Kapitel 81

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Wir sassen alle an dem runden Tisch in der Cafeteria und genossen die Zeit miteinander. Die weiteren vier Unterrichtsstunden, nach der kleinen Unterhaltung mit Kilins, verbrachte ich mit mieser Laune und Mord Gedanken. „Hey jetzt sag doch auch mal was dazu." Nörgelte Max und schlug mit der Faust auf den Tisch. Die Gabel die er dabei erwischte, flog dabei über Katies Kopf und landete zwei Tische weiter auf dem Boden. Genau dort wo die Cafeteria Frau den Boden wischte und wir wussten alle, das diese Frau das unsanfte behandeln ihres Geschirrs hasste. Unsere Blicke galten ganz alleine dem armen Kerl, der die Gabel holen musste. „Die alte bringt mich um." Flüsterte Max und schluckte. Lissy die neben ihm sass, legte sanft ihre Hand auf seine Schulter. „Ach was. Die alte kann nicht mal gerade stehen. Was kann schon grosses passiere." Ich selber sagte nichts dazu und sah mir das ganze einfach still mit an. Max stützte sich schliesslich langsam von seinem Platz und schlich wie ein Schurke um die Tische. „Jetzt mach doch nicht so eine grosse Sache daraus." Schrie Moritz und schenkte ihm ein grinsen. Wie nett er doch zu seinem Zwillingsbruder ist. Richtige Geschwisterliebe. Als er den halben Weg hinter sich gebracht hatte und gerade dabei war, mit seinen Fuss die Gabel zu sich zu scharen, hob die Cafeteriafrau ihren Kopf. Sie wischte sich mit ihrem Handgelenk, auf deren unzählige kleine Ketten hingen, über die gerunzelte Stirn und stützte sich auf dem Besenstiel ab. Ich dachte schon fast, dass Max mit seiner bescheuerten Nummer durchkommen würde aber so wie sich sein Schicksal herausstellte, guckte die grauhaarige doch noch in seine Richtung. Ihre Augen wanderten von Max weit aufgerissenen Augen, seinen Körper runter auf den weissen Marmorboden der meiner Meinung nach immer noch schmutzig war und öffnete den Mund um etwas zu sagen. Doch es kam kein Sterbens Wörtchen heraus. Ihre Lippen bewegten sich so wie bei einem Fisch der verzweifelt versucht, nicht zu ersticken. Max Fuss, der auf der silbernen Gabel verweilte,  machte die ganze Situation nicht besser. „Was, was machst du da mit meiner Gabel?" rief die alte Frau mit zitternder Stimme und zeigte mit ihrem Zeigefinger auf die Betroffene Stelle. Ihr goldener, wahrscheinlich Ehering den sie an ihrem Ringfinger trägt, spiegelte sich in der Sonne, die durch das geöffnete Fenster schien. „Eh ich kann das alles erklären." Meinte Max und zog dabei die Gabel mit seinem Fuss zu sich, damit er sich aufheben konnte. Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn und sah Katie kopfschüttelnd in die Augen. Sie zuckte bloss lachend ihre Schultern. „Er ist und bleibt ein Dummkopf." Sagte sie und wir schauten wieder zu ihm rüber. Er streckte die Gabel gerade der Frau entgegen und meinte, dass er es nicht extra gemacht hätte und es ihm leid tut, das sie jetzt verbogen sei. Erst jetzt fällt mir auf das die Gabel keinen Schwung mehr hatte, sondern stecken gerade, in der Hand der Cafeteriafrau lag. Sie legte die Gabel auf den Tresen und schaute den braunhaarigen entsetz an bevor sie sich einfach umdrehte und mit ihrem Zeigefinger andeutete, das er mit kommen sollte. Sein Kopf schnellte in unsere Richtung und in seinem Blick, konnte man pure Panik und Verzweiflung sehen. Moritz winkte ihm zu und gab ihm einen Daumen hoch. „Tja so ist die Geschichte zu Ende gegangen." Meinte Lissy auf einmal und richtete sich wieder gerade zum Rundentisch. „Wenn er einfach hingegangen wäre, die Gabel aufgehoben hätte und nicht so ein Theater veranstaltet hätte, würde er jetzt Stolz lachen seinen Bizeps küssen und meinen, er wäre der beste." Ich sah in die Runde und alle Stimmten mir zu.

Ich Tippte auf meinem Handy herum und hörte nebenbei den anderen zu, wie sie über etwas diskutierten. Wir sassen schon seit zwei Stunden an unserem Tisch. Es war schön, einfach mit guten Freunden zusammen zu sitzen und die gemeinsame Zeit zu geniessen. „Nein. Wir machen das so. Morgen ist Freitag und nach der Schule treffen wir uns einfach wieder hier und dann gehen wir alle gemeinsam ins Kino." Moritz grinste in die Runde und legte seine Hand auf den Tisch. Ich war froh, dass wir diese eine Sache in meinem Zimmer einfach so vergessen konnten. Er war zwar traurig aber er wollte lieber mit mir befreundet sein, als gar nicht und so machten wir die Abmachung, nie wieder an diese Situation und den Kuss zu denken. Er gab sich grosse Mühe, mich nicht länger als nötig anzusehen und nicht gleich schmollen da zu sitzen wenn Lars dabei war. Apropos Lars, ich habe heute noch Garnichts von ihm gehört. Ich durchsuchte meine Anrufsliste und drückte auf seinen Namen. „Bin kurz telefonieren." Meldete ich mich und verschwand nach draussen auf den leergefegten Flur. Es war schliesslich auch schon wieder 17:21 Uhr. Das Tuten in meinem Ohr, zog sich in die Länge und bevor ich auf den roten Höherer auf dem Display drücken konnte, nahm eine ganz bestimmte Stimme ab.

„Hey." Meldete er sich hastig und seufzte erleichtert aus, als ich ihn zurück grüsste. „Wie geht es dir?" fragte er interessiert und ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. „Ganz gut nur ich vermisse dich. Hab dich den ganzen Tag noch nicht gesehen." „Kann daran liegen, dass Miss Jerems uns an eine Kunstmessen schleppen musste und wir immer noch irgendwo in der Stadt herum irren." Gab er seufzend von sich. Ich stellte mir vor, wie Miss Jerems verzweifelt die Karte verkehrt in den Händen hält und keinen Plan hatte, wo sie sich gerade befanden. Sie war schon immer die Lehrerin, die am verplantesten war. Sie suchte auch ständig ihre Unterlagen und hatte ein riesiges Chaos auf ihrem schwarzen Holzschreibtisch. Kein Wunder das sie jeder Miss planlos nannte. „ Nichts anderes zu erwarten." Ich fuhr durch meine Haare und liess sie langsam durch meine Finger, zurück auf meine Brust gleiten. „Ich weiss nicht wann wir wieder zurück sind. Wir sitzen zwar gerade in der U-Bahn aber man kann bei ihr nie wissen ob wir in die richtige Richtung fahren." Ein lautes Lachen ertönte von der anderen Leitung und ich musste schmunzeln als er laute Schhht Töne von sich gab. „Sorry Matty muss mal wieder übertreiben." „Schon okay. Wir sehen uns also erst morgen wieder?" Er gab ein leises Ja von sich. „Na gut. Dann bis morgen." „Bestimmt." Er flüsterte ein leise ich liebe dich in den Hörer bevor er auflegte. Ich schaute noch eine Zeitlang auf das Display meines Handy's, bevor ich den ganzen Weg zurück in die Cafeteria lief, den ich beim Telefonieren zurück gelegt hatte.

Inzwischen sass Max wieder auf seinem Platz. „Ne sie hielt mir eine lange predigt das ich ihr eine neue Gabel schulde und sie richtig sauer ist. Dann musste ich das Ganze, schon saubere Geschirr noch mal spülen. Ich meine hallo es war ja schon sauber." Er kratzte sich am Hinterkopf „Wenigstens musstest du nicht, wie der arme Typ vom letzten Jahr, die Pfanne des Grauens putzen." Katie nickte lachend mit ihrem Kopf. „Oh Gott der hatte zwei Wochen nicht mehr geredet." Erst als ich bei ihnen ankam und vor dem Tisch stehen blieb, richtete sich die Aufmerksamkeit auf mich. „Ich geh dann mal hoch. Ich bin Müde." Meldete ich mich. Katie stand auf und meinte, sie käme gleich mit.

Im Zimmer liess ich mich als erstes auf mein Bett plumpsen und streifte mir meine rosa Sneakers von den Füssen. „Gott sei Dank ist Morgen Freitag." Jammerte ich und schaute Katie dabei zu, wie sie in ihrer schwarzen Umhängetasche wühlte. Die Kette die die Tasche schmückten, klimperten bei jeder Bewegung und war das einige Geräusch im Zimmer. „Ich muss es hier irgendwo hingetan haben." Nuschelte sie vor sich hin und zog schliesslich ein kleines Notizbuch hervor und schmiss es achtlos auf ihr Bett. „Boah das kann doch nicht sein." Auf einmal drehte sie sich zu mir um und streckte mir eine kleine quadratische Schachtel, die mit rosa-weissem Streifenpapier eingepackt war, entgegen. Sie strahlte über beide Ohren als ich es fragend musterte und es schliesslich entgegen nahm. „Erst Morgen öffnen." Drohte sie als ich gerade dies tun wollte. Erst als sie mich mit schiefem Kopf musterte, traf es mich wie ein Blitz. Shit das hatte ich ganz vergessen. 19. April. Mein Geburtstag.

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