Kapitel 43

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Heute wachte ich mal relativ spät auf. Felix war nicht mehr im Bett. Ich denke, er war mal eben kurz im Bad. Ich rieb mir mit meinen Händen in meinem Gesicht und stand auf. In der Küche erwartete mich meine Mutter schon.

Mama: „Guten Morgen, mein kleiner Langschläfer."

Mit einem einfachen ‚Morgen' begrüßte ich sie ebenfalls. Keine Sekunde später kam Felix durch die Tür rein. Er sah ziemlich verschlafen aus. Ich hoffe, er konnte heute Nacht wenigstens ein bisschen schlafen. Wäre ja schlimm wenn nicht.

Da es schon Mittag war und meine Mutter bestimmt schon gefrühstückt hatte, aßen wir beide einfach den Rest, den sie für uns übrig ließ. Sie setzte sich auch aus Höflichkeit zu uns.

Mama: „Wenn ihr fertig gegessen habt, zieht ihr euch an. Dann fahren wir zu deinen Eltern, Felix."

Er schluckte. Ich konnte seine Angst und seine Sorgen schon spüren. Die bekam ich ebenfalls so langsam. Als ich fertig mit Essen war, stellte ich meinen Teller in die Spüle und ging als Erstes in das Badezimmer. Danach kam Felix dran. Wir setzten uns in das Auto und meine Mutter fuhr los. Felix nahm meine Hand und wollte sie am liebsten zerdrücken. Ich konnte spüren, dass er zitterte, also zog ich ihn ein wenig zu mir, um ihn irgendwie zu beruhigen, doch das klappte nicht. Es tat weh, ihn so zu sehen. So zerbrechlich und ängstlich.

Wir bogen in seine Straße ein. Hilfesuchend sah er zu mir. Ich küsste ihn zärtlich auf seine Lippen, um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine war. Nach einem kurzen Durchatmen stiegen wir aus. Meine Mutter begleitete uns zur Tür und klingelte. Es dauerte ein wenig, bis sein Vater die Tür öffnete. Er sah uns kurz an, stürmte aber gleich zu Felix und umarmte ihn.

Felix' Vater: „Oh mein Gott, ich dachte schon, du würdest nicht mehr nach Hause kommen."

Felix schien sichtlich überrascht zu sein, erwiderte die Umarmung dennoch sofort. Sie lösten sich wieder von einander.

Felix' Vater: „Und jetzt kommt mit rein. Ich würde gerne deinen Freund kennenlernen. Deine Mutter ist grade nicht da."

Er trat zur Seite und ließ uns rein. Im Wohnzimmer setzten wir uns zusammen hin und redeten ein wenig. Felix schien schon ein wenig lockerer zu sein.

Felix: „Du hast also nichts gegen meine Sexualität und dass ich mein Leben mit Alex verbringen will?"

Felix' Vater: „Ganz und gar nicht. Für mich ist das okay. Solange du dich damit wohl fühlst und er dich glücklich macht, habe ich nichts dagegen."

Er fing an zu lächeln. Ein Stein fiel uns vom Herzen. Es war eine so große Erleichterung für uns beide. Wir unterhielten uns noch ein wenig, um uns besser kennenzulernen. Sein Vater schien recht sympathisch zu sein und ich denke, er mochte mich ebenfalls. Es war ganz angenehm mit ihm zu reden.

Plötzlich hörten wir ein Knacken an der Eingangstür. Die Stimmung war sofort wieder angespannt. Erst passierte nichts, doch dann betrat jemand erschrocken das Wohnzimmer. Felix' Mutter stand im Türrahmen. Erst als sie uns beide sah, stieg ihr die Wut ins Gesicht.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt