Kapitel 5

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Ich spürte etwas Druck auf meiner Hand. Sehen konnte ich leider wieder nicht. Zu hören war wieder das regelmäßige Piepen, aber kein Schluchzen. Durch das schrille Geräusch, welches diese komische Maschine von sich gab, konnte ich erschließen, dass ich immer noch im Krankenhaus lag und lebte. Wie lange lag ich hier eigentlich schon?

Ich hörte das Knarren einer Tür. Langsame Schritte kamen näher. Eine dumpfe Stimme ertönte. Ich verstand leider gar nichts. Plötzlich spürte ich, wie etwas meine Hand losließ und diese sofort kalt wurde. Ich hörte nur noch, wie mehrere Personen aus dem Zimmer gingen und die Tür schlossen. Ich glaube, ich war jetzt alleine.

Warum war ich so schwach? Ich bekam ja nicht mal meine Augen auf. War ich jetzt wach oder träumte ich? Immer diese Fragen in meinem Kopf. Die konnte doch so oder so niemand beantworten. Ich sollte damit mal aufhören.

Die Tür ging wieder auf. Jemand weinte und kam auf mich zu. Ich merkte, wie das Bett ein wenig runter gedrückt wurde und sich jemand an mich lehnte. Ein Schluchzen. Ich würde diese Person so gerne in den Arm nehmen und trösten, aber es ging einfach nicht. So langsam bekam ich Schuldgefühle. Warum konnte ich mich nicht bewegen und warum weinte diese Person? Hör bitte auf.

?: „Ich will nicht, dass du stirbst, Alex! Du bist doch alles, was ich habe."

Was? Mama? Ich lebte doch! Warum sagtest du das? Ich wollte nicht sterben. Nicht jetzt. Mama, ich hatte Angst. Ließ mich bitte nicht alleine.

Ich spürte, wie sie mir meine Wange streichelte und sich sofort eine Träne löste. Sie stoppte und bewegte sich kein bisschen.

Wenn ich das schaffte, dann schaffte ich bestimmt mehr.

Leichter gesagt, als getan. Ich gab nicht auf. Ich fühlte meine Augen. Komm schon, geht auf! Ich bekam langsam Kraft und konnte sie ein kleines Stück weit öffnen. Ich schloss sie wieder, da es ein bisschen zu hell war. Langsam blinzelte ich und konnte mich an die Helligkeit gewöhnen. Ich sah meine Mutter mit verheulten Augen neben mir sitzen. Sie starrte mich ungläubig an.

Mama: „Alex.."

Sie umarmte mich stürmisch und schluchzte erneut. Auf einmal traf es mich wie ein Schlag. Ich bekam so viel Energie. Alles fing an zu kribbeln. Ich spürte die harte Matratze unter und die schwere Decke auf mir liegen. Ich erwiderte die Umarmung und drückte meine Mutter fest an mich.

Plötzlich löste sie sich und drückte einen Knopf neben meinem Bett.

Mama: „Ich wusste, dass du das schaffst. Ich habe fest an dich geglaubt."

Ein kleines, schwaches Lächeln zierte mein Gesicht.

Die Tür wurde aufgemacht und eine junge Dame kam ins Zimmer rein. Sie checkte die Maschinen kurz und musterte mich.

Dame: „Guten Morgen. Wie ich sehe, scheint es Ihnen relativ gut zu gehen. Ich muss allerdings ein paar Fragen an Sie stellen. Ihre Verletzung am Kopf ist nicht ohne."

Ich nickte als Bestätigung.

Dame: „Gut, dann fange ich mal an. Wie heißen Sie?"

Ich: „Alexander Hazy."

Was sollte das denn jetzt? Ich war doch nicht dumm...

Dame: „Okay. Wissen Sie, wo Sie hier sind?"

Auch das noch..

Ich: „Ich nehme mal an in einem Krankenhaus."

Dame: „Wissen Sie, was passiert ist oder warum Sie hier sind?"

Ich schüttelte meinen Kopf. Sie notierte sich etwas auf ihrem Klemmbrett und nickte.

Dame: „Gut, ich hole dann mal eben den Arzt."

Sie ging genau so schnell, wie sie kam. Ich schaute mich im Zimmer um. Ganz schlicht in Weiß mit Geräten. Einzelzimmer. Meine Mutter schaute sich ebenfalls um. Keiner sagte was, bis der besagte Arzt endlich kam.

Arzt: „Guten Morgen. Wie geht es Ihnen?"

Scheiße, wie soll es denn sonst gehen?

Ich: „Gut."

Arzt: „Okay, also Sie sind in der Schule irgendwie gefallen und landeten mit Ihrem Kopf auf dem Boden. Wir mussten Sie im Krankenwagen und ein paar Tage später hier reanimieren. Nach der 2. Reanimation haben wir sie sicherheitshalber ins künstliche Koma versetzt. Das geschah vor ungefähr 2 Wochen."

Was? Nein, nein, nein, nein, nein. Das kann doch nicht wahr sein.

Arzt: „..Platzwunde, die wir zugenäht haben. Sie haben außerdem eine retrograde Amnesie, was bedeutet, dass Sie sich an den Vorfall nicht mehr erinnern können.."

Das habe ich auch schon festgestellt, Sherlock.

Arzt: „..aber ansonsten scheint es Ihnen gut zu gehen. Wenn es in den nächsten 1-2 Wochen keine Vorfälle mehr gibt, denke ich, dass Sie wieder nach Hause gehen können. Wenn Sie noch Fragen haben, dann können Sie sich gerne an mich wenden. Ich wünsche Ihnen noch alles Gute."

Ich starrte ungläubig zur Wand gegenüber. Ich konnte und wollte das einfach nicht wahrhaben.

Mama: „Schatz, es...."

Ich: „Welcher Tag ist heute und wie viel Uhr haben wir?"

Mama: „Mittwoch, 14. Oktober 2015. Ungefähr 8 Uhr morgens. Schatz, es tut mir echt Leid, aber ich muss los zur Arbeit. Ich komme heute Abend wieder."

Ich nickte. Sie stand auf, gab mir einen kleinen Kuss auf meine Stirn und ging. Nun war ich echt alleine. Was sollte ich jetzt machen? Ich schaute neben mir und sah mein Handy auf einer Kommode liegen. Ich nahm es in die Hand und entsperrte es.

99+ Nachrichten auf Twitter, YouTube und Instagram.

Ich ging alle Nachrichten durch. Die meisten beinhalteten dieselbe Nachricht. „Wann kommen wieder Videos? Bist du tot?"

Sie hatten ja alle keine Ahnung, was mit mir los war. Mehr als 2 Wochen kam ja nichts von mir. Das tat mir grade so richtig Leid, also verfasste ich einen kleinen Tweet. „Keine Sorge, mir geht es soweit gut. Ich kann leider in den nächsten 1-2 Wochen keine Videos bringen. Sorry"

Ich ging auf YouTube und wollte mir Felix' Videos anschauen, aber er lud genau so wenig hoch wie ich. Ich fand nur ein Video. Ein Informationsvideo. Das schaute ich mir gleich mal an.

Felix saß einfach auf seinem Bett und erzählte.

Felix: „Hallo, meine lieben Joonges. In diesem Video wollte ich euch nur mal erklären, warum keine Videos kamen und in nächster Zeit vielleicht auch noch nicht kommen werden. Zum einen ist es wegen Schule, da wir zur Zeit einige Arbeiten schreiben. Zum anderen ist es, da ein Freund von mir gerade im Krankenhaus liegt und ich ihn jeden Tag besuchen gehe."

Meinte er mich?

Felix: „Ich hoffe, ihr versteht das. Mehr habe ich auch nicht zu sagen. Dann machts gut, tschau."

____________________________________________Kurze Info am Rande. Hi.
Ich habe das mit der Amnesie gegooglet, aber kaum etwas verstanden
Hab einfach irgendwas hingeschrieben und hoffe, es ist richtig. Wenn nicht, tut es mir Leid.
Nobody is perfect.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt