Nach diesem wundervollen Abendessen sah mich Hannibal fragend an: "Möchtest du noch Dessert?" Ich stöhnte leise: "Oh, nein danke, Hannibal. Ich bin total satt. Ich habe, soweit ich mich erinnern kann, noch nie so gut gegessen!" Er nickte: "Gut, dann vielleicht später." Er stand auf und räumte den Tisch ab. Dann erledigte er den Abwasch. Ich wollte fragen, ob ich ihm helfen könnte, doch sein Blick brachte mich zum Schweigen.
Er tigerte hinterher mit der Flasche Chardonnay in der Hand zu mir zurück und fragte: "Was möchtest du jetzt gerne machen?" Ich nippte an meinem Glas und fragte dann zaghaft: "Könntest du noch etwas am Klavier für mich spielen? Ich höre es so gerne, wenn du spielst." Er nickte: "Nimm dein Glas ruhig mit." Dann schlenderte er die Treppe hinauf zum Musikzimmer. Ich folgte ihm, freute mich innerlich so sehr, dass ich fast zu zerspringen drohte. Ich konnte es kaum erwarten, sein Spiel zu hören und mich darin wieder zu verlieren.
Im Musikzimmer angekommen nahm ich gleich den Platz auf dem Sofa ein, während er sein Glas auf dem Flügel abstellte und sich ebenfalls setzte: "Was wünschen Sie zu hören, gnädige Frau?", fragte er spielerisch. Ich lächelte: "Überraschen Sie mich, Doktor. Ich bin gespannt, was ich gleich zu hören bekomme." Er grinste und murmelte: "Also dann." Er setzte an und warf mir noch einen letzten Blick zu: "Dieses Lied habe ich Montag Abend komponiert. An dem Tag, als ich dich zum ersten Mal sah." Dann spielte er. Das Stück begann sinnlich und leise. Gerade richtig, um in Träumen zu versinken. Automatisch ließ ich die Gedanken wandern und sah ihn wieder vor mir. Seine Tasche fiel zu Boden, ebenso meine. Ich wollte fluchen, doch es waren seine Augen, die mich daran hinderten. Seine Augen, gepaart mit seinem athletischen Körper. Diese Kombination brachte mein Herz zum pochen und mein Kopf leerte sich. Dieser Moment war magisch gewesen! Und jetzt saßen wir hier. Knapp eine Woche - mehr hatte es nicht gebraucht. Ich musste feststellen, was für ein Glück ich doch hatte! Hannibal war genau so, wie ein Mann meiner Meinung nach sein sollte. Er war perfekt! Humorvoll, höflich, charmant, zuvorkommend... Aber das wichtigste - Er schien denselben Geschmack wie ich zu haben und ich würde mich nicht verstellen müssen. Klar, ich zeigte mich noch mehr von meiner adretten Seite und legte meine besten Manieren an den Tag, aber das erwartete ich im Gegenzug schließlich auch von dem Mann an meiner Seite. Und Hannibal erfüllte alle meine Kriterien.
Er schien in seiner Musik wieder aufzugehen. Er hatte die Augen geschlossen, den Mund leicht geöffnet und seufzte leise. Er wirkte wesentlich jünger, wenn er lächelte. Mit einem leichten Schmunzeln stellte ich fest, dass Constanze genau dasselbe immer zu mir sagte, wenn ich lächelte: "Du siehst total alt aus, wenn du immer die Stirn runzelst!", betonte sie immer wieder. Jedesmal hatte ich mit den Schultern gezuckt: "Welchen Grund habe ich denn zu lächeln?" Diese Frage konnte ich mir nun beantworten, indem ich zu Hannibal sah. Er war mein Grund zu lächeln. Und das schon seit einer Woche. Aber erst ab heute war es offiziell! Zumindest für uns beide. Mir fiel sein Satz von heute Mittag wieder ein: "Wenn das jemand von der Universität herausbekommt..." Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. Es würde zwar schwer für mich werden, doch ich würde meine Gefühle in der Öffentlichkeit unterdrücken müssen. Ich würde mich im Griff behalten müssen, ihm nicht um den Hals zu fallen, aber da würde mir Constanze bestimmt bei helfen. Da ich wusste, dass ich ihr vertrauen konnte, so würde ich ihr von dem heutigen Tag erzählen. Sie würde bestimmt wissen, was als nächstes zu tun war...
Ich bekam unterbewusst mit, dass Hannibal mich musterte. Ich zuckte zusammen, sprang auf und klatschte: "Das war herrlich!" Er grinste: "Ich war eigentlich noch nicht fertig... Aber du warst so in Gedanken und ich wollte nicht, dass du den wichtigsten Teil verpasst." "Den wichtigsten Teil?" Er sah mich fragend an: "Bist du bereit oder musst du noch über etwas wichtiges
nachdenken?" Ich schüttelte den Kopf. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Er hatte eigenhändig etwas komponiert und ich würdigte es nicht! Wie unhöflich von mir! So konzentrierte ich mich in den nächsten Momenten nur auf meinen Hannibal, der wieder zu spielen begann. Es erklang eine süße Melodie, begleitet von einigen etwas tieferen Dreiklängen. Hannibal erfüllte den Raum mit Magie, zumindest erschien es mir so. Ich fühlte mich frei, als ich seinem Spiel lauschte, fühlte mich nicht mehr so beengt wie sonst in meinem Leben. Ich atmete tief ein, nahm jeden Ton in mir auf. Es war so wunderschön! Von diesem Moment an wusste ich - Es gab ab jetzt für mich niemanden mehr, der besser Klavier spielen konnte, als Hannibal. Und es würde auch nie wieder jemanden geben!
Er endete. Nun sprang ich erneut auf, aber diesmal bewusst. Ich klatschte und Tränen stiegen mir in die Augen: "Hannibal, das... das war hinreißend..." "Es gefällt dir also?" Ich nickte langsam: "Ich habe nie etwas schöneres gehört." Er strahlte richtig: "Das freut mich. Das freut mich sehr und weißt du auch, warum, Irene? Weil ich diesen Teil nur für dich komponiert habe! Ich sah dich vor meinem inneren Auge und spielte. Ich versuchte deine Eigenschaften in Musik zu verwandeln. Dies ist das Ergebnis daraus." Meine Tränen liefen mir nun über das Gesicht, ich stolperte um den Tisch herum auf Hannibal zu und fiel ihm überglücklich um den Hals: "Oh Hannibal... womit habe ich das alles hier nur verdient? Womit habe ich dich verdient?" Ich schluchzte und ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Ich wollte eigentlich nicht mehr vor Hannibal weinen, doch das war mir in diesen Moment total egal: "Ich kann nur immer wieder sagen, dass du etwas besonderes bist, Irene." Ich drückte mich an ihn und sprach zum ersten Mal das aus, was ich seit einer Woche immer dachte, wenn ich ihn sah: "Ich liebe dich, Hannibal."
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University Lovestory
Fiksi PenggemarIrene Pawlow studiert Medizin an einer Universität in Baltimore. Eines Tages trifft sie dort auf Dr. Hannibal Lecter als ihren Gastdozenten - mit fatalen Folgen.