Florence Piper

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Es klingelte und ich stopfte meinen großen Ordner in meinen Rucksack. Mit meinen Mitschülern verließ ich den Klassenraum und drängelte mich mit dem Strom durch die überfüllten Gänge des Schulgebäudes. An meinem Spind blieb ich stehen und holte meine Bücher aus ihm. Im Augenwinkel sah ich das genervte Gesicht und die braunen Haare meiner Schwester. Sie ließ sich gegen die Spinde fallen und seufzte genervt.

„Was ist los?"-ich.

„Spanisch wieder bekommen"-sie Augen rollend.

„Und?"-ich.

„Vier"-sie

„So gut war ich auch in Geschichte"-ich und schüttelte den Kopf.

„Musst du auch einen extra Aufsatz schreiben, um eine Verbesserung der Note zu erreichen?"-sie.

„Du schreibst mein Geschichtsaufsatz, ich deinen Spanischaufsatz"-ich. Auf dem Gesicht von Laurie bildete sie ein Lächeln.

„Deal"-sie und stieß sich von den Spinden ab.

„Hast du die Hausaufgaben in Religion gemacht?"-ich und schloss mein Spind ab. Laurence sah mich mit großen Augen an.

„Welche Hausaufgaben?"-sie. Ich schüttelte nur amüsiert den Kopf.

„Komm, kannst abschreiben"-ich und wir machten uns langsam auf den Weg zum Unterrichtsraum. Wir schwiegen, bis meine Schwester mich unsanft anstieß.

„Dein bester Freund"-raunte sie mir zu und nickte in Richtung der Jungs, die als Gruppe mitten im Gang standen. Ich sah den Jungen an, den Laurence meinte und schüttelte unterbewusst meinen Kopf. Mein Blick lag ein paar Sekunden zu lang auf dem braunhaarigen, großgebauten Jungen und sein Blick traf meinen. Er klopfte seinem Freund auf die Schulter und kam zu uns rüber.

„Super. Wir waren zu langsam"-seufzte Laurie und blieb gefrustet stehen. Ich tat es ebenfalls und sah hoch zu Matthew.

„Du hast ja auch Spanisch bei Mr. Brown. Kannst du mir den Grammatikteil aus dem dritten Kapitel schicken?"-er mit seiner tiefen Stimme.

„Wenn du mich dran erinnerst"-ich leicht genervt.

„Keine Sorge Ennie, das werde ich"-er frech grinsend und verschwand in eine andere Richtung. Wir setzten unseren Weg fort.

„Du kannst ihm doch nicht deine Hausaufgaben geben. Er kann kein Spanisch und mogelt sich dadurch"-Laurie leicht wütend.

„In der Schule halten doch eh alle zusammen, um den Abschluss zu schaffen"-ich.

„Aber er ist dein Ex"-sie und sah mich ernst an. Ich sagte nichts weiter und ging in den Unterrichtsraum.

Der restliche Schultag verging zäh und als bereits die Spätsommer Sonne tiefer über der Kleinstadt Kanadas hing, verließen auch wir endlich mal das Schulgebäude. Auf dem Parkplatz stand der Geländewagen unserer Mutter und wir warfen unsere Schultaschen in den Kofferraum.

„Na meine Engel, wie war die Schule?"-Mom, währenddessen wir uns anschnallten und sie vom Parkplatz fuhr.

„Wie immer"-Laurie und ich wie aus einem Mund.

„Ihr habt heute das letzte Krafttraining draußen, richtig?"-sie.

„Ja, dann ist nächstes Jahr noch die Vereinsfahrt"-meine Schwester.

„Fahrt ihr mit?"-Mom.

„Natürlich, was denkst du denn? Das ist die geilste Zeit des Jahres!"-Laurence lauthals.

„Ihr seid zum Trainieren mit, nicht zum Feiern"-Mom tadelnd.

„Äh, natürlich. Wie kommst du darauf?"-Laurie und lachte leicht. Mom schüttelte nur lachend den Kopf und setzte uns an der Vereinshalle ab. Mit unseren Taschen im Gepäck machten wir uns auf zu den Umkleidekabinen und trafen auf viele unserer Freunde. Die Mädels kamen aus den verschiedensten Sportarten, doch das Krafttraining machten wir gemeinsam. Meine Schwester und ich waren Läufer. Zwar noch ziemlich am Anfang unseres Talentes und Könnens, jedoch wir hatten ein Ziel vor Augen, welches wir fest ansteuerten. Gemeinsam mit den anderen Mädchen gingen wir raus auf die Laufbahn, wo uns unser Trainer empfing und ein paar allgemeine Anweisungen verkündete. Wie immer war ich unaufmerksam und bekam die Hälfte nicht mit.

„Laurence und Florence, ihr macht das Aufwärmen"-der Trainer plötzlich und sprach damit direkt meine Schwester und mich an. Wir nickten etwas überrascht und joggten los. Nach den grundlegenden Basics lief unser Trainer vor und wir hinterher. Wir durchquerten die halbe Stadt und jeder Spielplatz wurde für eine Kraftübung genutzt. Seien es Klimmzüge, Liegestütz oder Kniebeugen. Unser Trainer wusste wie er uns quälen konnte. Völlig verschwitzt kamen wir 90 Minuten später an der Vereinshalle an und gingen duschen. Als Mom uns um 6pm abholte, war die Sonne am Untergehen. Wie immer flog die Landschaft an uns vorbei und ich sah auf die vielen Felder in verschiedenen Tönen verwischten. Meine Zweieiige Zwillingsschwester und ich waren ländlich aufgewachsen und ich war froh darüber. Mom hielt vor dem großen alten Haus, in dem wir wohnten. Laurence rannte direkt in ihr Zimmer und schloss hinter sich die Tür. Ich schmiss meine Sportkleidung in die Schmutzwäsche und setzte mich auf die Küchenbank, um ein paar Hausaufgaben zu machen. Jedoch ließ ich mich von verschiedenen Leuten ablenken, mit denen ich schrieb.

„Leg doch mal das Handy weg, dann bist du schneller fertig"-Mom streng. Ich seufzte und legte mein Handy weg und widmete mich dann wieder den Matheaufgaben.

„Kommen die Mädels am Wochenende?"-Mom, währenddessen sie irgendwelche Zutaten zusammen mixte.

„Ja. Wie abgesprochen"-ich und tippte die Ziffern in den Taschenrechner.

„Und was ist mit dir aus diesem Mattson- Matthäus?"-Mom

„Matthew"-grummelte ich.

„Ja genau den meinte ich"-sie und sah über ihre Schulter.

„Was soll mit ihm sein? Er ist mein Ex"-ich kühl.

„Ja ich weiß ja nicht. Kann ja sein-"-sie

„MOM! Ich will Mathe machen und du lenkst mich mehr ab, als meine Freunde"-ich gereizt.

„Tut mir leid"-sie und hob abwehrend die Hände, wobei ein paar Teigstücken durch die Küche flogen. Die Hunde waren sofort zur Stelle und reinigten den Boden. Ich nahm meine Mathesachen und verschwand ebenfalls in meinem Zimmer. Ich schrieb gerade Lauries Spanischaufsatz, als mein Handy vibrierte. Eine Nachricht von Matthew. Augenrollend öffnete ich sie.

Matt: Schickst du noch Spanisch?

Ach ja, da war ja noch was. Ich fotografierte ihm die Seite und schickte sie ihm.

Matt: Danke. Gehst du Samstag in den Club?

Ennie: Keine Ahnung.

Matt: Dann gehst du jetzt dahin. Wir sehen uns Samstag.

Ennie: Warum sollte ich kommen?

Matt: Weil ich dich dabei haben will.

Ennie: Vielleicht will ich aber nicht.

Matt: Die Jungs wollen dich auch dabei haben.

Ennie: Ich kenn' doch eh niemanden.

Matt: Doch, die Jungs und mich. Piper, komm schon.

Ennie: Nenn mich nicht Piper. Mal sehen.

Matt: Doch. James holt dich ab.

Ich antwortete nicht mehr und schaltete mein Handy aus. Matt war anstrengend. Wir waren einige Monate zusammen gewesen, aber es ist nicht einfach mit ihm zusammen zu sein, er ist extrem beliebt bei Mädchen und wir hatten oft Streit. Nicht nur wegen der Tatsache, dass er ständig feiern war mit seinen Jungs, sondern auch wegen dem Fakt, dass ich ihm nicht vertrauen konnte. Ich hatte ihn geliebt, ohne dass ich je Vertrauen zu Matthew aufbauen konnte.

„Florence! Laurence! Es gibt essen!"-Moms Stimme durch das ganze Haus. Laurie und ich antworteten fast zeitgleich mit einem ‚Ja' und ich verließ mein Zimmer. Schnell joggte ich die Treppe hinunter in die große Küche. Ich setzte mich an den Tisch und hörte die Stimmen meines Onkels Henrys und meiner Cousine Ava. Die acht jährige setzte sich ebenfalls an den Tisch und erzählte mir etwas von ihrem Schultag. Laurie setzte sich auch dazu und schlussendlich auch mein Onkel und Mom. Es gab frisch gebackenes Brot, selbstgemachten Käse, Wurst vom Nachbarn und Butter von Henrys Kuh. Jeden Abend kamen Ava und Henry zu uns um hier Abendbrot zu essen. Laurence und ich leben mit unserer Mutter hier, ländlich in der Nähe einer Kleinstadt Kanadas und unser Vater war ständig auf Dienstreise. Mom ist Fotografin, weswegen sie ab und zu mal ein paar Wochen ist, doch die meiste Zeit fotografierte sie die Umgebung. Mein Onkel war Besitzer einer Pferderanch und verkauft seine Pferde als Turnier- und Schulpferde. Er ist alleinerziehend, aber Ava macht es ihm immer leicht. Laurence ist meine zweieiige Zwillingsschwester und ohne sie würde viel in meinem Leben fehlen. Ich bin Florence Piper, Willkommen in unserem Leben.

Remember Me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt