Kapitel 47

1.7K 119 5
                                    

Wir wachten beide zusammen auf, da der blöde Wecker mal wieder klingelte. Wie ich es doch hasste. Dieses blöde Teil ist doch einfach schrecklich. Wer kam auf die Idee, morgens so früh wach zu sein? So wie es kommen musste, war auch schon wieder Schule. Mal schauen, wie das heute ablaufen würde und ob irgendwas Spannendes passiert. Kati lässt bestimmt nicht locker. Es wird sowieso wieder Stress geben, das verspreche ich euch.

Ich gab Felix, der noch immer in meinen Armen lag, einen Kuss auf die Stirn und bekundigte mich nach seinem Wohl und ob er in der Lage war in die Schule zu gehen. Wenn er es noch nicht konnte, dann blieb ich mit ihm zu Hause. Ich wollte und konnte ihn nicht alleine lassen, doch er bejahte meine Frage. Ich teilte ihm mit, dass er noch liegen bleiben konnte und ich als erstes in das Badezimmer ginge.

Ich zwängte mich aus den Griffen meines Freundes, nahm meine Klamotten, machte mich im Bad fertig und als ich wieder zurückkam, schlief Felix seelenruhig auf meinem Bett. Natürlich. Etwas anderes konnte ich mir ja nicht denken. Jetzt musste ich ihn mal wieder wohl oder übel wecken, auch wenn er so süß schläft. Diesmal wollte ich es ihm auch nicht so leicht machen. Ich wollte ihn ärgern.

Ich stieg auf das Bett und setzte mich auf ihn. Langsam bewegte ich meinen Kopf auf seinen zu. Kurz bevor sich unsere Lippen berührten, blieb ich stehen. Ich konnte seinen heißen Atem spüren. Das machte es mir nicht grade leichter. Ich musste mich selbst beherrschen, nicht auf ihn zu stürzen und ihn halber aufzuessen. Ich sah ihm in seine Augen und wartete auf eine Reaktion seinerseits. Langsam kniff er seine Augen zusammen, öffnete diese aber nicht. Als er bemerkte, dass ich unmittelbar vor ihm war, wollte er seine Lippen auf meine drücken, doch das ließ ich nicht zu und entfernte mich immer weiter von ihm. Das versuchte er noch ein paar mal, doch ich war schneller. Er ließ es nicht auf sich sitzen und hielt meinen Kopf fest, sodass ich nicht mehr abhauen konnte und küsste mich. Spielverderber. Leicht beleidigt sah ich ihn an, als er endlich mal seine Augen öffnete. Er lachte mich nur leicht aus. Ich stand wieder auf.

Ich: „Mach dich fertig, wir müssen gleich los."

Er brummte und streckte sich. Gleich danach stand er auf und schlurfte ins Bad. Während er da drinnen war, packte ich meine Tasche. Seine hatte er noch bei sich zu Hause, also kamen wir vorerst nicht dran. Vielleicht sollten wir seinen Vater fragen, ob er uns seine Sachen gab, denn seine Mutter würde uns freiwillig nicht mehr ins Haus lassen. Heute konnte ich ihm ja Stifte und Blätter geben. Das reichte erstmal.

Als er wieder raus kam, zogen wir unsere Schuhe an und nahmen uns die Brötchen, die uns meine Mutter liebevoll belegt hatte. Wir traten den Weg zur Schule an und setzten uns auf unsere Plätze, als wir dort ankamen. Alles schien noch ruhig zu sein. Auch Kati sagte nichts und sah uns nicht an, als sie in das Zimmer kam. Der haben wir es aber gegeben. Besser so. Ich wusste nicht, wie lange ich noch still sitzen konnte, wenn sie wieder einen Streit anfangen wollte. Irgendwann rutschte mir wirklich noch eine Hand aus.

Der Lehrer betrat den Klassenraum und begann mit dem Unterricht. Als Erstes fragte er natürlich, wie wir die Fahrt fanden. Wenn ich ehrlich bin, war das die beste Klassenfahrt meines Lebens. Nur das danach hätte ich mir sparen können.

Der Unterricht verlief recht langweilig. In den Pausen hatten wir wenigstens unsere Ruhe. Kati blieb uns erstmal verschont. Hoffen wir mal, dass das auch so blieb.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt