38.

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"Guten Abend, Irene. Es tut mir furchtbar Leid, dass ich nicht schon eher Feierabend machen konnte." "Hannibal, das macht doch nichts. Im Gegenteil! Ich finde es toll, dass du dir so viel Zeit für deine Patienten nimmst. Aber bitte - Komm herein." Leicht lächelnd trat ich zur Seite und ließ meinen geliebten Hannibal in meine Wohnung. Constanze und ich hatten wirklich geschuftet in den letzten zwei Stunden und nun blitzte und blinkte es tatsächlich in jeder Ecke! Zuletzt sah es hier so extrem ordentlich aus, als... Ja, wann eigentlich? Ach ja - Als ich gerade frisch eingezogen war.
Ich hatte gerade die Tür geschlossen, da umschlangen mich auch schon zwei Arme von hinten. Kurz darauf spürte ich Hannibals warme Lippen an meinem Hals: "Ich habe dich vermisst...", murmelte er und ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken. Ja, ich hatte ihn auch vermisst! Sehr sogar!
Ich drehte mich zu ihm um und spürte kurz darauf seine Lippen auf meinen. Ich schloss die Augen und gab mich ihm ganz hin. Dieser Moment sollte niemals enden! Dennoch gefiel es mir nicht, dass wir immer noch im Eingangsbereich standen, so dirigierte ich Hannibal umgehend ins Wohnzimmer. Er sah sich kurz um: "Hast du aufgeräumt?", fragte er erstaunt. Ich wusste nicht ganz, wie ich diese Frage deuten sollte, daher zuckte ich nur mit den Schultern und entschied mich für die Tatsache: "Es schien mir einmal wieder bitter nötig." Hannibal sah mich an: "Schön." Schön?! Das war alles, was er dazu sagte?! Aber gut, was erwartete ich denn? Ein total überschwängliches 'Wow, Irene, ich bin begeistert!' ? Nein, irgendwie nicht. Dieses übertriebene Freuen passte einfach nicht zu ihm!
Ich murmelte: "Setz dich ruhig auf die Chaiselongue, ich hole uns was zu trinken aus der Küche." Ein gewisser Jemand hat ja meine Vorratsschränke aufgefüllt und auch den Wein nicht vergessen,dachte ich mit einem Grinsen. So kehrte ich mit zwei Gläsern und einer Flasche Château zurück ins Wohnzimmer, wo Hannibal gerade akribisch ein Bild an der Wand musterte: "Sind das deine Großeltern, Irene?", fragte er, ohne mich anzusehen. Ich stellte die Flasche und die Gläser ab und nickte: "Ja. Meine Großeltern bei ihrem Urlaub in Litauen." Er sah mich an: "Davon hast du mir erzählt." "Ja, genau. An unserem ersten gemeinsamen Abend.", erinnerte ich mich und lächelte leicht. Hannibal seufzte leise: "Seitdem ist viel passiert." "Ja. Gutes und weniger gutes. Aber hauptsächlich gutes." Ich schenkte ihm Wein ein und reichte Hannibal sein Glas. Dann setzte ich mich zu ihn, woraufhin er seinen Arm besitzergreifend um mich legte und mich zu sich heranzog. Er stellte sein Glas auf den Tisch und küsste mich: "Ich liebe dich, Hannibal.", murmelte ich. "Ich weiß.", antwortete er. Dann lehnte ich meinen Kopf an seiner Schulter. Es war ein wirklich schöner Moment zwischen uns, der aber plötzlich durch das Klingeln des Telefons gestört wurde: "Herrje, warum jetzt?", fragte ich leicht gereizt und stand auf. Ich entschuldigte mich kurz bei Hannibal und nahm ab: "Pawlow?" "Pawlow, Süße! Ich war vorhin bei deinem Lover! Höflich ist der ja nicht gerade..." Nun war ich noch gereizter: "Steven McLaren - Ich will mit dir nicht darüber reden! Lass mich endlich zufrieden und höre endlich auf, dich zu jeder möglichen Tageszeit zu betrinken!" Seine Stimme wurde energischer: "Jetzt hör mir mal zu! Dein Doktor ist nicht ganz sauber! Er ist schuld!", lallte er. Ich massierte mein Nasenbein: "Was meinst du denn jetzt damit?" "Der hat mich unter Drogen gesetzt! Der Typ ist Schuld daran, dass ich jetzt diese Narben in den Unterarmen habe!" Ich sah verwirrt zu Hannibal, der nun wieder sein Glas in die Hand genommen hatte. Er schwenkte es bedenklich und bedachte mich dabei mit einem intensiven Blick. In seinen blauen Augen lag ein Funkeln, gemischt aus Interesse und Zorn. Ich schüttelte den Kopf: "Steven, ein gut gemeinter Rat - Benimm dich nicht immer wie ein Kleinkind und steh ausnahmsweise einmal für deinen Fehler gerade. Dr. Lecter hat rein gar nichts mit deinen nächtlichen Aktionen zu tun und ich möchte aus deinem Mund nie wieder solche Anschuldigungen hören! Und jetzt geh und schlafe deinen Rausch aus." Er lallte noch etwas unverständliches, doch ich legte auf und kehrte mit gerunzelter Stirn zu Hannibal zurück. In seinem Blick war jeglicher Zorn verschwunden, nur noch das Interesse blieb bestehen: "Was wollte Mr. McLaren Jr. denn von dir, Irene?", fragte er, nachdem ich mich gesetzt hatte. Ich seufzte und schilderte ihm Stevens Anschuldigungen. Hannibal nickte nur und nippte an seinem Glas Château: "Ich denke, ich werde mich in unserer nächsten Sitzung noch einmal mit ihm unterhalten müssen." Ich ergriff seine Hand: "Wie kannst du dabei nur so ruhig bleiben?", fragte ich. Er lächelte milde: "Ich stelle dir die Gegenfrage: Warum sollte ich mich darüber aufregen? Er klammert an dir und versucht sein Bestes, dich für sich zu gewinnen. Ich kann es ihm nicht einmal verübeln. Außerdem bin ich kein Mensch, der sich unnötig wegen solcher Lappalien aufregt." Ich kuschelte mich an ihn: "Ich weiß schon, warum ich dich liebe.", murmelte ich. Es war nun einmal seine ruhige Art, die mich faszinierte! Und diese Faszination würde immer bestehen bleiben...

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