Kapitel 11

2.5K 194 3
                                    

Max stand schnaufend in der Tür und sah mich hasserfüllt an. Konntet ihr euch noch an ihn erinnern? Er war der Letzte aus dieser Gang. Da er in der Parallelklasse war und mit dem Unfall nichts zu tun hatte, war er noch hier auf der Schule.

Mit langsamen und bedrohlichen Schritten kam er auf mich zu. Ich beobachtete jeden seiner Bewegungen, um rechtzeitig reagieren zu können.

Max: „Du Hurensohn hast mir meine Freunde genommen!"

Felix: „Da sind sie alle selber Schuld! Ich würde mal sagen, dass du wieder verschwindest!"

Max: „Halts Maul! Mit dir redet keiner! Ich habe noch eine Rechnung zu begleichen!"

Mit diesen Worten zog er seine Ärmel nach oben und kam mir noch näher. Wie versteinert saß ich da und wusste nicht, was ich tun sollte. Zum Glück war Felix da und hielt ihn rechtzeitig zurück. Somit rannte ich aus dem Zimmer und schloss mich wieder im Klo ein.

Ich wusste nicht, was gerade mit Felix passierte. Ich hatte solche Angst um ihn. Hoffentlich blieb er verschont. Ich wusste mir einfach nicht weiter zu helfen, als wegzurennen. Pussy. Nichtsnutz. Immer wieder hallten mir solche Wörter durch den Kopf, die mir damals immer wieder an den Kopf geworfen wurden.

Ich wurde durch ein erneutes Klingeln zurück in die Realität geholt. Ängstlich öffnete ich die Tür und lugte raus. Zum Glück war hier niemand. Langsam tritt ich raus in den Flur. Immer mehr erhöhte ich mein Tempo. Am Zimmer kam ich jedoch zum Stehen. Kein Max war zu sehen. Felix jedoch auch nicht. Shit. Wo war er? Was war überhaupt passiert? Ich setzte mich auf meinen Platz und zerbrach mir meinen Kopf.

Ich hob mir verzweifelt meinen Kopf mit meinen Händen und malte mir das Schlimmste aus. Es tat mir so verdammt Leid, Felix. Warum war ich nur so ein schlechter Freund, der einfach nur abhaut und ihn alleine zurückließ?

Ich wurde an der Schulter angetippt. Kati stand verwirrt neben mir.

Kati: „Wo ist Felix? Ich dachte, er wollte zu dir?"

Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich war kurz vorm Heulen. Angst. Da war sie wieder. Angst um mich und Angst um Felix. Ich durfte aber keine Angst zeigen. Dann fanden sie einen perfekten Angriffspunkt. Sie zerstörten dich mit deiner Angst. Schön für sie - schrecklich für dich.

Die Tür wurde aufgemacht und mein Lehrer kam ins Zimmer. Dicht gefolgt von Felix, der sich einen Kühlakku ans Auge hielt. Fuck. Er kam auf unseren Platz zu und ich stand sofort auf, um ihn in den Arm zu nehmen. Anscheinend war er überrascht, da er nach einem kurzen Zögern die Umarmung erwiderte. Der Lehrer räusperte sich und wir lösten uns. Als wir auf unseren Stühlen saßen, holte ich Stift und Zettel und schrieb ihm wieder was.

„Fuck, Felix das tut mir so Leid. Ich hätte nicht wegrennen sollen. Kann ich das irgendwie wieder gut machen?"

Ich schob ihm den Zettel rüber, während unser Lehrer versuchte, uns irgendwas in Erdkunde zu erklären. Das war soo langweilig. Felix sah sich den Zettel an und lächelte sanft. Er nahm seinen Kulli und schrieb ebenso was auf. Anschließend bekam ich das Papier wieder.

„Schon gut. Mach dir darüber keine so großen Gedanken. Ich erzähle dir später, was passiert ist."

Ich steckte den Zettel ein, bevor der Lehrer ihn wegnimmt und was weiß ich damit anstellte. Die Stunde zog sich natürlich wie immer richtig lang und ich malte mir so viele Möglichkeiten aus, die hätte passieren können. Und glaubt mir, selbst ich fand meine Vorstellungen zu krass, aber wenn ich mir Felix genauer ansah, war ich mir sicher, dass ich sehr übertrieb. Er sah ja nicht mal krankenhausreif aus. Er hatte maximal ein blaues Auge. Zum Glück. Das hätte wirklich schlimmer Enden können. Max war echt nicht ohne. Der Junge kannte keine Grenzen bei sowas.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt