Kapitel 44

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"Beruhige dich! Das ist nur ein Flunschlik!"
"Es hat mich mit Schlamm beworfen!"
"Wir sind doch gleich da, dann kannst du dich umziehen. Jetzt komm weiter!" Matisse schien genervt und setzte seinen Weg fort.

Die Pension in Nevaio befand sich in der Nähe von der Arena.
Toukos Aufmerksamkeit galt nicht der Gruppe, sondern einem schmalen Pfad zwischen alten Bäumen. Nachdem sie ihre Sachen auf ihr Zimmer gebracht hatte, verließ sie das Gebäude.
'Was ist da wohl hinter?'
"Die Drachenstiege. Los komm! Ich zeig sie dir."
Das Luxtra lief ihr mit gewaltigen Sätzen hinterher. Seine gelben Augen glänzten vor Freude.

Ein gewaltiger Turm ragte zum Himmel empor. Als Eingang diente ein klaffendes Loch in der Mauer. Im Innenraum stützten dicke, verzierte Marmorsäulen die Böden, die durch Treppen verbunden waren.
"Sag mal, du hast Kleoparda ja die Klippe hinuntergeschubst. Kannst du dich noch erinnern, warum und wer dir den Auftrag gegeben hat?"
'Das wollte ich gar nicht... da war so eine seltsame Frau mit silbernem Haar, die irgendetwas gesagt hat. Ich habe es nicht verstanden, aber mir ist schwarz vor Augen geworden und ab da an hatte ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Jetzt ist das aber weg, ich bin wieder ich.'
"Ah... verstehe." Touko dachte nach.

Im obersten Raum war ebenfalls ein Loch in der Mauer. Die junge Trainerin setzte sich an die Kante und sah zum Wasser hinunter.
Sie hauchte laut aus und schloss die Augen.
Ein sanfter Windzug wehte ihr durch das Haar.

'... Der Lichtstein darf nicht in falsche Hände geraten...'
Das wird er nicht. Niemals. Ich darf nur nie vergessen, wo er versteckt liegt. Ich darf ihn nie vergessen. Denn wenn ich ihn vergesse, vergesse ich den Wunsch und zeitgleich auch die Wirklichkeit. Reshiram, ruhe du nur. Sammle deine Kraft. Eines Tages wirst du sie wieder einmal benötigen und mit Zekrom unter Beweis stellen müssen. Doch bis dahin, soll euch niemand stören.

"Hier bist du!"
Eine vertraute Stimme riss sie aus den Gedanken. Luxtra stellte sich vor seine Trainerin und knurrte.
N blieb ruckartig stehen und seine Miene verfinsterte sich.
"Mit diesem Pokemon..."
"Ja, mit Luxtra. Er hat mir erklärt, warum er Kleoparda mitgerissen hat. Wie ich es gesagt hatte; nicht willentlich."
"Ich merke schon, meine Appelle an dich gehen an dir vorbei..."
"Weil er nicht gefährlich ist, verdammt!"
"Wenn du das sagst... ich will mich nicht schon wieder mit dir streiten."

Der junge Trainer setzte sich neben sie und sah zum Wasser. Ein unangenehmes Schweigen herrschte zwischen beiden.
Luxtra legte sich auf den Bauch und ließ seinen Kopf auf die Pfoten fallen.

Hauchend stützte Touko ihr Kinn auf ihren Knien ab.
Warum sagt er denn nichts? Irgendwas? Ich würde darauf eingehen, egal auf was... selbst ein Streitthema ist besser als diese Stille!
Vielleicht denkt er genau das gleiche wie ich und er erwartet von mir, dass ich etwas sage? Nur was? Ach, egal! Irgendwas ist besser als nichts.

Die beiden Trainer sahen sich an.
"Schöne Aussicht, oder...?"
"Ja."
Wieder vergingen einige Augenblicke des Schweigens.
Luxtra verdrehte die Augen, setzte sich neben Touko und begann unauffällig und langsam ihren Kopf zu N zu drücken. Sie wehrte sich.

Der junge Trainer lächelte verwirrt.
"Was macht ihr da?"
"Kämpfen... Mensch, Luxtra... nicht jetzt."
Das Elektropokemon klatschte sich seine Pfote ins Gesicht, zog seine Trainerin am Arm etwas zurück.

'Jeder Blinde sieht es. Nur ihr nicht?'
Er ließ von ihr ab und setzte sich zurück. Touko dachte nach.
N sah sie noch immer verwirrt an.
"Alles in Ordnung?"
"Ehm... ja, ja. Denke schon."

Resigniert den Kopf schüttelnd streckte Luxtra sich.
Die beiden Trainer sahen sich wieder an, woraufhin Touko errötete.
Das Pokemon ergriff die Initiative und schubste sie mit einem leichten Hieb seiner Vorderpfote zu N.

》When We Meet Again《Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt