Kapitel 1

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"Stella beeil dich doch bitte." Schrie meine Mutter durch die ganze Wohnung doch es interessierte mich kein Stück. Warum auch! "War es meine bescheuerte Idee auf ein Internat zu gehen oder deine?" rief ich zurück als ich die Treppe hinunter torkelte. "Es ist besser für dich. Du wirst dort viele neue und richtige Freunde finden." Versicherte sie mir. Ich verdrehte meine Augen und lief in die Küche. "Was machst du jetzt in der Küche?" Sie warf verzweifelt ihre Hände in die Luft. "Darf man sich nicht einmal mehr einen Apfel holen?" zickte ich und schnappte mir den erstbessten, roten Apfel aus der Früchteschale. Genervt warf ich meine blonden Haare nach hinten und zog mir meine schwarze Cap über den Kopf. Da es anfangs Frühling und es schon ziemlich warm draussen war, zog ich über mein blaues Tanktop meine allerliebste, schwarze Lederjacke an. Mit dem Apfel im Mund, sah ich mich noch mal im Spiegel an und richtet meine Cap noch ei mal und nickte zufrieden. "Stella, bitte komm jetzt und vergiss deinen Koffer nicht!" Ich guckte meine Mutter genervt entgegen nahm meinen Koffer und ging auf das Auto zu. "Na wir auch Zeit."

Die ganze Fahrt über, starrte ich aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft. Viele Bäume und Felder ziehen an mir vorbei und ich wusste jetzt schon, das dass hier mein persöndlicher Alptraum wird. Als wir durch einen Wald fuhren, zeigte meine Mutter nach einiger Zeit auf ein riesiges Gebäude. "Sieh, da vorne." Ich runzelte die Stirn. "Toll. Muss ich jetzt klatschen?" fragte ich bissig. Bevor sie auf einem Parkplatz anhielt, plapperte sie mich noch voll wie ich mich verhalten sollte. Immer höflich antworten, mehr lächeln, Respekt von den Erwachsenen haben und zum Schluss bat sie mich noch, es dieses Mal nicht zu vermasseln. Ich unterdrückte mir ein gähnen als sie noch weitere Punkte aufzählte und nickte an den passenden stellen, um sie zufrieden zu stellen. Sie öffnete die Autotür und versuchte meinen Koffer aus dem Kofferraum zu ziehen, was ich durch den Rückspiegel nun gähnend beobachtete. Als sie es geschafft hatte, stieg auch ich aus und sah mich um. Wow! Nur Bäume. Weit und breit kein anderes Haus zu sehen. "Du hättest mir auch helfen können." Hörte ich sie sagen, doch ich ignorierten sie gekonnt.

Ihr Gesicht veränderte sich von wütend zu traurig. "Ich werde dich vermissen Schatz." Tränen bildeten sich in ihren Augen, doch sie blinzelte sie schnell weg. "Warum schickst du mich dann hierher?" Sie zog mich in eine Umarmung. "Ich will doch nur das Beste für dich und das hier ist deine letzte Chance." Ich zwängte mich aus ihren Armen und nickte. "Danke das du mich gefahren hast." Sagte ich beiläufig und lief mit meinem Koffer auf das pissgelbe Gebäude zu. Meine Mom hupte wie eine gestörte und fuhr, winkend an mir vorbei als ich den Ansatz der Treppe erreichte, die mich ins Innere, dieser Hölle bringen sollte. Seufzend öffnete ich die Glastür und am liebsten währe ich wieder rückwärts hinausgegangen.
Was zum Teufel klebte da an den Fenstern? Ich ging näher an die Scheibe und meine Schritte wurden langsamer. Es klebten verschiedene Blumen am Fenster und sie wurden so mit Klebeband befestigt, das es aussah wie im Kindergarten.
Wo war ich hier gelandet? Ich strich mir gereizt durchs Gesicht, steuerte auf das Sekretariat zu und überlegt mir nocheinmal ob ich doch lieber unbemerkt verschwinden sollte. Ich würde diesen ganzen beschissenen Weg auch nach Hause laufen doch meine Mutter würde mich eigendhändig wieder zurück schleppen.
Das Sekretariat war nicht schwer zu finden, da es direkt neben dem Eingang war und es auch mit fetten schwarzen Buchstaben beschrieftet wurde.
Ohne zu klopfen öffnete ich die Tür.

"Ich bin Stella Hellings und bin hier gelandet, weil mich meine Mom hierhin geschleppt hat." sagte ich monoton und rümpfte sofort die Nase. Eine Welle aus abgestandener Luft, alter Schweiss und Kaffe drang in meine Nase. Ich liess die Tür hinter mir offen stehen in der Hoffnung, das frische Luft in den Raum hinein geflogen kam und lief in die Mitte des Büros. Der Mann der vor mir am Schreibtisch sass, sah mich aus grossen, strengen Augen an. Seine schwarzen Haare klebten an seiner Stirn die vor sich her glänzte was mich kurz schmunzeln liess, da es sein rundes Gesicht einfach bescheuert aussehen liess.
"Haben Sie noch nie was von anklopfen gehört?!" Fragte er streng an mich gerichtet doch ich ignorierte seine Frage und setzte mich einfach auf einen der Stuhl, die hier im Raum standen. Erst jetzt bemerkte ich einen anderen Mann der mich interessiert musterte. Was glotzt der so? "Haben sie mich nicht gehört Miss Hellings?" Kurz sah ich zu dem kleinen Mann am Schreibtisch. "Nennen Sie mich Stella. Ich hasse es, wenn man mich Hellings nennt." Ich schaute wieder zu diesem Mann hinüber und verzog mein Gesicht. "Okay Stella ich sehe über diese unhöfliche Tat hinweg. Schön, dass ich Sie hier Willkommen heissen darf. Ich bin Mr. Stinkler und bin der Schuldirektor. Wenn du noch ein paar Minuten warten könntest, gebe ich dir gleich deinen Stundenplan und deinen Zimmerschlüssel." Ich nickte nur und richtete meine Cap. Eine gewohnheit von mir. "Hier sind Eure Unterlagen." Hörte ich Mr. Stinkler sagen und schaute auf. Der merkwürdige Mann nickte dankend und nahm den Haufen Blätter an sich. "Schön dich kennen lernen zu dürfen Stella." Sagte er als er an mir vorbei lief und die milchige, Glastür hinter sich schloss. Was will der Klugscheisser?
"So hier sind deine Unterlagen und der Schlüssel. Allerdings, haben Sie eine Mitbewohnerin die Ihnen alles zeigen und notwendiges erklären wird. Ihr seid auch in einer Klasse." Ich nickte zum wiederholtesten mal und drehte mich um. Ich musste dieses stickige Zimmer schnellst möglich verlassen sonst verreck ich hier noch doch als mir in den Sinn kam, dass ich gar nicht wusste wo sich mein neues Zimmer befand, musste ich dummerweise noch mal zurück. "Wo befinden sich die Zimmer?" fragte ich so anständig wie ich konnte. "Dritter Stock und dann rechts den Flur entlang." Ohne zu danken, lief ich davon und liess die Tür offen. Konnte nicht Schade. Vergebens suchte ich nach einem Lift. "Nicht mal einen Lift gibt es in dieser Bruchbude." motzte ich vor mich her und schleppte meinen Koffer die Treppe hoch bis in den dritten Stock. Ausser Puste, suchte ich die Tür mit der Zahl 22. Ich steckte den Schlüssel ein und drehte ihn um. Mit einem "Knock" liess sie sich öffnen. Wirklich schön war das Zimmer nicht. Es gab ein zwei Betten, einen grossen Kleiderschrank für zwei Personen und zwei Pulte und das wars. Ein grosses Fenster gab es auch noch. Meine Mitbewohnerin scheint noch Unterricht zu haben also entschied ich meine Kleider und sonstige Sachen zu versorgen wo es noch platz hatte. Meinen Leeren Koffer verstaute ich unter das freistehende Bett. Erschöpft liess ich mich auf das Bett fallen und streckte meine müden Glieder und seufzte laut. Ich weiss nicht, wie lange ich das ganze hier aushalten werde.
Auf einmal öffnete ein braunhaariges Mädchen die Tür und schaute sich neugierig im Zimmer um. Als sie mich sah, lächelte sie mich an und lief auf mich zu. "Hey ich bin Katarina aber nenn mich lieber Katie. Du musst Stella sein?" Ich nickte stumm und versuchte zu lächeln. Sie scheint Nett zu sein und wenn sie nicht unnötig nervt, könnte ich mich gut mit ihr vertragen. "Ist es okay, wenn ich dich erst Morgen herumführe?" fragte sie unsicher doch das kam mir gerade recht. Schnell bejahte ich umd sie klatschte freudig in ihre Hände. "Okay.. Ehm was muss ich noch sagen? Achja. Da Morgen Samstag ist und wir keine Schule haben, können wir bis neun Uhr schlafen. Frühstück gibt es für diejenigen, die wollen. Normalerweise fängt der Unterricht um acht an." Sagte sie doch ich unterbrach sie. "Danke für die Informationen. Wo ist das Badezimmer?" Etwas überracht von meinem Ton, sah sie mich an. "Wir haben ein eigenes Badezimmer. Es ist gleich diese Tür." Sie zeigte auf eine geschlossene, hölzerne Tür und ich staunte. Nicht schlecht ein eigenes Badezimmer war luxus pur. Dankend nickte ich ihr zu und verzog mich sogleich mit einer Boxershorts und einem verwaschenen Shirt ins Badezimmer.
Es war 23:30 Uhr und ich lag immernoch hellwach im Bett und versuchte zu schlafen. Das gleichmässige Atmen von Katie war das einzige was zu hören war und es machte mich wahnsinnig. Ich legte mich auf den Rücken, und schloss erneut meine Augen. War das die Aufregung die mich von meinem Schlaf abhielt?
Ach quatsch was kann Morgen schon grosses passieren?

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