Kapitel 10 ♥

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Cates feindseliger Blick wurde weicher und ich beruhigte mich wieder. Dann sagten wir beide gleichzeitig "Sorry", was uns zum Lachen brachte. "Und was glaubt ihr, wo wir hinfahren?", fragte Liam dann. "Wie? Fahren wir weg?", sagte ich verwirrt. "Na, die Abschlussfahrt", mischte sich Luke ein. "In einer Woche fährt die ganze Stufe für 5 Tage weg" "Oh, das ist ja cool", freute ich mich ehrlich. Ich hatte Klassenfahrten eigentlich schon immer gern gemocht. "Vielleicht fahren wir ja nach Californien", meinte Cate lachend. "Das wäre mal richtig cool!" "Als ob wir nach Amerika fahren", erwiderte Austin grinsend. "Für Mrs Taylor ist doch schon die Nächste Küstenstadt weit genug entfernt." "Ich würde gern mal ins Ausland", sagte Liam. "Vielleicht haben wir ja Glück" Austin sah auf die Uhr. "Leute, ich glaube wir sollten mal langsam gehen" Zustimmendes Gemurmel, bevor alle ihre Sachen einpackten. Wir gingen den Weg wieder zurück und bevor wir um die Ecke bogen warf ich noch einen letzten Blick auf den See. Ich würde auf jeden Fall nochmal herkommen, es war wirklich toll hier. Als wir im Auto auf dem Rückweg saßen, drehte Liam das Radio laut auf. Es lief Best Song ever von One Direction und wir gröhlten alle lauthals mit, bis Austin um Gnade bat. "Hey, wieso?", kicherte Cate. Wenig später hielt Liam vor unserem Haus und Austin und ich verabschiedeten uns und traten ein. Mum kam mir entgegen. "Und wie wars?", wollte sie wissen. "Schön", sagte ich mit einem Seitenblick auf Austin. "Das ist doch toll", freute sich Mum. "Ihr könnt auch mehr zusammen unternehmen, ihr kö-" "Mum, es ist gut", unterbrach ich sie genervt. Immer dieses Familiengetute! Sie verstummte und ich ging an ihr vorbei die Treppen hoch, gefolgt von Austin.

Ich ging erst mal in Ruhe duschen und zog mir danach Gammelsachen an. Dann nahm ich meine Kuschelboots und ging runter in die Küche, um noch etwas zu essen. Mum war nicht da, anscheinend war sie mit Andreas weg oder spazieren gegangen. Während ich meinen Joghurt löffelte, kam Austin an der Tür vorbei. "Ich muss noch zum Training", verabschiedete er sich. "Sagst du Dad und Kendra Bescheid?" Ich nickt und wünschte ihm viel Spaß. Jetzt war ich allein im Haus. Nein, halt warte..Jaden war ja noch hier! Glaubte ich zumindest. Ich hatte ihn seit heute morgen nicht mehr gesehen. Ich schmiss meinen Joghurtbecher weg und wollte wieder die Treppe hoch gehen. Doch an ihrem Fuß prallte ich fast mit Jaden zusammen. "Hey, pass-" Ich brach ab, als ich sein Gesicht sah. Rote Kratzer und Schrammen zogen sich über die Wangen und Nase und am Kiefer und unterm Augen prangten große Blutergüsse. Als Jaden meinen Blick bemerkte senkte er schnell den Kopf und wollte an mir vorbei, doch ich hielt ihn fest. "Was ist passiert?" "Nicht wichtig", murmelte er. "Doch, du siehst schrecklich aus! Was hast du gemacht?" "Das musst du nicht-" "Doch muss ich!" "Verdammt noch mal, das hat dich nicht zu interessieren!", schrie er plötzlich und ich zuckte heftig zusammen. Er atmete schnell. "Du kennst mich nicht, also tu nicht so, als würdest du dich für mich interessieren" Ich sah ihn einige Sekunden lang an. "Doch. Das tue ich" Ich verschrenkte die Arme vor der Brust. Jadens Blick konnte ich nicht ganz deuten, er sah irgendwie...überrascht aus? "Das muss gereinig werden", sagte ich dann, als er nichts erwiderte und deutete auf die Wunden. "Meinetwegen", meinte er zu meiner Überraschung und folgte mir ins Bad. "Setz dich hin", forderte ich ihn auf. "Heb den Kopf" Wortlos gehorchte er. Ich nahm Desinfektionsmittel und tröpfelte es auf ein Wattepad.

"Das kann jetzt etwas brennen", sagte ich und wunderte mich warum meine Stimme leicht zitterte. Ich kniete mich dicht vor ihn und als ich seine Nähe spürte, begann auch meine Hand zu zittern. Jaden folgte jeder meiner Bewegungen. Verdammt, warum war ich so nervös? Vorsichtig hob ich sie und fuhr damit über die Schrammen. Mit der anderen Hand umfasste ich leicht sein Gesicht. Während ich fortfuhr, ertappte ich mich, wie ich seine Züge betrachtete. Die glatte Haut, gerade Nase und dunklen Augenbrauen faszinierten mich. Das schlimmste waren jedoch seine Augen. Stechend grün und lange gebogene Wimpern. Sie hatten einen träumerischen Ausdruck und zum Ersten Mal glaubte ich Austin, dass er innerlich vielleicht ganz ander war. Ich bemerkte erst zu spät, dass auch er in meine sah und als sich unsere Blicke trafen, wurde ich rot und senkte den Kopf. Krampfhaft starrte ich auf seinen Hals und tupfte etwas Flüssigkeit auf. Dann nahm ich ein Pflaster und klebte es vorsichtig auf die größte Schramme an seiner Stirn. "Das wars" Auch als ich mich wieder aufrichtete und zurückwich ließ er mich nicht, aus den Augen. "Danke Bella", murmelte Jaden dann und stand auf. Mit einem nachdenklichen Blick stand er dann auf und verschwand. Ich blieb im Bad stehen. Woher hatte er diese Verletzungen? Das sah definitiv nach einer Prügellei aus. Ich würde wirklich gern wissen, was er da gemacht hatte. Aber ich kannte ihn ja nicht, wie er bereits gesagt hatte und ich war mir auch nicht sicher ob ich das überhaupt wollte. Doch ich hatte noch eine Frage, die mich beschäftigte. Warum machte mich seine Nähe so nervös?! Ich meine mit Austin hatte ich doch schon viel mehr Kontakt gehabt. Es ist bestimmt nur, weil du über Jaden gar nichts weißt, redete ich mir ein und schob die Gedanken an ihn dann endgültig beiseite.

Ich ging zurück in mein Zimmer und setzte mich aufs Bett. Ich wusste nicht wirklich, was ich machen sollte, Hausaufgaben hatte ich alle erledigt und auch sonst fiel mir nichts mehr ein. In Californien würde ich jetzt surfen gehen, aber hier konnte ich das wohl knicken. Seufzend sah ich auf die Uhr: 18:45 Uhr. Dir Zeit wart doch ziemlich schnelle vergangen am See, dachte ich. Als ich dann meine Gitarte neben dem Schrank lehnen sah, wusste ich, was ich machen konnte. Ich schnappte mir das Instrument und schlug ein paar Akkorde an. Seit ich klein war, hatte ich Ed Sheeran schon immer geliebt und wollte unbedingt Gitarre spielen. Das meiste hatte ich mir selbst beigebracht, aber unser alter Musiklehrer hatte mir einiges gezeigt. Ich stimmte Lego House an und fing an zu singen.

I'm gonna pick up the pieces

And build a Lego House

If things go wrong we can knock it down

Ja, das wünschte ich auch manchmal. Wenn was falsch läuft, kann man es einfach kaputt machen... My three words have to meanings but there's one thing on my mind

It's all for you

.... Nachdem die letzten Töne verklungen waren spielte ich nach Lust und Laune einfach noch ein paar andere Lieder, bis ich die Gitarre schließlich wieder wegpackte.

Unten hörte ich Gelächter und Stimmen, also ging ich runter, um nachzusehen.

Mum stand mit Andreas und Austin in der Küche und alle drei redeten und lachten, während sie Gemüse schnibbelten und Wasser aufkochten. Ich stand etwas verloren in der Tür, bis mich schließlich Andreas bemerkte und begrüßte.

wenn Liebe fliegen lerntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt