Kapitel 91

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Ich wachte alleine in meinem Bett auf und starrte ins dunkle. Meine Hand wandere zu meinem Gesicht und strichen über meine Augen. Wie spät war es? Ich schaute auf die roten Zahlen, von Katies Digitalwecker und seufzte. Noch drei Stunden bis Katie auf hüpfen wird, als hätte sie nie geschlafen. Die Bettdecke auf der anderen Seite raschelte. „Kannst du nicht schlafen?" leise, tapsige Geräusche kamen auf mich zu und auf einmal senkte sich meine Matratze. Die Decke wurde hochgehoben und eine angenehme wärme breitete sich aus. Katies lange Haare kitzelten meinen rechten Arm aber es störte mich nicht. „Hab ich dich geweckt?" „Nein. Ich war zu durcheinander und besorgt um zu schlafen." Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Auf einmal wurde es hell und Katie legte ihr hellerleuchtetes Handy, zwischen uns in die Mitte. „Du hast Nashorn Augenringe." Flüsterte sie und zog die Haut unter meinen Augen nach unten. „Ach man." Ich fing an zu lachen und schob mehr Kissen unter meinen Kopf. „Ich hab auch schon lange nicht mehr so viele Tränen vergossen wie gestern." „Hattest du grosse Angst?" fragte sie und schaute mir direkt in die Augen. Ich verstand ihre Frage nicht richtig und runzelte die Stirn. „Vor Kilins, wegen Lars?" „Ich verspürte keine Angst." Ich schluckte schwer und sie schien zu merken das ich zögerte, weiter zu reden." „Es liegt wahrscheinlich daran, dass ich zu lange mit Kilins zusammen war, wohnte besser gesagt, um Angst vor ihm zu haben. Ich sollte ihn hassen aber." Meine Stimme brach ab und ich schaute runter zu meiner Hand, die mit der Handyhülle von Katie spielte. „Du kannst es nicht hab ich recht?" Ich nickte und fühlte ein schwaches stechen in meinem Bauch. „Liebst du Lars, Stella?" Geschockt weiteten sich meine Augen. „Ja natürlich!" „Dann ist ja alles gut oder nicht?" sie schenkte mir noch ihr vertrautes lächeln bevor sie sich umdrehte und das Licht von ihrem Handy mit den Worte; „Es stört dich sicherlich nicht, wenn ich bei dir schlafe oder?" ausging.

Als sich meine Augen zum zweiten Mal an diesem Tag öffneten, war es im Zimmer überraschend hell. Die Sonne schien in ihrer vollen Pracht durch die geöffneten Fensterladen und spendete wärme. Verschlafen streckte ich meine Glieder und erschrak mich fast zu Tode als ich auf die Uhr schaute. Die dritte Stunde sollte gleich losgehen und ich lag immer noch, mit zerzausten Haare und schlabbrigen Klamotten in meinem Bett. Ich sauste ins Badezimmer um kurz mein Gesicht zu waschen, meine Haare zu kämmen und auf die Toilette zu gehen um mich dann in Rekordzeit die gestrigen Kleider anzuziehen, nur um dann den Zettel zu lesen der an der Tür klebte.

Guten Morgen...

Ruh dich heute noch einmal gut aus. Ich habe Mrs. Jerems Bescheid gesagt, dass es dir nicht gut geht und deswegen im Zimmer bleibst.

Wir sehen uns hoffentlich in der Mittagspause.

~Katie

Ich liess meine Tasche fallen und stolperte rückwärts zurück ins Zimmer. Zog meine Sachen wieder aus und verschwand erstmals unter der Dusche. Das hab ich mir jetzt verdient. Einfach bloss unter der Dusche zu stehen, den Stress, die Sorgen und die endlosen Gedanken zu überschwemmen und den Abfluss runter zu spülen.

In einem grossen Handtuch eingewickelt, verliess ich das Badezimmer und spielte als erstes, Musik von meinem Handy ab. Ich lauschte der Stimme von Daya und summte zu ihrem Song Dare mit.

Die Unterwäsche war schnell angezogen und die graue Jogginhose und das weisse bauchfrei Oberteil auch. Nur noch die rotweine, Kapuzenjacke fehlte die ich vom Kleiderbügel riss. Mit nassen Haaren schmiss ich mich in mein Bett und scrollte durch die Sozialen Netzwerke die sich auf meinem Handy befanden. Bei Snapchat verfolgte ich gerade Lars Snap, der seinen Mathematiklehre dabei filmte, wie er total am ausrasten war. Katie schickte mir ein wunderschönes Bild von Johns Arsch und als ich Max Snap's öffnete, die ich gerade bekommen hatte, verschlug es mir wortwörtlich die Sprache. Er hatte, Kilins fotografiert wie er vorne an der Wandtafel stand und mit wütendem Blick in die Klasse schaute. Dazu hatte er geschrieben: Du hast Glück, das du nicht da bist. Der Kerl ist total am durchdrehen als er die Anwesenheitsliste durch schaute und dich nicht gesehen hat. Was hast du angestellt? Das Lachsmiley dahinter beruhigte mich ein wenig. Das zweite war ein Video, das zeigte wie er stampfend das Klassenzimmer verliess. Im Hintergrund war Max Stimme zu hören. „Versteck dich, du bist am Arsch Mädchen!" Wie meint er das? Doch ein klopfen an der Tür, zerschnitt meine Gedanken, wie einen hauchdünner Faden.

Ich schwieg und starrte auf die Tür. Stärkeres Klopfen und mein Herz machte einen Hüpfer. „Stella?" die weiche und besorgte Stimme von Mrs. Jerems drang durch die Tür und ich sprang von meinem Bett, öffnete die Tür und stockte. „Darf ich reinkommen?" Ich zögerte und schaute die Person hinter ihr an. Sie schien meinen Blick zu verstehen und fügte schnell ein „Alleine." hinzu. Ich machte einen Schritt zur Seite und liess sie herein spazieren, Kilins der nur mit verschränkten Armen stehen blieb, guckte ich noch ein letztes Mal an bevor ich die Tür vor seiner Nase schloss. Abschloss. Mit dem Schlüssel in der Hand, setzte ich mich auf mein Bett und guckte Mrs. Jerems, die sich auf meinem Schreibtischstuhl niedergelassen hatte, fragend an. „Es tut mir Leid dich zu stören Stella aber eigentlich habe ich gar nichts zu besprechen mit dir." Meine rechte Augenbraue hob sich. „ Ich hatte ein schlechtes Gefühl und bin Mr. Kilins bis hierhin gefolgt." Sie lächelte mich an setzte sich neben mir aufs Bett. Ihre weiche Hand legte sich auf meine. „Er sah sehr wütend aus und man kann nie wissen, bei einem so jungen Lehrer wie ihn nicht wahr?" Die grünäugige schaute mich warm, lächelnd an. „Danke." Sie erhob sich wieder und legte mir ein Blatt in den Schoss. Hatte sie das schon die ganze Zeit in der Hand? „Wenn du das noch kurz Unterschreiben kannst, werden wir wieder gehen." Sie deute zur Tür und ich verstand. Ich unterschrieb meine Entschuldigung für die paar Tage die ich jetzt schon gefehlt hatte im Unterricht und sie bedankte sich sogleich. „Wenn du dich morgen noch nicht gut fühlst bleibst du lieber im Zimmer und erholst dich richtig. Gute Besserung Stella und pass auf dich auf."

Ich reichte ihr den Schlüssel und sie schloss das Zimmer auf um nach draussen zu gehen. „Wir müssen zurück zum Klassenzimmer Mr. Kilins. Kommen Sie?" Schritte die sich von meiner Tür entfernten und ich atmeten erleichtert aus. Hat sie bemerkt, was zwischen Kilins und mir vorgefallen war? Ich drehte die Musik lauter und legte mich wieder zurück aufs Bett. Ich hoffte es...

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