Kapitel 39

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Wir fuhren bestimmt schon eine Stunde auf der Autobahn, doch mir ging es immer noch nicht besser. Ich aß noch ein wenig und trank etwas, in der Hoffnung, dass es noch besser wurde. Danach lehnte ich mich einfach an meinen Freund, dem es sichtlich besser ging als mir. Dieser legte seinen Arm um mich und gab mir einen kleinen Kuss auf meine Stirn. Das beruhigte mich wieder ein wenig. Wie machte er das immer?

Ich schloss meine Augen und genoss mal wieder seine Nähe. Draußen war es schon lange dunkel. Müde waren wir beide auch, also versuchten wir beide wieder einzuschlafen, was relativ gut klappte. Ich fand lange Busfahrten allgemein recht entspannend.

Ich wachte auf, da Licht in mein Gesicht strahlte. Ich kniff meine Augen zusammen und rieb sie mir anschließend. Nach ein paar mal blinzeln, sah ich aus dem Fenster. Wir waren an einer Raststätte und ich denke mal, dass wir auch wieder in Deutschland waren. Ich holte mein Handy aus der Tasche, um auf die Uhr zu sehen. Es war kurz vor 5 Uhr. Wir waren also bald zu Hause.

Der Busfahrer kam zum Bus zurück, startete den Motor und fuhr weiter. Da ich wusste, dass ich so schnell nicht wieder einschlafen würde, hörte ich den Rest der Fahrt Musik und starrte aus dem Fenster in den noch dunklen Morgen. Mit der Zeit ging die Sonne immer mehr auf und erhellte die Landschaft nach und nach mehr. So langsam wurden auch ein paar Schüler wach. Außer Felix, die Schlafmütze. Er schlief sogar noch, als wir uns unserer Schule näherten, also musste ich ihn wohl oder übel wecken. Ich entfernte mich von seinen Armen, rüttelte leicht an seiner Schulter und flüsterte ihm zu.

Ich: „Hey, aufwachen. Wir sind gleich da."

Auch wenn er lange schlafen kann, war es leicht ihn zu wecken. Er brummte vor sich hin und rieb sich seine Augen. Langsam blinzelte er einige Male und sah sich verschlafen um. Er streckte sich und gähnte. Wir bogen in die Straße unserer Schule ein. Schon vom Weiten sah ich meine Mutter. Es tat gut sie endlich wieder zu sehen.

Unser Lehrer nahm sich ein letztes Mal das Mikrofon und sprach etwas, wobei ich nicht wirklich zu hörte, da ich zu tiefst geschockt war. Kati stand neben Felix' Mutter und unterhielt sich mit ihr. Was machte sie hier? Ich konnte das einfach nicht fassen. Das würde kein gutes Ende haben. Ich tippte Felix' Schulter an und zeigte dorthin, wo sie stand. Seine Augen weiteten sich schlagartig. Ich glaube sogar, dass ich Wut in ihnen erkennen konnte.

Der Bus parkte auf dem Lehrer-Parkplätzen und öffnete die Türen, damit wir aussteigen und unsere Sachen raus holen konnten. Ich sah schon, wie Kati meinen Freund angrinste und auf ihn zu lief. Ich beobachtete jede noch so kleine Bewegung von ihr. Sie blieb direkt vor ihm stehen und versuchte ihn zu küssen. Ich dachte, ich seh nicht richtig. Die Wut stieg mir sofort an. Zum Glück wich er zurück und sah sie wütend an. Mit drohender Stimme sprach er zu ihr.

Felix: „Wag es dich nicht. Was willst du eigentlich hier? Hab ich dir nicht gesagt, dass ich dich nicht mehr sehen will? Verpiss dich und fass mich nicht an."

Sie grinste nur noch mehr und sagte, ohne auf seinen letzten Satz zu achten.

Kati: „Schatz, was ist denn los? Du liebst mich doch. Komm mit zu mir. Ich kann dir etwas Gutes tun. Dann geht es dir bestimmt wieder besser. Was willst du von diesem Stummen, wenn du mich und meinen Körper haben kannst?"

Sie ging einen Schritt weiter auf ihn zu und streichelte seinen Arm. Ich dachte, ich hörte nicht richtig. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, was sie mit ihm vor hatte. Meine Wut hatte ihre Grenze erreicht und ich musste mich wirklich zurückhalten, ihr nicht den Schädel einzudrücken. Ich wollte sie anschreien, doch da kam mir Felix schon zuvor.

Felix: „Du verpisst dich jetzt endlich von meinem Leben. Ich liebe dich verdammt nochmal nicht. Ich liebe jemand anderes. Jemanden, der mich nicht wie eine Gestörte kontrolliert. Und ich warne dich. Beleidige meinen Freund und du kannst nur beten, dass du nicht im Krankenhaus landest."

Er schrie sie wirklich so zusammen, dass sie zusammen zuckte. Als er das Wort ‚Freund' aussprach, nahm er meine Hand und verkreuzte unsere Finger. Sie schaute nur entgeistert auf unsere verschränkten Hände, doch keine Sekunde später sah sie wieder hoch. Direkt in meine Augen. Ihr Blick änderte sich sofort in Eifersucht. Erst flüsterte sie ganz leise.

Kati: „Du hast mein Leben zerstört."

Dann wiederholte sie diese Worte und schrie mich an. Sie wollte auf mich losgehen, doch Felix hielt sie auf und schubste sie weg. Bedrohlich sagte er.

Felix: „Fass ihn bloß nicht an und verschwinde, bevor ich mich nicht mehr kontrollieren kann."

Er nahm wieder meine Hand, die er loslassen musste, um mich zu beschützen, und zog mich zu unseren Müttern. Diese haben zwar alles mitbekommen, aber nicht eingegriffen. Niemand sagte etwas dazu, dass wir Händchen hielten oder was das gerade war, aber das war mir herzlichst egal. Alles war mir gerade egal. Ich verabschiedete mich von ihm mit einer Umarmung und umarmte anschließend meine Mutter zur Begrüßung. Wir stiegen in die Autos und fuhren nach Hause. Das war schon wieder zu viel für mich.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt