Kapitel 70

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Neuer Tag, neues Glück schoss mir durch den Kopf als ich müde meine Augen aufschlug. Gähnend streckte ich meine Glieder und schlürfte in mein Ankleidezimmer um mich anders anzuziehen. Gestern drohte mir Kilins noch mehrmals, wenn ich nicht endlich wieder mit ihm sprechen würde, das er andere Massnahmen einsetzten wird. Ich hörte ihm zwar durch die geschlossene Tür zu, ignorierte ihn aber und guckte weiter lustige YouTube Videos. Bei der Drohung er würde mir mein Handy wegnehmen, guckte ich zwar kurz zur Tür, aber das war es aber auch schon gewesen. Er soll nur versuchen mir mein Handy weg zu nehmen.

Ich sass am Küchentisch und ass irgendein Müsliriegel den ich gefunden hatte, als auf einmal ein lächelnder Henso in die Küche spazierte. „Warum so glücklich?" fragte ich und biss ein Stück vom Riegel ab. Er klopfte mir auf die Schulter und sah zu mir runter. Als er nichts sagte und mich nur mit einem breiten Grinsen anstarrte, legte ich lachend mein Handy zur Seite. „Komm erzähl." Forderte ich auf und klopfte auf den Stuhl neben mir. „Ich freu mich nur wieder meine Frau und meinen Sohn nach langer Zeit wieder zu sehen." Fing er an zu erzählen und ich stutzte. „Du hast einen Sohn? Du hast nie davon erzähl." „Du hast ja auch nie gefragt." Er zog den Stuhl nach hinten und setzte sich hin. „Nun. Da du ja morgen wieder ins Internat zurück darfst, und Stiefen wieder Unterrichtet, kann ich meine Familie wieder sehen." Ein ehrliches Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. „Das freut mich für dich Henso." Und ich meinte es ernst. Henso ist so ein guter Mensch. Er ist bestimmt ein guter Vater, der alles für sein Kind macht. „Aber jetzt heisst es noch arbeiten." Er rückte den Stuhl zurück an seinen platzt und nickte in die Richtung, wo Kilins stand, bevor er nach draussen in den Garten verschwand. Nun sass ich hier wieder alleine und fuhr mir durch meine Haare.

„Stella." Kilins schaute prüfend zu mir runter doch was hat er zu erwarten? Augenverdrehend, drückte ich auf den weissen, runden Knopf auf meinem Handy und schaute auf den hellerleuchteten Display. 9:10 stand da in grossen Zahlen was mich zwar nicht interessierte aber besser als in Kilins Augen sehen zu müssen. „Was schon so spät?" sagte ich monoton und wollte auf stehen doch ich wurde zurück auf den Stuhl gedrückt. Verwundert schaute ich hoch in das Gesicht meines Lehrers. „Endlich siehst du mich wieder mal richtig an." Stirnrunzelnd, blinzelte ich ihn an. Er jedoch setzte sich auf den platzt, wo Henso noch vor ein paar Minuten gesessen hatte und sah von meinem Handy, das ich in meine Hand hielt, hoch in mein Gesicht. Er räusperte sich bevor er anfing zu sprechen. „Ich tu das nur ungern Stella aber da es so nicht weiter gehen kann, stelle ich dir nun ein Ultimatum." Was? Mein Kopf schnellte hoch und meine Augen trafen seine. „Entweder du fängst an wieder mit mir zu sprechen, oder ich rufe noch heute Mr. Stinkler an und.." Ich hob meine rechte Hand und brachte ihn so zum stoppen. Will der mir hier ernsthaft sagen, dass er mich noch länger hier behalten wird, wenn ich nicht mit ihr rede? Was wiederum auch bedeutet das Henso nicht zurück zu seine Familie gehen könnte? Ich schluckte denn Klos in meinem Hals hinunter. Ich hatte keine Lust mit diesem Mensch zu sprechen aber ich kann das Henso auch nicht antun. Wie lange hatte er seine Familie schon nicht mehr gesehen?

„Okay." Sagte ich schliesslich und sah auf. „Du hast gewonnen." Ein breites Grinsen schmückte Kilins Lippen. „Schön. Da du nun wieder mit mir redest, freu ich mich auf die weiteren Tage mit dir." Ich schaute ihn missbilligend an bevor ich mich von meinem platzt erhob und davon stampfte. „Ach und Stella? Schön das du wieder zur Vernunft gekommen bist."

Und genau dieser Satz brachte das Fass zum überlaufen.

Fassungslos blieb ich stehen und drehte mich in Zeitlupe um. Meine Augen zu schlitzen gezogen, begann ich das Stück wieder zurück zu stampfen. Ich schlug mein Handy auf den Tisch neben mir und unterdrückte die Tränen. „Zu Vernunft?" Ich ballte meine Hände zu Fäusten. „ Wessen Schuld ist es wohl, das ich seit fünf Tagen, kein einziges Wort mehr mit dir geredet habe huh? Weisst du eigentlich, dass du mich mit deiner Scheiss Art verletzt hast?" schrie ich ihn an doch das einzige was er machte, war da zu stehen und mich anzustarren. Die Tür der Terrasse wurde geöffnet und ein irritierter Henso betrat das Innere. „Scheiss Lügner." Zischte ich noch bevor ich mit einem kurzen Blick zu Henso, die Treppe hoch rannte und die Tür meines Zimmers hinter mir zu knallte. Wo war noch mal die glückliche Stimmung vor 10 Minuten?

Seit geschlagenen Stunden, hatte ich angefangen meine Kleider in meinen Koffer zu befördern. Ich musste mich irgendwie auf andere Gedanken bringen und was war besser als der Gedanke an meine Freunde?

Ich legte gerade einer meiner unzähligen Jenas in den Koffer, als es auf einmal an meiner Tür klopfte. Schweigend machte ich einfach weiter und ignorierte schnaubend die rufe. „Mach die Tür auch. Wir müssen reden." „ Da gibt es nichts zu reden." „Ich werde nicht zögern den Ersatzschlüssel zu benutzen Stella." „Steck dir deinen Schlüssel in deinen Allerwertesten." Rief ich und warf meinen Panda Sweater in den überfüllten Koffer. „Letzte Chance." Ich hörte wie er sich langsam von meiner Tür entfernte und stand auf. Doch bevor ich überhaupt die Chance hatte, den Schlüssel ins Loch zu stecken damit er seinen Ersatzschlüssel nicht benutzen konnte, hörte ich schon das bekannte "Klack" des Schlosses. Unbeholfen machte ich ein paar Schritte zurück und schaute zur Tür die sich langsam öffnete. Kilins betrat den Raum und schloss die Tür mit seinem Fuss. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen genau. „Also?" fragte ich unsicher, was er als nächstes vorhatte. Er lehnte sich gegen meinen Schreibtisch und verschränkte seine Hände vor seiner Brust. „Es tut mir leid." Brach er das Schweigen. „Ich wollte dich nie verletzte Stella. Das musst du mir glauben." Ich warf meine Haare auf meinen Rücken und drehte meinen Kopf weg von ihm. „Ich habe mich schon so an deine Nähe gewöhnt, dass ich es nicht aushalten würde, wenn du auf einmal nicht mehr da währst und trotzdem ist die Zeit gekommen. Ich habe alles getan um mehr Zeit zu gewinnen." „Das heisst?" fragte ich. „Versteh mich jetzt nicht falsch aber..." „Eigentlich ist es mir scheiss egal was du meinst." Unterbrach ich ihn und schnappte nach dem T-Shirt auf meinem Bett. „Hauptsache ich komme hier endlich weg." Er riss mir mein Shirt aus den Händen und warf es zurück auf mein Bett. „ Du hast mir vorher an den Kopf geworfen, dass mein Verhalten dich verletzt hat aber was soll ich den von deiner Art mich zu behandeln sagen?" Ich blieb in meiner Bewegung, das Shirt zum zweiten Mal vom Bett zu nehmen, stehen. „Ich gebe mir Mühe, Entschuldige mich und du hast nichts Besseres zu sagen als, das du endlich von hier weggehen willst. Als ob das die reinste Hölle gewesen wäre." Schrie er den letzten Satz und ich zuckte zusammen. „Ich habe dir alles gegeben. Konntest tun und lassen was du wolltest und sogar den Unterricht habe ich zum Teil weggelassen und was ist der Dank dafür?" Er atmete einmal tief ein und wieder aus. Seine Worte trafen mich hart. Er hatte mit allem recht aber da gibt es trotzdem noch was. „Tut mir Leid aber es war nie meine Entscheidung gewesen hier her zu kommen. Du hast mich nach Paris geschleppt und mich bei dir wohnen lassen. Ich bin dankbar dafür aber trotzdem bin ich dir keine Rechenschaft schuldig." Sagte ich schluckend uns sah im in die Augen. Er wusste, dass wir beide auf irgendeiner Weise Recht hatten wollte es aber nicht einsehen. Er kam auf mich zu und griff nach meinen Schultern. „Hätte ich es nicht getan, würdest du jetzt schon wieder zu Hause sitzen und deine Mutter Sorgen bereiten." „Wow danke. Kein anderes Thema gefunden oder warum kommst du jetzt wieder mit dieser Scheisse an?" „Ich will nur, dass du weisst das du dank mir, eine Chance hast einen Schulabschluss zu haben." Ich schlug seine Hände weg und machte ein paar Schritte nach hinten. Stolperte dabei fast über den Kleiderhaufen am Boden. „Super. Schön für dich und jetzt lass mich meinen Koffer fertig packen." Antwortete ich um von diesem Thema abzulenken doch er machte keinen einzigen Schritt. Ich blickte auf. „Auf was wartest du?" „Ich will eine richtige Entschuldigung und ein ernsthaftes Danke von dir hören."

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