er nachdachte, aber ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass er sich noch mehr Sorgen machte und sich deswegen morgen weigert, zu seinen Eltern zu fahren. Das wäre einfach keine Lösung. Er sollte Klarheit haben. Unwissenheit zerstörte ihn nur mehr.

Ich nahm seine Hand und hoffte, ihn von seinen Gedanken gerissen zu haben, was ich auch schaffte. Er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. Ich konnte in seinen Augen wirklich nichts deuten. Weder Angst, noch Nervosität oder Traurigkeit. Gar nichts. Es war wie eine Leere. Als würde er nichts fühlen. Vielleicht gab es auch einfach ein riesen Chaos in ihm. Das verstand ich vollkommen. Ich wüsste selbst auch nicht weiter, wenn mir meine Mutter das angetan hätte. Allerdings bereitete mir das auch ein wenig Angst. Was wäre denn, wenn da doch mehr, als dieses Chaos in ihm wüten würde? Vielleicht sollte ich selbst auch mal weniger nachdenken. Ich machte mir bestimmt nur selbst unnötige Sorgen.

Mit meinem Daumen strich ich auf seinem Handrücken. Langsam bewegte er seine Augen zu unseren Händen und fing leicht an zu Lächeln. Erleichterung kam auf. Meine Mutter hielt das Auto an und schaltete den Motor ab. Mein Blick wandte sich aus dem Fenster. Ich sah, dass wir auf dem Parkplatz eines riesigen Einkaufszentrum standen.

Mama: „Ich dachte, wir könnten hier den Tag ein wenig verbringen. Wenn ihr etwas haben wollt, kaufe ich euch das gerne."

Wir nickten und stiegen aus dem Auto aus und liefen rein. Dort waren einfach etliche Modeläden. Ich persönlich fand, dass das eindeutig zu viele auf einmal waren. Frauen konnten sich hier wirklich austoben. Wenn sie wirklich alles anschauen und gegebenenfalls auch anprobieren wollten, könnten sie hier locker neun bis zehn Tage verbringen. Ich ging nur Klamotten kaufen, wenn ich auch etwas brauchte. Viele Frauen hatten Shoppen gehen auch in ihrer Hobbyliste ganz weit oben. Sie kauften so viele Klamotten, die sie nur zur Anprobe anzogen und sonst nie wieder. Geld für nichts ausgegeben. Ich verstand das einfach nie. Meine Mutter blieb hin und wieder mal an einem Modeladen stehen und schaute sich etwas an. Sie überlegte kurz, ob sie sich das holen sollte, doch entschied sich immer wieder dagegen.

Ich: „Mama, wenn du etwas haben willst, dann kauf es dir doch."

Mama: „Nein, schon gut. Mir gefiel das sowieso nicht."

Ich nickte, obwohl ich wusste, dass das gelogen war. Ich sah ihr an, dass sie das haben wollte, doch ich beließ es bei der Antwort, weil ich ihr kein schlechtes Gewissen einreden wollte.

Mit Felix ging ich händchenhaltend durch die Gänge. Uns war es gerade egal, wer uns sah. Die komischen Blicke der anderen Leute ignorierten wir gekonnt und ließen uns davon nicht ablenken oder auch den Tag vermiesen. Weiter hinten kamen dann endlich mal die Läden für Felix und mich. Ein Se... Gameshop. Ihr Schlingel. Mit freudigen Blicken betraten wir den Laden und sahen uns gründlich um.Selbst meine Mutter sah sich etwas um, auch wenn das nicht so ihr Fall war. Ich nahm mir sofort ein Spiel, was ich schon lange haben wollte. Meine Augen leuchteten sofort auf. Als Felix sah, was ich in der Hand hielt, fing er an zu grinsen. Meine Mutter kaufte mir das Spiel, Felix wollte leider nichts. Glücklich und zufrieden gingen wir zurück zum Auto und fuhren wieder nach Hause. Dort aßen wir noch kurz etwas zu Abend und spielten anschließend das Spiel. Das ging wirklich sehr lange, ich glaube, dass wir erst gegen zwei Uhr morgens schlafen gingen. Das war dann aber auch wirklich nötig, weil meine Augen nur noch sehr schwer aufzuhalten waren.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt