Erneut schaute er hoch zum Himmel.
Es überraschte mich, dass er solche Worte von sich geben konnte. Aber Vergangenheit oder Alkohol machten wahrscheinlich aus jedem Jungen einen Poeten.
"Das war Bethanys Geschichte."
Bethany. Ein schöner Name, den seine Mutter hatte.
Nachdem er Luft geholt hatte, drehte er sich diesmal richtig zu mir um.
"Jetzt kommt noch Junes." Der Ausdruck in seinen Augen zeigte mir, dass das eine besondere Person sein musste.
Eine besondere Person. Oh ja, es gab so viele besondere Personen und wir alle erkennen sie an der Art, wie wir von ihnen sprechen.
"Irgendwie war sie ein bisschen wie du", während er das sagte, lächelte er gedankenverloren. "Ein bisschen störrisch"- dafür knuffte ich ihn einmal in die Seite, Situation hin oder her - "und..überraschend."
"So so, ich bin also überraschend und störrisch", grinste ich und obwohl es nicht ganz von Herzen wirkte, grinste er zurück. "So lange kenne ich dich auch noch nicht, also-" Doch ich winkte ab: "Ist egal, erzähl weiter."
Unwillkürlich drehte auch ich mich zu ihm hin und hörte weiter seiner Stimme zu, als er fortfuhr.
"Ich lernte sie kennen, als ich in die Drogenszene eingestiegen war, vor zwei Jahren, wir waren beide 16."
Also war sie jetzt ebenfalls 18. Aber wo war sie? Wer war sie?
"Sie war perfekt. Wir waren perfekt." Er senkte den Blick.
Ich musste schlucken. Seine Freundin. Vielleicht sogar seine erste. Was interessiert dich das überhaupt?
Aber was bedeutet war?
"June war alles das, was ich nicht war, liebevoll, sanft und unschuldig. Sie wollte immer, dass ich aussteige. Und Gott, war sie schön, sie war so schön..." Seine Augen begannen verräterisch zu glitzern und ich unterdrückte das Bedürfniss, ihn zu umarmen.
Stattdessen fragte ich mich, woher diese unwohle Gefühl in meinem Bauch kam. So schön.
Das würde mir wahrscheinlich niemand sagen, wenn er mich genau kannte.
"Blaue Augen, blonde Haare. Sie war ganz klein und zierlich. Wir..haben so viele schöne Dinge zusammen erlebt. SIe war das einzige Licht neben Austin und Rosaly."
Erst jetzt wurde mir erneut bewusst, dass er nur die Vergangenheitsform benutzte. "Jaden?", flüsterte ich, als er nicht fortfuhr.
"Ja?" Er blickte auf den See hinaus, schien in sich gekehrt.
"Was meinst du mit war?"
Er sagte eine zeit lang nichts und ich fieberte seiner Antwort entgegen.
Irgendwie war es mir bereits klar. So dumm war auch eigentlich kein Mensch.
Aber es war immer noch diese Hoffnung in mir, wie ein kleiner Ballon, der schwebt, hoch bis-
"Sie ist tot."
Jaden zerstörte diese Hoffnung, ließ den Ballon zerplatzen. Ein weiteres Leben einfach kaputt. Einfach weg.
Jedes weitere Wort schien ihm schwer zu fallen und plötzlich bereute ich es, ihn dazu gedrängt zu haben, all dies zu erzählen. Ich war Schuld daran, dass er das alles noch einmal durchleben musste. Es tat weh, ihn so zu sehen, fast noch schlimmer als diese Angst, als seine Augen so voller Blutdurst gewesen waren.
Obwohl er aussah wie sonst, wirkte er doch so klein.
Als er erneut schluckte und weiterreden wollte, legte ich ihm meine Hand auf den Arm. "Wenn es wehtut, musst du nicht darüber reden", sagte ich leise und bestimmt.
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wenn Liebe fliegen lernt
Romance"Das Leben ist vielleicht nicht immer fair. Aber es hat mir dich geschenkt. Und dafür bin ich ihm unglaublich dankbar." "Die Dinge, die nur für die, die sich die Zeit nehmen und genau hinsehen, sichtbar sind, sind die allerschönsten. Wie die kleinen...