20.

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Silbrige Blitze durchzuckten heiß meinen Körper, während meine Hände begierig den Körper des Doktors erkundeten. Ich ließ die Augen geschlossen, während seine Lippen auf meinen ruhten. Doch abrupt löste er sich von mir: "Irene... Ich... Um Gottes Willen, verzeihen Sie mir bitte! Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist!" Sofort trat er zurück. Doch ich dachte nicht im geringsten daran, ihn nun gehen zu lassen! Ich stolperte hinter ihm her durch das Wasser: "Nein, Hannibal... Geh jetzt nicht weg, ich bitte dich! Zieh dich jetzt bitte nicht zurück!" Unschlüssig blieb er stehen: "Es ist so unmoralisch! Ich hätte das nicht tun dürfen!" "Falsch, Hannibal! Ich habe doch nur darauf gewartet!" Er sah mich an, neigte fragend den Kopf. Ich lächelte und nickte. Er kam wieder näher, seine Hände lagen auf meinen Schultern: "Du bist einzigartig, Irene." "Du auch, Hannibal." Er seufzte: "Wenn das jemand von der Universität herausbekommt..." "Das wird nicht geschehen! Ich werde deinen guten Ruf wahren! Immer! Das verspreche ich dir!" Er beugte sich erneut zu mir hinab. Meine Arme umschlangen seinen sehnigen Stiernacken, zogen in noch tiefer zu mir hinunter. War das jetzt das Zeichen? Durfte ich nun behaupten, dass er mir gehörte? Auf jeden Fall schien ich ihm zu gehören, denn in diesem Kuss schwang etwas Besitzergreifendes mit. Dann ließ er seine Hände an meinem Rücken entlang ins Wasser zu meinen Hüften gleiten und hob mich etwas an. Er setzte mich auf den Rand des Pools und sah mich leicht keuchend an. Dann beäugte er argwöhnisch meine Hose, die ich immer noch anhatte: "Brauchst du die noch?", fragte er. Er war wohl unbewusst ins "Du" gewechselt. Oder war es beabsichtigt? Ich wusste es nicht. Aber diese persönliche Ebene gefiel mir!
Ich schüttelte den Kopf: "Die kannst du mir gerne nehmen. Aber ich denke, sie wird ziemlich an mir kleben.", sagte ich grinsend. Ich hüpfte wieder ins Wasser, woraufhin Hannibal mir die Hose über die Hüften schob. Er schien doch keine Probleme damit zu haben. Mit einem ganz leisen Knurren setzte er mich wieder auf den Rand, dann zog er mir das nasse Kleidungsstück über die Beine und Füße. Es landete achtlos bei meinem T-Shirt. Daraufhin wanderten Hannibals Lippen an meinem Hals entlang, er knabberte leicht an meinem Ohrläppchen, zog etwas mit den Zähnen daran. Doch er war vorsichtig. Sehr vorsichtig.
Er hob mich wieder zu sich ins Wasser. Dann sah er mich fragend an. Ich war mir sicher, zu wissen, was jetzt passieren sollte. Ich wusste allerdings nicht, ob ich schon bereit dazu war. Diese Zweifel wurden mir genommen, als Hannibal mich an sich zog und ein drittes Mal seine Lippen auf meine legte. Ich öffnete meinen Mund und hieß seine heiße Zunge willkommen. Dabei ließ ich meine Hände erneut über seinen Körper wandern, bis sie den Bund seiner Shorts fanden. Ich war nicht sicher, was jetzt geschehen sollte. Dann hörte ich ein leises zustimmendes Knurren aus seiner Kehle. Ich löste mich kurz von ihm: "Irene, bist du überhaupt schon bereit dafür?" "Ich weiß nicht.", antwortete ich aufrichtig. Er nahm mein Gesicht in seine Hände: "Ich verstehe das, glaube mir! Und ich respektiere das vollkommen!" Ich sah ihn dankbar an: "Wären doch mehr Männer so verständnisvoll wie du..." "Nein. Sonst hätte ich dich vielleicht bereits an einen von denen verloren." Er zog mich an sich, ich lehnte meinen Kopf an seine Brust. Was würde heute noch geschehen? Was war in den letzten Minuten geschehen? Mein Leben schien sich mit einem Schlag komplett verändert zu haben. Es schien erweitert worden zu sein - durch die Anwesenheit meines geliebten Dr. Hannibal Lecter...
Ich hatte die Augen geschlossen, fühlte seine Arme um meinem Körper und trotz des kühlen Wassers spürte ich die Hitze, die von ihm ausging: "Was ist das jetzt?", fragte ich leise. Er hauchte: "Es ist das, was du willst. Die Frage ist: Was willst du?" Ich sah ihn an: "Seit einer Woche möchte ich nichts mehr als mit dir zusammen sein. Das ist mir klar geworden. Ich frage mich nun - was willst du, Hannibal?" Er lehnte seinen Kopf auf meinem und murmelte: "Dich. Ich möchte dich, so wie du bist, Irene Pawlow. Du bist genauso, wie ich mir eine Frau an meiner Seite vorgestellt habe - genau richtig!" Diese Worte trafen mich mitten ins Herz! Es rührte mich zutiefst. Ich seufzte glücklich. Plötzlich bemerkte er: "Ich glaube, es war gut, dass ich dir Montag nicht aus dem Weg gegangen bin. Sonst wärst du jetzt vermutlich nicht hier." Es war mir immer noch peinlich, dass ich ihn angerempelt hatte. Doch er hatte recht - Wäre das nicht passiert, dann wäre alles ganz anders gekommen! Ich würde nun mit Constanze in der Stadt spazieren gehen und mich über all die Typen aufregen, denen Constanze hinterher jagte. Sie hatte immer Pech mit den Männern, keine Beziehung hielt bei ihr länger als zwei Wochen. Und nun saß ich hier, in den Armen des Mannes, den ich lieben gelernt hatte. Ich fragte mich, wie lange es bei uns halten würde. Doch eine Sache musste ich noch klären: "Eines steht fest - Du darfst nicht zu viel von mir erwarten, Hannibal. Ich muss gestehen, ich hatte noch nie eine Beziehung zu einem Mann. Daher bin ich auf diesem Gebiet sehr unerfahren. Das heißt, du musst Geduld mit mir haben." Ich sah ihn an. Wie würde er darauf reagieren?
Hannibal grinste: "Ehrlich gesagt habe ich irgendwie auch nichts anderes erwartet. Du wirktest so... verloren." Ich wurde rot, doch er fügte hastig hinzu: "Das sieht niedlich aus, wenn dir die Röte ins Gesicht steigt." Nun wendete ich mich mit beschämten Blick ab, watete einige Meter von Hannibal weg. Er rief: "Wo willst du denn jetzt hin? Habe ich dich beleidigt? Das wollte ich nicht!" Ich blieb stehen. Ich hörte, dass er mir folgte, doch ich drehte mich um und spritzte ihn mit Wasser voll: "Ach, wissen Sie, ich glaube, eine Abkühlung würde uns beiden jetzt wirklich gut tun.", zitierte ich seine Worte von vorhin. Dann fing ich an zu lachen. Es machte Spaß, ihn zu zitieren. Er schüttelte seinen Kopf und grinste zynisch. Auf einmal hielt ich inne und erschrak. Was war mit ihm los? Angst durchflutete mich, als ich das Funkeln in seinen Augen sah. Er flüsterte: "Das hätte ich an deiner Stelle besser nicht getan..." Er stürzte nach vorne, packte mich und schleuderte mich einige Meter von sich ins Wasser. Prustend richtete ich mich auf. Es war wohl doch alles gut.
Er kam erneut auf mich zu: "Irene..." Doch ich ergriff die Flucht. So jagte er mich einige Zeit durch das Wasser. Ich war fast bei der rettenden Treppe angekommen, da umschlangen mich seine Arme von hinten und er zog mich an sich. Ich spürte seine Lippen in meinem Nacken und senkte automatisch den Kopf. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht und ein Seufzen glitt mir über die Lippen. Dann hörte ich seine Stimme an meinem Ohr: "Irgendwann müssen wir heute aber noch etwas lernen, Miss Pawlow." Ich drehte mich zu ihm um: "Dr. Lecter, ich glaube, das wird kaum möglich sein. Sie ziehen mich regelrecht in Ihren Bann und ich kann mich folglich nur auf Sie konzentrieren." Seine Augen funkelten: "Ist dem so?" "Ja.", antwortete ich. "Ich sollte irgendwann anders lernen." "Miss Pawlow, bald stehen die Prüfungen an!", bemerkte er streng. Ich drehte mich zu ihm um: "Und dafür werde ich auch noch lernen, aber nicht jetzt. Jetzt genieße ich erst einmal Ihre Anwesenheit, Dr. Lecter." Er zog mich kopfschüttelnd in seine Arme: "Also, ich hasse es ja, wenn man mir widerspricht. Aber bei dir, da... ist es irgendwie reizend. Versteh mich jetzt bitte nicht falsch, es macht mich nicht an! Nein, es bereitet mir Vergnügen!" Wortlos kuschelte ich mich noch einige Zeit an ihn, sein Brusthaar kitzelte mich. Doch diese Harmonie wurde gestört, als mein Bauch heftig zu Knurren begann. Hannibal lachte leise: "Was war das denn? Haben wir etwa nicht gefrühstückt, Miss Pawlow?" Kleinlaut gestand ich: "Nein... Ich war zu aufgeregt." "Tststs... gut, dass ich was zu Essen hier habe. Komm." Er ließ mich los, stieg aus dem Pool und schlang sich ein Handtuch um den Körper. Paralysiert von seinen Muskeln und eigentlich seiner kompletten Art tat ich es ihm nach und hüllte mich ebenfalls in ein Handtuch. Er warf einen Blick auf die Uhr: "Ich könnte schon einmal in die Küche gehen und etwas kochen. Sieh dich ruhig in meinem Haus noch etwas genauer um. Jeder Raum, der nicht verschlossen ist, steht dir zur Verfügung. Du weißt, wo du mich findest. Wenn du Fragen hast, dann frag ruhig." Damit drehte er sich um und ließ mich in seinen heiligen Hallen alleine zurück...

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