Kapitel 36

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Als wir an unserem Ziel ankamen, hielt der Bus wieder in der Nähe des Piers. Heute durften wir wieder alleine entscheiden, wohin wir gehen und was wir machen wollten. Zuerst waren Felix und ich ratlos, aber dann fiel mir ein, dass wir ja noch Kleingeld hatten, was wir verspielen konnten, da wir das ab morgen nicht mehr gebrauchen konnten.

Ich lief einfach voraus und Felix mir hinter her. Er sah irgendwie ein wenig nachdenklich und traurig aus. Hatte ich vielleicht etwas Falsches gemacht? Ich drehte um und lief direkt auf ihn zu. Er blickte nur auf den Boden. Kein bisschen zu mir, also nahm ich seine Hände und wartete auf eine Reaktion seinerseits. Nach nicht all zu langer Zeit richtete er seinen Blick zu mir. Ich konnte Angst und Schuld in ihnen erkennen.

Ich: „Felix, was ist los?"

Er sank seinen Blick wieder und atmete tief ein und aus.

Felix: „Mir macht Kati echt so langsam sorgen. Wäre ich bloß niemals mit ihr zusammen gewesen, dann hätten wir das Problem nicht. Ich bin so ein Dummkopf."

Ich: „Nein, bist du nicht. Du bist der wundervollste Mensch, den ich jemals kennenlernen durfte. Es ist nicht deine Schuld. Du hättest nicht wissen können, wie sie drauf ist. Ich wusste das selbst nie. Und wie du schon gesagt hast: Wir werden alles zusammen durchstehen."

Ich lächelte ihm aufmunternd zu, als er wieder auf sah. Gequält, aber dennoch ehrlich lächelte er zurück.

Felix: „Du hast recht. Ich liebe dich."

Ich: „Ich liebe dich auch. Jetzt komm. Lass uns das Vergessen und ein bisschen Spaß haben. Es ist ja der letzte Tag hier. Wer weiß wann oder ob wir überhaupt wieder zurückkommen."

Sofort nickte er, also zog ich ihn hinter mir her zu einigen Spieleautomaten. Wir verbrachten hier so lange den Tag, bis wir kein Kleingeld mehr hatten. Gewonnen hatten wir leider nichts, aber dafür eine Menge Spaß. Trotzdem hatten wir noch sehr viel Zeit übrig, bis wir wieder fahren würden. Wir verließen den Brighton Pier und machten uns auf den Weg in die Innenstadt. Wir sahen uns noch ein wenig um. Ein kleines Café mit einem Schild, welches „Free Wifi" sagte, brachte uns dazu, dort hinein zu gehen.

Ich wollte wissen was auf YouTube, Twitter usw. los war. Schließlich war ich schon seit sechs Tagen nicht mehr online. Wir bestellten uns beide eine heiße Schokolade und vertieften uns in unser Smartphone. Alles war wie immer. Meine Youtube-Uploads verliefen nach Plan. Zufrieden und erleichtert legte ich mein Handy wieder weg. Unsere Bestellung wurde auch schon serviert.

Ich trank mein Getränk und beobachtete meinen Freund. Er war so sehr in sein Handy vertieft, dass er nicht bemerkte, dass seine heiße Schokolade demnächst eine kalte Schokolade sein würde. Ihm hingen ein paar Strähnen in sein Gesicht. Er sah auch etwas verschlafen aus und hatte leichte Augenringe. Dennoch sah er einfach heiß aus. Ich war so froh ihn ‚Meins' nennen zu dürfen. Mein Felix... Das hörte sich einfach perfekt an.

In meiner ganzen Träumerei bemerkte ich nicht, dass Felix mich etwas gefragt hatte. Peinlich.. Er fuchtelte auch schon mit seinen Händen vor meinem Gesicht rum. Ich bemerkte wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Er sah mich nur belustigt an und wiederholte seine Frage.

Felix: „Ich wollte fragen, ob wir uns am Kiesstrand noch ein wenig hinsetzen?"

Eigentlich keine so schlechte Idee. Ich nickte und Felix rief die Bedienung zu uns, damit wir bezahlen konnten. Zusammen verließen wir das Café wieder und suchten den Brighton Pier. Dort in der Nähe wollten wir hin, damit wir es nicht mehr weit zum Bus hatten. Wir sahen uns am Strand um, als wir ihn gefunden hatten. Weit und breit niemanden zu sehen. Weder von unserer Klasse, noch irgendjemand anderen. Beim näheren Betrachten, sah ich unter dem Pier eine kleine Schaukel. Begeistert ging ich darauf zu und setzte mich vorsichtig drauf. Schien stabil zu sein.

Felix kam zu mir und grinste mich an. Er hatte bestimmt etwas vor, so wie der aussah. Er stand direkt vor mir und hielt die Seile in seinen Händen. Dann spannte er seine Arme an und ehe ich mich versah, saß er auf einmal auf meinem Schoß, sodass seine Beine hinten runter hingen. Wir sahen uns gegenseitig in die Augen. So lange, bis wir uns näher kamen und unsere Lippen sich berührten. Unsere Körper waren sich so nah.

Leider konnten wir nicht mehr lange so verweilen, da wir so langsam zurück zum Bus mussten. Also musste Felix auch wieder irgendwie von mir runter. Das war schwerer als gedacht. Ungefährlich war das auch nicht wirklich, da er auf die Schnauze fiel, was ziemlich lustig aussah. Ein kleines Kichern konnte ich mir nicht verkneifen. Er sah mich beleidigt an und lief mit verschränkten Armen zum Bus voraus. Während der Busfahrt versuchte er mich aus Provokation zu ignorieren, aber in unserem Zimmer schaffte er das nicht, da wir ja wieder alleine waren und er zu einem Kuss nicht ‚nein' sagen konnte. Lange blieben wir auch nicht mehr wach, da wir wieder ziemlich müde waren.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt