Kapitel 11 ♥

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"Hii Bella", begrüßte Andreas mich freundlich. "Hallo", erwiderte ich. "Und wie war es am See", wollte er wissen. Aha, Austin hatte also geplaudert. "Es war schön", sagte ich höflich. Mum strahlte mich an. "Das ist doch wunderbar. Ihr scheint euch ja blendend zu verstehen. Weißt du Andreas, warum fahren wir nicht auch mal zusammen schwimmen." Andreas nahm Mum bei der Hand. "Oh ja. Nur wir zwei!" "Hach, du bist soo lieb Bärchen!", strahlte Mum verliebt und drückte ihre Lippen auf seine. Irrgh! Ich sah weg, da ich meiner Mum nicht wirklich beim Rumknutschen zusehen wollte. Bärchen?! Ich meine Gehts noch? Hinter mir hörte ich ein Schnauben. Jaden hatte an mir vorbei in die Küche geschoben. Mit einem finsteren Blick auf unsere Eltern natürlich Austin, der grinste, setzte er sich. Gut, wenigstens einer, der meiner Meinung war. Endlich lösten sich die beiden und Austin stellte Töpfe auf den Tisch. Es gab Reis mit Curry, ein Gericht, dass ich eigentlich ziemlich gerne mochte. Aber heute konnte ich es nicht wirklich genießen. Während des Essens sagten Jaden und ich fast kein Wort, nur Mum, Andreas und Austin unterhielten sich lebhaft.

Nachdem ich fertig war, stand ich schnell auf und verschwand nach oben. Mums missbilligender Blick entging mir nicht, aber im Ernst: Ich war kein kleines Kind mehr, das bis zum Ende des Essens sitzen bleiben musste.

Während ich oben im Zimmer saß, schwirrten mir mehrere Gedanken durch den Kopf. Jaden. Ich wusste nicht wieso aber ich war neugierig auf ihn. Was war damals mit seiner Mutter geschehen? Das heute hatte mich, mehr als ich selber zugeben wollte, verwirrt. Jaden war nicht wie andere. Ich wusste gar nichts über ihm und vielleicht war das der Grund, warum ich ihn besser kennenlernen wollte. Mit Austin schien es, als ob ich ihn schon ewig kennen würde. Er war offen und präsentierte jedem seine Persönlichkeit. Bei Jaden war das ganz anders. Kaum zu glaubenn, dass die beiden wirklich Brüder waren...

Ich grübelte noch eine Weile darüber. Sollte ich Austin fragen, was passiert war, das Jaden diese Narben hatte? Oder was mit der Mutter passiert war? Vielleicht würde Jaden dann...Nein, Bella, sagte ich dann zu mir selbst. Du kannst ihn nicht einfach fragen, das wäre unhöflich. Und außerdem...Jaden wird nicht einfach freundlich sein. Wieso interessierst du dich überhaupt für ihn? Ja das war eine Frage. Ich seufzte. Dann schüttelte ich verärgert den Kopf. Nein, ich interessierte mich nicht für ihn! Damit verdrängte ich die Gedanken an die beiden und tat, was ich immer tat. Kelly anrufen. Ich erzählte ihr, was heute alles passiert war, allerdings ließ ich das mit Jadens Wunden aus. Begeistert schlug sie vor, dass sie uns doch mal besuchen könnte und dann würde sie sich einen von den ganzen heißen Jungs schnappen. Ich musste kichern. "Ne bleib du mal in Californien. Hier ist es zwar ganz ok, aber das Wetter ist nicht gerade toll." Das passte, denn als ich aus dem Fenster schaute, sah ich riesige Regentropfen auf die Erde prasseln und kleine Bäume, die vom Wind hin und her gerissen wurden. Und das, obwohl es heute vormittag so schön gewesen war..."Tja, das ist halt England", kicherte Kelly in mein Ohr. "Das berüchtigte Land für schlechtes Wetter."

"Hey", meinte ich gespielt beleidigt. "Verletze meine Nation nicht! Sonst renne ich zur Queen und petze der, was du gesagt hast." Sie musste lachen. "Dann richte ihr hohe Grüße aus. Vor allem von meiner Mutter. Die wollte die schon immer mal sehen" Ich grinste. Ja, das stimmte. Kellys Mutter hatte Eltern, die ursprünglich in England gelebt hatten. Anscheinend hatte sie diese Vorliebe auch geerbt. "Du ich muss Schluss machen", sagte sie dann. "Wir telefonieren morgen nochmal ok?" "Ok", gab ich zurück und mit einem Lächeln legte ich auf. Seufzend sah ich wieder aus dem Fenster. Dunkle Wolken hatten den Himmel fast schwarz gefärbt und der Wind peitschte lauter denn je. Na klasse, hoffentlich hört das morgen wieder auf. Ich zog mir Schlafsachen an und führte meine Abendroutine durch. Danach setzte ich mich mit einer riesen Packung Schokolade auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Ich entschied mich für Transformers, da ich den Film schon immer gern gemocht hatte.

Während ich meine Schokolade kaute und dem Film folgte, schweiften meine Gedanken erneut an. Allerdings diesmal nicht zu Jaden, sondern Zoe. Wir wollten uns am Montag ja treffen, aber ich hatte vergessen, ihr eine Telefonnummer zu geben. Mist, fluchte ich und grübelte darüber nach, wie ich mit Zoe Kontakt aufnehmen konnte. Vielleicht traf ich sie ja nochmal in der Krebsabteilung...Aber nein, das wäre schon Zufall wenn wir wieder zur gleichen Zeit da wären. Aber vielleicht konnte ich mich bei der Verwaltung nach dem Namen und der Telefonnummer erkundigen? Sofern, die mir das überhaupt sagen würden. Ich stand auf, um nach unten zu gehen. Vielleicht wusste Mum ja noch etwas.

Sie sah von ihrem Buch auf, als ich ins Wohnzimmer trat. Andreas war nirgends zu sehen. Gut so, ich hätte ihm ja schlecht erklären können, woher ich Zoe kannte. "Mum, erinnerst du dich an das kleine Mädchen aus dem Krankenhaus heute?" Verwirrt sah sie mich an. "Nein, Bella, wieso fragst du?" "Naja", druckste ich herum. "Ich habe sie nochmal gesehen und sie ist wirklich lieb. 8 Jahre alt und Lungenkrebs, sie hat nicht mehr lang...Ich wollte mich mit ihr treffen, aber ich habe ihre Nummer nicht. Meinst du, wir könnten im Krankenhaus mal danach fragen?"

"Ich glaube nicht, dass die dir ihre Daten geben werden", seufzte Mum. "Aber wie sah sie denn aus?" "Eine Glatze, sie ist in der Chemo und hellblaue Augen. Sehr schmal und klein", beschrieb ich Zoe, so gut es ging. "Hmmm" Nachdenklich sah Mum mich an. "Lungebkrebs sagst du? Und etwa 8 Jahre...Moment!", rief sie plötzlich, sodass ich zusammenzuckte. "Heißt sie zufällig Zoe?" "Ja", erwiderte ich verwundert. "Kennst du sie etwa?" "Nein, Eine Kollegin auf der Arbeit, ich glaube sie ist ihre Mutter. Ich habe mit ihr am Freitag geredet und sie erzählte, dass ihre kleine Tochter Zoe auch Krebs hätte. Alison Jule heißt sie." "Da ist ja klasse!", freute ich mich ehrlich. "Ich habe sogar ihre Telefonnummer. Und sie war heute auch im Krankenhaus? Komisch", wunderte sie sich. "Ich habe sie nicht gesehen" Mum drückte mir einen Zettel in die Hand. "Probiers mal", lächelte sie. "Danke, du bist die Beste", meinte ich und drückte ihr ein Küsschen auf die Wange. Dann rannte ich mit dem Zettel wieder hoch. Aufregung durchflutete mich, während ich wählte und das Tuten ertönte. Vielleicht war das ja die falsche Nummer? Ach was, sagte ich zu mir selbst. Wie viele 8 jährige Zoes mit Lungenkrebs gibt es schon in London? Ich hielt den Atem an als sich jemabd meldete:

wenn Liebe fliegen lerntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt