Kapitel 6 ♥

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Hilfe Bella, Andreas und seine Söhne kommen in 30 min und ich weiß nicht, was ich anziehen soll!" "Hmm lass mal sehen" Ich nahm ihr die Kleider aus der Hand. Das eine war blau und bodenlang, der Chiffonstoff fiel ziemlich luftig und es wurde in Taillenhöhe mit einem Gürtel gerafft. Das zweite lag eng an, ging bis Mitte der Waden und war aus einem samtigen dunkelrotten Stoff. "Das blaue", sagte ich bestimmt und Mum zog das Kleid an. Es sah wirklich sehr schön an ihr aus. Ich steckte ihr noch locker die Haare hoch und sie legte eine dünne goldene Halskette an. "Du siehst perfekt aus!", lobte ich sie schließlich und sie bedankte sich zum hundertsten Mal. Dann ging ich noch in mein Zimmer und ich überlegte, ob ich mich auch umziehen sollte. Schließlich entschied ich mich, meine Jeansshort anzulassen und nur mein Oberteil zu tauschen. Ich zog eine weiße Bluse an, deren Rücken komplett aus Spitze war und dazu meine Lieblingskette. Sie war kurz und gold und am dünnen Band hing ein kleines Infinity Zeichen. So das reichte aber jetzt, sonst dachten die, dass ich mich extra schick gemacht hätte (, was ich zwar grade tat, aber es sollte eben nicht so aussehen). Während ich im Bad noch kurz mein Makeup richtete, war ich dann doch etwas aufgeregt. Hoffentlich waren die zwei Söhne nett, hatte Mum nicht erwähnt, dass sie in meinem Alter waren? Eigentlich schade für Lilly, die hätte sich über einen Bruder zum Spielen gefreut.

Als ich dann die Treppe runterkam, hatte Mum schon den Tisch gedeckt und stand aufgeregt in der Küchentür. "Du kennst ihn doch schon Mum, es ist alles gut", lachte ich, als sie nervös hin und her lief. "Wo ist eigentlich Lilly?" "Bei einer Freundin, sie übernachtet dort", antwortete sie. Morgen war Samstag, das hieß keine Schule! Pünktlich um 19:00 Uhr klingelte es dann an der Tür. Mum öffnete sie und fiel sofort ihrem Andreas um den Hals. "Das ist meine Tochter Bella", stellte sie mich vor und ich gab ihm die Hand. Er sah wirklich sehr nett aus. Dunkelbraune Haare, schokobraune Augen mit Grübchen. "Du kannst mich ruhig duzen(?xD)", lachte er freundlich. "Hallo Andreas", lächelte ich also. Und dann kamen die zwei Söhne durch die Tür. Und mein Lächeln gefror eiskalt.

Vor mir standen Austin und Jaden. Scheiße, das war doch jetzt nicht Mums Ernst? Was wenn sie wirklich zusammenblieben, dann wären sie meine Brüder?! Austin war ja noch ok, aber Jaden? Nein! Nein! Das durfte nicht sein, ich musste nachher noch mit Mum reden! Aber jetzt blieb mir nichtd anderes übrig, als weiter dazustehehn und fassungslos auf meine künftigen "Stiefbrüder" zu schauen. "Bella! Ich wusste ja gar nicht, dass du Kendras Tochter bist", brach Austin schließlich das Schweigen und umarmte mich freundlich. Ich war immer noch völlig überrumpelt und erwiderte die Umarmung kurz. Jaden stand nur hinter Austin und musterte mich finster. War ja klar. Aber was der konnte, konnte ich schon lange. "Ach ihr kennt euch?", mischte Mum sich jetzt freudig ein. Ich nickte nur stumm. "Ich bin Kendra", sagte sie dann und reichte Austin die Hand. "Austin", erwiderte dieser und lächelte sie an. Jaden machte keine Anstalten, Mum die Hand zu geben, er sagte einfach nur: "Jaden" Wenigstens zeigte er den Ansatz eines Lächelns und sie lächelte zurück.

Nach dieser "Vorstellung" gingen wir dann in die Küche und setzten uns an den Esstisch. Austin saß neben mir, Jaden mir gegenüber. "Kennt ihr euch aus der Schule?", fragte Mum interessiert, während sie die Vorspeise, eine Suppe, auf den Tisch stellte. "Ja, Bella ist in meiner und Jadens Klasse", antwortete Austin. "Wie schön, dann versteht ihr euch sicher gut", freute sich Mum und übertrieb deutlich mit ihrer viel zu fröhlichen Stimme. Ich verdrehte unauffällig die Augen und sah aus dem Augenwinkel, dass Jaden das gleiche tat. Huch! Der schien wohl auch nicht auf dieses "Wir sind die perfekte Familie" - Getue zu stehen. Aber wen wunderte das auch bei dem Benehmen? Naja, gut sah er ja schon aus. Er trug helle jeans und ein graues Shirt mit V-Ausschnitt, durch das sich sein Sixpack deutlich abzeichnete. Hach und diese Haare...Halt Bella! Denk so was nicht, er sieht vielleicht gut aus, aber er ist nichts für dich! Scheiße, ich hatte ihn viel zu lange angestarrt! Das hatte er offenbar auch gemerkt, denn er grinste und schaute mich fragend an. Ich verdrehte nochmals die Augen. Hoffentlich bildete der sich jetzt nichts darauf ein. Wir aßen unsere Suppe und meine Mutter unterhielt sich die ganze Zeit mit Andreas und Austin, Gelegentlich versuchte sie auch Jaden mit ins Gespräch einzubeziehen, aber er antwortete zwar höflich, jedoch knapp und fragte auch nicht zurück. Auch ich sagte kaum ein Wort. Naja, bis...bis Mum dann verkündete:

"Andreas, wollen wir die Neuigkeit dann mal erzählen?" Andreas nickte lächelnd und aprut hörte ich mit dem Essen auf und starrte Mum an. Welche Neuigkeit? Scheiße, also entweder wollten die vielleicht heiraten?? Oder...nein! War Mum vielleicht schwanger? Mein Herz klopfte, als Mum fortfuhr: "Naja, wir kennen uns ja jetzt schon sehr gut und...wir haben beschlossen...Andreas und ich.." Sie zögerte.

"Wir werden zusammen ziehen!", verkündete Mum dann freundenstrahlend. "Morgen ziehen Andreas, Jaden und Austin bei uns ein." Scheppernd fiel mein Löffel in die Schüssel. "Wie bitte?!", fragte ich fassunglos. "Das ist jetzt nicht euer Ernst?!" Mum sah mich verständnislos an. "Warum? Das ist doch toll! Dann werden wir eine richtige Familie." Ich lachte viel zu hoch und schrill. "Familie?! Wir sind doch grade erst eingezogen, da kannst du nicht direkt die nächsten einladen!" Meine Stimme war lauter geworden, ich würde am liebsten schreien. Mein Blick wanderte über Austin, der interessiert unsere Diskussion verfolgte, Andreas, der schuldbewusst wirkte und Jaden, der mindestens so wütend aussah, wie ich mich fühlte. "Bella, was ist denn das Problem! Austin und Jaden teilen sich das Gästezimmer und Andreas schläft bei mir im Schlafzimmer." Bei diesen Worten verfinsterte sich Jadens Miene wenn überhaupt möglich noch mehr. "Es ist doch alles geregelt. Außerdem ist es erst mal auf Probe. Es wird sicher toll." "Toll?!", jetzt schrie ich wirklich fast und stand auf. Ich war einfach nur wütend, fühlte mich überrumpelt und enttäuscht von Mum. "Du hättest mich und Lilly wenigstens fragen können!? Aber nein, du entscheidest alles! Du lässt einfach drei wildfremde hier einziehen! Weißt du eigentlich, wie scheiße das ist?!" Auch Mum stand jetzt auf. "Es reicht, Bella.", sagte sie ruhig. Ich sah ihr in die Augen. "Mir schon lange." Und damit rannte ich die Treppen hoch. Währendessen hörte ich wie Mum sagte: "Entschuldige, sie ist sonst nicht so. Das ist sicher die Pubertät."

Pubertät? Das ich nicht lache, ich war 17! Kochend vor Wut stürmte ich in mein Zimmer und knallte die Tür zu. Fuck fuck fuck! Jaden und Austin würden hier einziehen! Scheiß auf den lieben Gott, der hätte das nicht passieren lassen! Hilfe! Ich wusste, das ich Mum das Essen ruiniert hatte und mit jeder Minute fing es an mir mehr leidzutun. Aber wer's verdient hat, hat's verdient. Sie hätte mich ja vorher fragen können, aber nein! Sie lässt einfach drei wildfremde Typrn hier einziehen. Okay, wildfremd vielleicht nicht, aber trotzdem nicht gerade in der Friendzone. Außer Austin, der war wenigstens nett. Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. Und dann spürte ich diesen Schmerz. Kurz unter der Brust. Ich kannte dieses Stechen zu gut. Meine Metastasen an der Leber meldeten sich zu Wort, so stark hatte es jedoch noch nie wehgetan. Ich kniff die Augen zusammen und presste meine Hand an die Seite. Langsam sank ich auf mein Bett, der Schmerz wurde schlimmer. Ich wusste nur noch, meine Tabletten, ich brauche meine Tabletten! Mühsam rappelte ich mich auf und griff nach der Dose auf meinem Nachttisch. Nachdem ich eine Tablette geschluckt hatte, verschwand das Stechen zum Glück wieder, sodass ich erleichtert aufatmete. Gott, ich hasste diese Anfälle. Gut, dass ich die nicht beim Essen bekommen hatte, sonst hätte ich das erklären müssen. Das war warscheinlich die Aufregung gewesen, ich vertrug Stress nicht so gut. Aber ich glaube, in nächster Zeit würde ich viel zu viel davon haben!

wenn Liebe fliegen lerntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt