Kapitel 51

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„Schönen guten Morgen." Begrüsste mich Kilins, der gut gelaunt in die Küche kam und sich wie jeden Morgen, seinen heissgeliebten Kaffe machte. „Was für ein wunderschöner Tag. Findest du nicht auch?" Flötete er und nahm einen Schluck aus der Tasse. „Es schüttet wie aus Eimern. Was soll daran bitte schön sein?" fragte ich und zeigte dabei aus dem Fenster. „Alles." Grinste er und verliess die Küche. Soll ich ihm sagen, dass ich in genau drei Tagen nach Deutschland fliege? Oder soll ich es lieber lasse? Hmm? Schulterzuckend biss ich in mein Nutellabrot und kaute genüsslich drauf rum. Ich werde es ihm nach der Schule oder so sagen. „Man hört dich bis ins Wohnzimmer schmatzten." „Wenigstens hab ich nicht im ganzen Gesicht Zahnpasta kleben." Verteidigte ich mich und sah Lars dabei zu, wie er sich mit dem Ärmel, seines Pullovers über den Mund wischte. Ein echt komisches Gefühl, nach fast vier Wochen, wieder mit Lars "normal" zu sprechen. Ich glaube das Gespräch gestern zwischen uns hatte ihm geholfen, eine Last weniger mit sich herum zu tragen. Natürlich ist die ganze Sache noch nicht gegessen aber mit einer Person zu sprechen, reicht manchmal schon aus sich besser zu fühlen. „Wenn ihr nicht bald kommt, fahr ich ohne euch zur Schule." Konnte man Kilins hören und ich sprang vom Barhocker. Lars folgte mir mit einem Kinderriegel im Mund und schon sassen wir im Auto und fuhren direkt in die Hölle. Andere Menschen nennen es auch Schule.

Kaum betrat ich das Schulgelände, kam schon ein winkender Tim auf mich und Lars zu. „ Oh nee. Dich gibt es ja auch noch." Stöhnte ich als er vor uns stehen blieb. „Dir auch einen guten Morgen Stella. Hast du die Hausaufgaben erledigt?" Ohne auf seine Frage zu antworten, ging ich neben ihm durch und holte mein Handy hervor. „Das heisst dann wohl nein. Ich verstehe. Du weiss schon das, dass wieder einen Eintrag ins Schülerbuch gibt?" Schweigend so wie jeden verdammten Morgen, lief ich zu meinen Schliessfach und stopfte den ganzen Mist, den ich nicht brauchte hinein. Das Geschwafel von Tim ignorierte ich so wie immer und widmete mich stattdessen Lars zu. Stirnrunzelnd tippte ich gegen seinen angespannten Kiefer. „Junge das ist nicht gut für deine Zähne. Lass mal locker." Er sah zu mir runter und lockerte seinen Kiefer. „Ist was passiert? Ist es wegen..." „Nein alles okay." Unterbrach er mich. „Wir sehen uns nach der Schule." Mit einem letzten tödlichen Blick zu Tim der das ganze beobachtete, machte er sich auf den Weg zu seinem Klassenzimmer. „Hab ich was gemacht?" fragte Tim und strich sich nervös durch seine schwarzen Haare. Ich zuckte mit meinen Schultern. Unerwartet wurde ich auf einmal an meiner Hand gepackt und mitgezogen. „Was soll das?" Der Angesprochene zog mich einfach weiter und flüsterte irgendwas vor sich hin, was sich wie: „Hoffentlich haben sie mich nicht gesehen. Nicht heute. Nicht schon wieder." Anhörte. Er zog mich weiter, die Treppe hoch, an dem creepy Jungen namens Kolin vorbei, der uns verwirrt hinterher schaute bis in unser Klassenzimmer, wo er mich dann los liess. Doch bevor ich ihn noch einmal fragen konnte, was das jetzt sollte, kam schon unsere Lehrerin und ich setzte mich neben Flight hin die mich unsicher mit einem Lächeln begrüsste. Ihr müsst wissen, wir haben zwar schon über diese Sache, geredet aber ihr ist es immer noch peinlich. Ich hatte ihr schon x-Mal gesagt, dass es mich nichts angeht und es okay wäre.

Nachdem die elenden Schullektionen endlich vorbei waren, schlenderte ich erleichtert die Treppe runter und den Gang entlang zu meinem Schliessfach. Schon wieder musste ich mir eine Predigt von meiner Lehrerin, dessen Namen ich schon wieder vergessen hatte, anhören. Hausaufgaben nicht gemacht, schlafen im Unterricht und so weiter. Als ich um die Ecke bog, blieb ich ruckartig stehen. Tim an einen Schliessfach gedrückt, von einem Typen den ich schon von weitem erkennen würde. Langsam setzte ich meinen Weg fort und marschierte auf die zwei zu. Natürlich musste dieser Spast, meinen "Freund" an meinen Spind drücken, sodass ich nicht ran kam. „ Kannst du das auch an einem anderen Schliessfach fortfahren? Ich muss da mal ran." Erschrocken, sah Leandro in meine Richtung. „Und was machst du da überhaupt? Hast du keine Anderen Hobbys oder macht es dir Spass einen hilflosen Jungen fast zu erwürgen?" fragte ich monoton und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Stella." Lächelte Leandro und sah zu mir runter. Erleichterung brach in mir aus als ich bemerkte, dass sich sein griff um Tims hals lockerte und er ihn anschliessend ganz los liess. „Dich hab ich überall gesucht." Säuselte er und kam einen Schritt auf mich zu. Tim lehnte immer noch wie angewurzelt an meinem Schliessfach und starrte auf den Boden. „Doch dann lief mir der Neuling hier über den Weg und mir kam wieder in den Sinn, das er mir noch was Schuldete." Fuhr Leandro fort und zeigte mit dem Daumen nach hinten ohne mich nur einmal aus den Augen zu lassen. Mein Blick huschte kurz zu Tim der mich nun ansah. Mit einer schnellen, unauffälligen Handbewegung, sagte ich ihm das er sich endlich verpissen sollte und nicht wie ein bekloppter rum zu stehen. Wie es scheint hatte er es verstanden und rannte los Richtung Ausgang. „Was Schuldet er dir?" kam es wie aus der Pistole geschossen aus meinem Mund. Eigentlich interessierte mich die Sache zwischen Tim und Leandro nicht aber wenn ich die Abmachung vom Direktor und mir nicht einhalte, flieg ich von der Schule und das konnte ich meiner Mom nicht antun. Ich hatte sie schon zu viel Enttäuscht. „Er schuldet mir eigentlich Garnichts ich wollte nur meinen Spass." Er wollte nur seinen Spass? Will der mich verarschen?! Er hat Spass daran, Leute zu verprügeln? Ich glaub bei dem Tickst nicht mehr richtig. „Aber jetzt hab ich ja dich." Schnurrte er in mein Ohr und ich konnte seinen Atem an meinem Hals spüren. „Sorry keine Zeit. Ich treff mich gleich mit Lars." Ich drückte ihn von mir weg und drehte mich um, um meinen Spind zu öffnen. „Mit wem triffst du dich?" knurrte er laut und stützte sich mit einer Hand hinter mir an den, Nachbarsspind. Mit der anderen Hand hielt er die Spindtür fest, sodass ich nun eingequetscht zwischen seiner Brus, die er an meinen Rücken presste und dem Schliessfach steckte. Kein Fluchtweg. Garnichts.

Unruhig legte ich weiter meine Bücher hinein. „Mit Lars." Wiederholte ich. „Mit dem Spatzenhirn? Hat ihm meine Lektion also doch nicht gereicht." Zischend stiess er sich ab. Erschrocken zuckte ich zusammen. Ich drehte mich um und sah ihm nach, wie er auf den Ausgang zu steuerte und einmal wütend gegen einen Blumentopf kickte. Boah seit wann hatte ich Zuckungen? Und was hatte er... Ich stoppte in meiner Überlegung und rannte auf den Ausgang zu. Leandro hinterher.

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