Kapitel 50

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Es sind schon Monate vergangen. Unseren Abschluss hatten wir bereits in der Tasche. Felix' Vater hatte sich von seiner Frau getrennt und ist auf die andere Seite der Stadt gezogen, wobei wir tatkräftig geholfen haben.

So wunderbar, wie sich das jetzt vielleicht anhörte, war es gar nicht. Ich fing eine Ausbildung an, um ein bisschen Geld zu verdienen und Felix entschied sich dazu, auf ein Internat zu gehen. Leider war dieses Internat viel zu weit weg, weswegen wir uns nicht mehr sehen konnten. Zwar schrieben und telefonierten wir anfangs hin und wieder mal, doch das war einfach nicht genug. Irgendwann zerfraß es uns zu sehr, dass wir den Kontakt einfach abbrachen und somit die Beziehung beenden mussten.

Damit besser wurde es zwar nicht, aber ich denke, das war einfach das Beste für uns beide. Es hätte uns nur noch mehr kaputt gemacht. Jeden Abend lag ich in meinem Bett. Ich fühlte mich leer, als würde ein Teil in mir fehlen. Ich wusste genau, wer fehlte. Es hätte nichts geändert, wenn wir noch zusammen wären, denn er würde mir immer noch fehlen, da er nicht bei mir ist. Es warein komisches Gefühl, nicht mit ihm reden zu können. Ob es ihm auch so ging? Ob er mich auch vermisste? Oder hatte er mich schon vergessen?

Ich hatte keine Motivation mehr etwas zu tun, doch ich musste meine Ausbildung fertig machen. So richtig darauf konzentrieren konnte ich mich leider nicht. Egal was ich tat, wo ich war oder wie viel Uhr es war, immer hatte ich ihn in meinen Gedanken. Ich konnte ihn einfach nicht vergessen.

In genau einer Woche war der Tag, an dem wir vor genau einem Jahr in Brighton auf dem Pier unseren ersten Kuss hatten. Einen Tag später kamen wir in London auf dem London Eye zusammen. Wie schön die Zeit doch mit ihm war. Warum ging das nur so schnell vorbei? Warum musste er unbedingt ins Internat? Sogar er hatte mich verlassen. Ich dachte, er würde das nie tun. So konnte man sich leider täuschen.

Einzelne stillen Tränen liefen meinem Gesicht nach unten und tropften auf mein Kissen. Sofort versickerten sie im Stoff. Langsam wurden es immer mehr Tränen. Ich spürte einen starken Schmerz in der Brustgegend. Ein kleiner Schluchzer entwich mir. Ich konnte einfach immer noch nicht glauben, dass es so weit kam.

Ich stand langsam auf und begab mich ins Badezimmer. Ich stellte mich ans Waschbecken und achtete darauf, nicht in den Spiegel zu sehen. Ich wusste, dass ich nicht gut aussah. Ich hatte Augebringe, war blass und mager. Ich wusch mir einfach schnell mein Gesicht und ging wieder raus. Ich musste was ändern. Anders wurde das nicht besser. Nur was? Vielleicht sollte ich mal wieder ein wenig raus?

Ich zog mir einfach Schuhe und Jacke an und lief Richtung Park. Dort setzte ich mich auf eine freie Bank und sah zu Boden. Ich hörte Schritte, die auf mich zu kamen, bis ich ein paar Schuhe vor mir stehen sah, da ich noch immer nach unten schaute. Langsam sah ich weiter nach oben, bis ich die Person erkannte. Zu meiner Verwunderung stand Kati da, die mich mitleidig ansah. Zweifelnd sah ich sie an. Sie setzte sich einfach wortlos neben mich.

Dizzi-Der stumme JungeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt