Kapitel 32

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Die Regentropfen peitschten gegen das Fensterglas.
Touko önnfete ihre Augen und sah hinaus.
Graue Wolken überzogen den gesamten Himmel und sintflutartige Regengüsse ergossen sich.
Sie ließ sich zurückfallen. N war mittlerweile auch schon wach und gähnte.
"So ein Dreckswetter. Aber die Pflanzen brauchen es nach der Hitze..."
"Dann wird es heute wohl nichts mit dem Fortsetzen der Reise, nicht wahr?"
"Es wäre leichtsinnig, bei dem Unwetter zu fliegen. Und bis zum Bahnhof ist es zu weit, um trocken anzukommen. Einen Schirm hab' ich wirklich nicht mit. Du etwa?"
"Nein..."
"Dann lass uns doch noch etwas länger hier 'rumliegen." N lächelte. "Die Anderen werden genauso wenig Lust haben, bei dem Wetter zu reisen."

Die junge Trainerin lehnte sich an seiner Brust an und murmelte etwas fast unverständliches vor sich hin: "Für den Moment ist es wie damals..."
"Ich wünschte, ich könnte mich erinnern..."

Einige Zeit verging, bevor es an der Zimmertür klopfte.
"Bleib liegen, ich geh' schon." N fuhr sich durchs Haar und tappte zur Tür, die er öffnete.
Mei starrte ihn an.
"Ehm... sieht so aus, als würde ich stören... ich gehe dann mal wieder... ehehe..."
"Was wolltest du denn?"
"Ich wollte mit Touko reden."

Neugierig drängte sie sich an N vorbei und stolperte.
"Huch...? Was gibt's denn? Worum geht es?"
"Dieses Mädchen von gestern... June hieß sie, oder?"
Die Miene des Jungen verfinsterte sich. "Was ist mit ihr?"
Touko griff seine Hand. "Hey... ganz ruhig."
"A-also Lilia nimmt an, dass sie sie heute morgen vor der Eingangshalle gesehen hat... ob sie es wirklich war, da ist sie sich nicht ganz sicher. Trotzdem halte ich es für wichtig, dass du Bescheid weißt. Sei' vorsichtig, okay? Nicht, dass sie wieder auf dich losgeht."

"Dafür sorge ich schon. June wird sich Touko nicht mehr nähern, solange ich noch aufrecht gehen kann."
Sie sah ihn an.
"Gut... dann bin ich ja beruhigt. Bleib trotzdem vorsichtig... Dann lass ich euch zwei mal wieder allein."
Mei zwinkerte Touko auffällig zu, woraufhin diese die Augen verdrehte und zurück ins Zimmer stapfte.

Nervös lief N im Zimmer auf und ab.
Die junge Trainerin ließ sich zurück aufs Bett fallen und sah ihm zu.
Was zur Zerrwelt tut er da?
"Mensch, N! Jetzt setz' dich hin und hör auf so herumzurennen, wie von einem Webarak gestochen... was ist denn los?"
"June ist auf Rache aus. Sie hat es beim letzten Mal nicht geschafft, dir den Garaus zu machen, also wird sie es wieder probieren. Ihre Eifersucht ist krankhaft... zutrauen würde ich es ihr..."
"Nach der Attacke auf dich auf jeden Fall. Ich meine, wer greift denn bitte seinen Freund an? Aus Eifersucht? Hat sie dir denn gar nicht vertraut? Das ist doch das Wichtigste in einer Beziehung, neben Ehrlichkeit und Liebe."
"Hm..."
Misstrauisch sah sie ihn an.

"Dich lässt das doch nicht so kalt, wie du gesagt hast, oder?"
"Ach, es ist grad alles etwas schwierig... Gefühlschaos, eben..."
"Du liebst sie noch, aber irgendwie auch nicht... verstehe..."
N schüttelte den Kopf. "Nein, das ist es nicht. Ich bin ihr dankbar, dass sie mich gesund gepflegt und bei sich aufgenommen hat, als ich nichts mehr wusste... dann diese Angst, dass June dir irgendwas antun könnte. Sie ist rachsüchtig, keine Frage... Diese Wut auf sie. Und-..." Er hielt inne.
"Und...?" Touko hakte nach.
"Und ein Gefühl, das sich nicht mit Worten beschreiben lässt."

"Dann versuch es doch-... Ach nein. Das war gerade Typisch-Touko. Tse... man sollte mir einen Preis für unglaubliche Gedankengänge geben..." Sie lachte. "Zeigen... wenn man selbst nicht genau weiß, was man fühlt, wie soll man es dann anderen zeigen?"
N sah sie belustigt lächelnd an.

》When We Meet Again《Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt