Kapitel 25

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Wir fuhren von der Raststätte wieder auf die Autobahn. Alle waren so richtig ruhig, man hörte kaum etwas von ihnen. Das war sehr ungewöhnlich, aber gut. Wenigstens hatte man einmal seine Ruhe.

Ich wurde an der Schulter angetippt. Ich drehte meinen Kopf Richtung Felix. Dieser lächelte mich fragend an und hielt seinen 3DS hoch. Ich nickte und holte meinen aus meiner Tasche raus. Wir spielten zusammen, bis der Bus hielt. Wir waren an der Fähre angekommen und würden gleich drauf fahren.

Knapp eineinhalb Stunden fuhren wir bis nach England und dann noch weitere zwei Stunden, bis wir bei dem Treffpunkt mit den Gastfamilien in Worthing waren. Ich würde gerne wissen, wie es mit Felix aussah, weil er ja alleine war. Ob ich vielleicht doch mit konnte?

Der Bus fuhr mit Schritttempo auf das Schiff zu. Der Busfahrer wurde auf seinen Parkplatz zu gewiesen. Als wir wieder standen, machte uns unser Lehrer darauf aufmerksam, dass wir uns hier wieder treffen, sobald wir an England anlagen.

Alle rannten wieder raus und suchten das Weite. Felix und ich jedoch liefen entspannt raus und schauten uns hier um. Es gab nur eine Etage, in der man sich aufhalten konnte. Hier waren sehr viele Menschen unterwegs und es gab viel Auswahl, um die Zeit ein bisschen zu vertreiben, wie z.B. Im Restaurant etwas essen, im Souvenir Laden etwas kaufen, draußen die Aussicht genießen oder in der Arcade-Halle an den ganzen Spieleautomaten sein Geld ausgeben.

Wir entschieden uns dazu, etwas Kleines zu essen, dann kurz raus an die frische Luft und, wer hätte es gedacht, uns in der Arcade-Halle etwas zu vergnügen, wodurch die Zeit recht schnell rum ging. Eine Klassenkameradin kam auf uns zu und informierte uns darüber, dass wir gleich da waren. Wir beendeten unsere Runden und gingen wieder raus auf das Deck.

Man konnte die Küste von England schon deutlich sehen und es sah echt schön aus, wie sie sich im Horizont erstreckte. Ich sah den Hafen und einige Möwen umher fliegen. Eine kam sogar direkt auf uns zu geflogen und klaute Kevin's Brot. Typisch für ihn. Sowas passierte ihm ständig.

Unser Lehrer ging an uns vorbei und meinte, dass wir uns auf dem Weg zum Bus machen sollten, also liefen wir beide los und setzten uns wieder auf unsere Plätze. Die Fähre schwankte ein wenig beim anlegen und kurze Zeit später konnten wir schon raus fahren.

Jetzt hieß es Linksverkehr. Sehr gewöhnungsbedürftig. Noch weitere zwei Stunden fahren und dann endlich ins Bett. Die restliche Fahrt verbrachte ich damit, aus dem Fenster zu schauen und meiner Musik zu lauschen. Die Landschaft hier ist echt schön. Ich freute mich so sehr auf London.

Langsam, aber sicher wurde es dunkel und langsam, aber sicher, kamen wir unserem Ziel näher. Worthing. In der Stadt wären wir schon mal. Nun suchten wir unseren Treffpunkt, den wir schließlich auch fanden. Dieser war an einem Bahnhof. Die Straße hier war echt seltsam. Nur hier, in dieser Straße, galt der Rechtsverkehr, welcher auch in eine Sackgasse führte, umringt von teilweise alten Gebäuden. Schwer zu erklären.

Unser Bus hielt an und unser Lehrer teilte uns mit, noch Sitzen zu bleiben, während wir unseren Gastfamilien zu geteilt wurden. Jeder, dessen Namen vorgelesen wurde, darf raus gehen, seine Sachen nehmen und in sein vorübergehendes zu Hause.

So ziemlich am Ende und doch nicht ganz Letzter, wurde Felix aufgerufen und keine Sekunde später auch ich. Ich dachte, wir wären in unterschiedlichen Familien? Verdutzt stand ich auf und lief nach Felix aus dem Bus. Dieser grinste mich nur an.

Wir nahmen unsere Koffer aus dem Bus, machten Bekanntschaft mit unserem Gastvater und seinen zwei Kindern und liefen mit ihnen mit. Ein bisschen mulmig war mir dabei schon, so bei fremden Menschen zu wohnen, aber gut.

Weit mussten wir zum Glück nicht laufen. Nach knapp 10-15 Minuten standen wir auch schon vor einem kleinen Haus. Außen sah es noch etwas älter aus, doch innen war es schön modern eingerichtet, das gefiel mir schon, doch unser Zimmer war klein. Darin passte nur ein Hochbett und ein kleiner Schrank. Wenigstens waren hier zwei Steckdosen.

Wir wurden zum Essen gerufen. Ich wusste zwar nicht, was das war und ich war zu schüchtern, um nach zu fragen, aber es war verdammt lecker. Felix traute sich anscheinend auch nicht zu fragen. Die Familie zeigte Verständnis und ließ uns erstmal alleine beim Essen, was mir mehr als nur Recht war. Ich wollte einfach meine Ruhe in dieser fremden Umgebung.

Mich wunderte es doch sehr, dass ich die Mutter der Kinder bisher noch nicht gesehen habe. Vielleicht waren die Eltern getrennt, wer weiß. Ich fragte am besten gar nicht nach, wollte nicht unhöflich sein.

Nach dem Essen gingen wir zurück auf unser Zimmer, zogen uns um und legten uns ins Bett. Ich nahm das Untere und Felix das Obere. Es dauerte nicht lange, bis wir einschliefen, obwohl es gerade mal kurz nach neun war. Zumindest in Deutschland. Wir waren von der Fahrt einfach so fertig, dass es einfach nur nötig war, so früh schlafen zu gehen.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt