Kapitel 19

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Genervt entfernte sie sich von ihm und setzte sich auf ihren Platz. Was habe ich bitte verpasst? Erst schaute ich zu Felix, der seinen Blick emotionslos zur Tafel richtete, dann zu Kati, die als erstes Felix mit einem traurigen, dann mich mit einem eifersüchtigen Blick anschaute.

Sollte ich ihn darauf ansprechen oder sollte ich ihn lieber in Ruhe lassen? Man, ich hatte doch keine Ahnung, wie man mit sowas umgeht. Vielleicht sollte ich ihm irgendwie zeigen, dass ich für ihn da bin. Nur wie, ohne ein Wort zu benutzen?

Ich stieß ihn kurz mit meinem Ellenbogen in die Seite und lächelte ihm aufmunternd zu, als er zu mir sah. Seine Mundwinkel hoben sich kurz um Millimeter, doch ich sah es dennoch. Wir drehten uns gleichzeitig nach vorne zum Lehrer, da dieser mit dem Unterricht anfing. Während dem Unterricht sah uns Kati mit einem giftigen Blick an. Ja, auch Felix. Dieser sah allerdings immer wieder zu mir. Wenn ich dies bemerkte, fing es wieder an, in meinem Bauch zu kribbeln.

Endlich klingelte es zur Pause. Alle rannten raus, bis auf Felix und mir. Sogar Kati war draußen. Zum Glück. Ich hatte keinen Bock mit ihr wieder Stress zu haben, so wie sie uns die ganze Zeit angestarrt hatte. Ich verstand einfach gar nichts mehr. Wenigstens war heute Freitag. Morgen war die Beerdigung und am Montag ging es auf nach London. Ich hoffte, dass ich im Bus neben Felix sitzen durfte. Ich fragte ihn einfach mal.

Ich schrieb diese Frage auf meinen Block, der vor mir lag und schob ihm diesen hin. Er las sich das durch, lächelte kurz und nickte. Gut, wäre das schon mal geklärt. Jetzt musste ich über's Wochenende noch ein paar Folgen aufnehmen und schneiden und dann konnte es auch schon losgehen.

Es klingelte zum Unterricht und alle rannten ins Zimmer. Kati setzte sich gleich auf ihren Stuhl und würdigte uns diesmal keinen Blick. Wurde auch mal Zeit, Mädchen.

Das gleiche Spiel, wie grade eben, ging wieder von vorne los. Kati beobachtete uns durchgehend, während Felix ignorant zur Tafel blickte und angestrengt zu hörte. Ich wechselte immer wieder zwischen Tafel, Felix und Kati. Ich wollte hier endlich mal Klarheit haben. Was zur Hölle war bei denen los? Warum guckte sie mich andauernd so komisch an?

Ich schaute auf die Uhr. 11:03. Gleich war wieder Pause. Wenn ich mal so nachdachte, was innerhalb von 4 Monaten so alles passierte. Mein Leben hatte sich einfach komplett geändert. Diese Gefühle.. Ich konnte das nicht beschreiben. Es waren keine schlechten Gefühle. Sie waren eher...

Es klingelte zur Pause. Wie immer waren alle raus gelaufen. Ich wartete kurz, bis alle draußen waren. Dann stand ich auf und lief Richtung Herrentoilette. Dort angekommen, stellte ich mich vor das Waschbecken. Ich drehte mich nochmal um, um sicher zu gehen, dass ich alleine war, was ich auch wirklich war.

Ich drehte das Wasser auf und bespritzte mein Gesicht. Das hatte ich jetzt gebraucht. Die Tür ging auf. Ich schaute, wer das war. Felix kam rein und stellte sich neben mich. Er schien bedrückt zu sein. Er stand einfach nur da und betrachtete sich im Spiegel. Wo war der sonst so fröhliche Junge hin?

Wenn ich mir ihn so ansah, sah er gar nicht gesund aus. Er war blass und hatte Augenringe. Wieso wusste ich, dass es was mit Kati zu tun haben musste? Was machte sie nur mit ihm?

Ich drehte den Wasserhahn zu und stellte mich direkt vor ihn hin. Er sah mich nur an und drehte sich zu mir. Ich ging langsam auf ihn zu und nahm ihn einfach in den Arm. Ich wusste nicht, wieso ich das gerade tat, aber ich fand, das war die richtige Entscheidung.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt