Kapitel 46

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Nach dem Abendessen spazierte Touko noch etwas vor der Pension herum. Yuki lief zu Touya und erzählte mit ihm.
"Und?"
"Ja, war schwierig ihn zum reden zu kriegen, hab es letztendlich doch geschafft."

Etwas entfernt ließ die junge Trainerin nieder und lauschte.
"Erzähl..."
"Erst haben sie nicht geredet, nachdem es fast wieder in einem Streit eskaliert wäre."
"Warum das denn?"
"Dieses Luxtra... niemand hier außer Touko traut ihm über den Weg. Er sagte, dass sie die Ratschläge als Angriff sieht und nicht wahr haben will, dass er sich nur Sorgen macht, da es böse Absichten haben könnte."

Touko sah das Elektropokemon an und kuschelte sich an es heran.
'Das stimmt nicht... ich will niemandem etwas Böses...' Luxtra ließ die Ohren hängen.
"Ich weiß. Mach dir nichts 'draus. Ich vertraue dir voll und ganz."
Sie lauschte weiter.

"Dann ist er weg."
"Oha. Und das hat beide aus der Bahn geworfen?"
"Jop. Jedenfalls ist er jetzt total fertig. Habe ich dir schon gesagt, bis wohin er gelaufen ist und warum?"
Touko wurde hellhörig.
"Nein, das hast du nicht."
"Das Dach, weil da keine Leute sind. Du kennst ihn ja. Emotionen sind nicht so seins. Und er ist der Meinung, dass-..."
Die junge Trainerin sprang auf und rannte an den beiden vorbei.

"Was zum Grypheldis? Hast du sie gesehen? Hat sie mitgehört?" Touya sah ihr nach. "Was hat sie vor?"
Yuki fasste sich an den Kopf.
"Nein... habe ich nicht... Sie will zum Dach."
"Sollten wir ihr nach?"
"Sollten wir? Ich weiß es nicht."
Er sprang auf und hetzte ihr nach.

Kurz bevor sie das Obergeschoss erreichte, griff Touya den Arm der jungen Trainerin.
"Halt! Warte..."
"Lass mich los!" In ihren Augen standen Tränen.

"Was erhoffst du dir davon?" Yuki war ebenfalls nachgekommen.
"Dass er nicht auf dumme Gedanken kommt!"
"Touko, ich weiß nicht, wieviel du mitgehört hast... er wird nichts machen."
"Was macht dich da so sicher?!"
Sie schwieg.
"Siehst du...? Er hat es schon einmal versucht... jetzt lass mich los."
Touko wand sich aus dem Griff ihres Bruders und lief die Treppe hinauf.

"TOUKO!"
"Lass sie... es hat keinen Sinn." beruhigte ihn Yuki.
Das Luxtra sah sich um, bevor es seiner Trainerin nachlief. Yuki nickte.
"Jetzt sollten wir ihr nach. Worauf wartest du?"

N stand am Geländer und sah zur Sonne, die hinter den Baumwipfeln in weiter Ferne unterging. Er hauchte aus.
Plötzlich umschlossen ihn Arme.
Touko wimmerte.
"Nein. Das wirst du nicht tun."
Der junge Trainer sah gen Himmel und brachte kein Wort hervor.
"Das lass' ich nicht zu. Nicht noch einmal."
Er blickte über die Schulter und schloss die Augen.

Touya und Yuki standen distanziert von ihnen an der Tür.
Luxtra stand neben ihnen, sah hinauf und verschwand wieder im Gebäude.

"Touko, es tut mir leid..."
"Was tut dir leid?"
"In der Drachenstiege. Ich weiß, dass das falsch war. Irgendwas ist da mit mir durchgegangen... verzeih..."
"N-nein... hör auf, dir das einzureden..."
"Ich könnte es verstehen, wenn du meine Gegenwart jetzt seltsam finden würdest-..."
"Sei still! Sei einfach still... das einzige, was falsch wäre, wäre es zu springen, wie du es offenbar vor hattest... du sagtest zu mir, ich solle mein Leben nicht wegwerfen, indem ich das Risiko eingehe, von Luxtra getötet zu werden. Also solltest du jetzt auch nichts dergleichen tun."
"Das ist doch gar nicht das Gleiche!"
"Eben. Ich habe nur ein Risiko, dass es so eintrifft, wie du gesagt hast. Aber bei dir wäre es gewiss, dass alles enden würde. Ich will dich nicht wieder sehen, wie du fällst und ich nichts tun kann."
N biss sich auf die Lippe bei dem Versuch, keine Emotionen zu zeigen.
Er schüttelte sich und sah wieder gen Himmel.

Touya schlich langsam zu ihnen und griff die Hand der jungen Trainerin.
"Lass..."
"Und wenn er-..."
"Komm. Lass ihm seine Zeit. Geh' zu Yuki. Sie bringt dich 'runter."
Widerwillig tappte Touko zu ihr und drehte sich noch einmal um.
Bevor auch ihr Bruder folgte, sagte er noch etwas zu N, der nickte. Er trat näher an das Geländer heran und stützte seine Arme darauf ab.

"Nein! Was-..."
"Touko, beruhig' dich!" Touya schloss die Tür.
In ihrem Zimmer fiel die junge Trainerin weinend in ihr Bett.

Wie kann ich mich beruhigen, wenn jemand, der mir wichtig ist, auf einem Dach steht und möglicherweise springen wollte?
Vorallem weil ich daran schuld bin... ja, ich... wäre ich nicht-...

》When We Meet Again《Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt